Sonntag, Dezember 31, 2006

223

sozialkitsch 37 (stay there)

wird auch zeitmensch
wird auch zeitmensch
wird auch zeit mensch, menschmaschine, rasenmäher, zahlendreher
ganz und gar, durch und durch, hundert grad
wir heizen die vitrinen bis die lorbeerkränze kochen
meister, meister, wir wollten wie die meisten sein
gerade noch gerade noch, und gleich wieder krumm, eingebogen auf die weisse linie
die zeigt sich jetzt schon nackt, die gier
also nähen sich die armen schnell ein beinkleid
das andere vielleicht, nächstes jahr vielleicht
wenn das x endgeil den anfang macht, feinschnitt für grobschlächter!
falsches wort, große zeit, altenthümer, nein diese schweizer
aber seit albert ist schon so viel geist den aether rauf
was uns bleibt sind die geölten leistungsträger
flickschustern sich den frack für baal, küssen warmes kalbsgedärm
scheisstypen, frisch aus dem quartett gekramt
zwölfzylinder, schwarz und dunkelbraun
ofen aus, hat jemand rosenholz bestellt?

222

in, wie, fern

und es ging eine frage durch das land
dass wenn man ein gestrüpp an den strick binden
und an den galgen hängen würde, ob dann das gestrüpp
nicht auch die äste schütteln und
lauthals rufen, dass es ein irrtum und
doch ein präsident sei, der einzig wahre,
und bittere blicke lassen würde
bis zum bösen fall

221

vollmund bei brockenkotz

man ist bei tisch
mann isst bei tisch
mit füße darunter
verrückt
blick in den teller
versenkt
wie der löffel
der sich zäh
aus der brühe hebt
als würde er mir
an den eingeweiden
kleben

Samstag, Dezember 30, 2006

220

ab und dann, jetzt

am tor ein tor, nein ich
ich tor an tür, mit ihr
und über kreuz mit mutterwahn
wir haben vielleicht die wende, aber wir denken zu schwer
fragen wir den wind, fragen wir die stolpernden räder
oder das schiff, am flachwassern, unlängst in tiefen
versunken die hand in der stirn
im meer aus linealen falten
wir machen weiter, sagt der professeur
hoch im hufeland, die hufe hoch im alten wald
verkommen wir immer nur auf diese weise
kann nur soweit wie die ketten halten, ankern wo andere sich winden
und nach und nach, und nach, nach, und nach und nach
diebisches gelächter nimmt mir die wenigen perlen aus der krone
aber auch so, ach so, aber auch so, und auch die können nur wasser adern
blauer mond, blauer mund, blaue glut
ich wünschte mir ein zweites gesicht!

Freitag, Dezember 29, 2006

219

auf gut glück, und anderswo

verflochten nach art des hauses
nummer 15, die viertelstunde ruhm, obwohl
ich bin eher wal als ross, nicht dauphin oder delphin,
von fieberfrucht geleitet, von unstetem verstand, von behäbigkeit auf die nächste ebene gewälzt
ich trage fünf lederlange reime mit mir, kein achtel gefühl
kaum zu hause fällt es mir den schrein entlang wie juwelen
wie reliquien, wie religion, wie feurige beile in den himmel geworfen
wie viele, wie viele andere, wie viele noch, ich bin zu wenig
ich bin zu wenig auf einer spur, zu oft daneben, ich muss mich entgleisen
weiter hinten stehen und liegen und lügen sie
inzwischen dazwischen mahlen die kiefer der zeit so bedächtig
als ob zweifel ein privileg schwerer begüterung sei
ich fühle ein ziehen, verziehen, verzeihen
verzieren sie ihren lebensweg mit einem brückenschlag!
nein, nicht wieder mir ins gesicht, verdicktes glück läuft mir hautnah
mein geschwür, nein, mein gespür, an wen lächelst du?
wen umarmst du, wenn du so denkst, wen streichelt dein gedanke?
momentane verwitterung, ein schreivogel schreitet vorüber
brütet mir nichts aus, euer gnaden, das leben, es ist ein gedicht!

Donnerstag, Dezember 28, 2006

218

ballannahme ohne blitzen

weihnachten in bochum
ein großer wagen fliegt vorbei
sie haben bessere spiegel da
aber kälteres wasser
und der boden braucht ewig, bis er wärmt
wir werden langsam weich
dunkel hier
dunkel um vier und um fünf glänzt
reifer sand und alte kohle, verschiedene waren
bis dreißig prozent gesenkt
noch ein viertel vom wein?
(daheim gären die reste vom jahr)

217

weißendes gegräu

die jungen
haben das fliegen gelernt
die alten das rascheln
unter den wiesen verläuft sich
das murmeln und der himmel
zieht seine decke
über den
kopf

Montag, Dezember 18, 2006

216

schneeblöckchen grau söckchen

da da da da
das das das das
dass dass dass dass
dass das da
nein, dass da das
nein, da das dass

(weihnacht ist wieder schweres essen)

Freitag, Dezember 15, 2006

215

ihr mund ist ein einziges gedicht

befreien sie mich endlich von der nützlichkeit
if anyone would imagine sadness as an old cow chewing
someone could remember closeness as a box full of velvet-coated needles
die farbe rot hat einen sehr eindringlichen überzug
aber hinter den spiegeln wächst bereits wieder das gerücht
es geht um die eine spinne die ihr netz auf seidene gräser webt
um die eine stimme die ihr garn in alle winde hebt
heute ist es gut, es kommen nur noch gute nachrichten unter die leute
trotzdem versuchen die geister der ebene jeden morgen eine andere hülle
und jeder abend wirft die dünnhäutigen flügel der seen in ein anderes licht
ich stehe auf, ich laufe durch die räume, mein atem wird laut
niemand will sich an die bunte tür erinnern
befreien sie mich endlich von der nützlichkeit

Sonntag, Dezember 10, 2006

214

luft geatmet wo nur wasser sein soll

frisch von der leibesentnahme:
wie denn, wieder alles voller frucht
ein nest ohne hase, eine beziehungswaise
kopf schultern, hals tuchen und dann sprung
ab sturz kommen sie ganz alleine zum flug
und von wegen trauma, träuma, träumata
ach haben sie sich nicht so
immerzu die nackte konsequenz
schämen sie sich nicht
dafür sind wir heute in heimischer mission
tempelhof, sie verstehen, rum oder warum
und wir summern alle ein lied
nur das mädchen neben mir
singt vom loch in ihrem herz
aus dem die liebe davonläuft
wie ein gelbes wachs
und ich weiß nicht mehr
was mir den ganzen tag
bis an den hals steht
(aber meine wünsche kerzen schon)

Donnerstag, November 30, 2006

213

freie empfängisvergütung

erbarmen, verarmen, aber wozu?
keine jauchze verunreinigt diesen begnadeten körper
also klangkörper also celline also grobes gestrich
also gegenrichtung, und bewahren sie haltung, mensch!
teilzeit, vollzeit, tollkühn, was sie sich antun
obwohl ihr blutdruck ist von hier, also normal
was heißt schon normal - einen satz machen?
einen halben satz machen, so viele worte, so wenig worte
werte, vermehrte, bekehrte, entleerte, ja sinn haben wir auch
gestern erst welchen reinbekommen, frisch aus dem hinterland
ja da wächst noch still was vor sich hin, darfs noch was sein, nein?
heute keine phänomene, die sind mir durch die maschen geschlüpft
und weg waren sie, ein drahtiges gewiesel sag ich ihnen, wie eine armee
pelziger bratwürste, sag ich ihnen, und gerochen hat es nach darm
das heißt, ja, das heißt, das hitzt, kontrolliert die hand vom herd weggezogen
aber das glüht mir ja durch und durch, meine hand ist eine einzige rote linie
kann ich den fadennichverliern, ja und, mir wird halt schneller fade
eintönig ist auch was, fragen sie john cage, oder brian eno, oder:

fragen sie mich, aber inständig!

fragen sie mich, aber inständig!

fragen sie mich, aber inständig!

aber anständich, aber anständich!

fragen sie mich, aber inständig!

aber anständlich, aber anständlich -

stimmt so, nein, stimmt schon:


die knechtrolle muss einem liegen

(sagt das eiserne verständnis)

Samstag, November 25, 2006

212

flugbahn auf gut glück

später abend krumme gäste eine winklige geste komm rüber
aber der spalt in der tür in der tiefdunklen halben nacht der helle blitzspalt
verweilt eine schlaglänge schlängelt sich auf halbem weg in das gebalg
es zischt mir der fahnengeruch einer tradition durch den traum
vernebelt den garten versteinert die wiesen versteppt das wunderschöne haus
nichts davon wird je wieder beachtung finden ich glaube fast
aber wie kommt die eiserne hand in meinen mantel
später legen wir unsere fußsohlen aneinander
eine büßerbrücke seufzt der junge morgen in sein requiem
verzahnt fischen wir stumm die worte aus der gelobten hand
in zauberers wartezimmer warten wir wie immer und küssen augen blick
als hätten wir uns schon ein wunder gesehen

Freitag, November 24, 2006

211

kurzes monomentales statement des p. aus d.

und mein manager ist wieder abgetaucht
grundlos gleitet er fischmäulig durch den trüben see
tiefenrausch oder höhenangst oder mittleres nachbeben
ich besitze nichts nur eine suchbildschwäche
meine koordinaten verfehlen das geschäft mit perfider präzision
wenn ich an der bank vorüber gehe, kann ich das geld kichern hören
das ist die wahrheit, sehen sie, meine taschen
ein einziges loch, und nicht mal schwarz, nur eben ohne naht, da hält kein stück
kein schein erst recht nicht, die knittern und blattern weg wie trockenes laub
gerade dass man die fingerhäute rascheln hört

Mittwoch, November 22, 2006

210

späte ansicht mit scherbensalat

arme alte
statt sehnlicher such
statt nestwarmem find
statt lichternem klang
statt sänftender lieb
statt knistriger glut
gebrochene tür
patronengehüls
bellernd verspuckt
umhasstes gehöhl
bittres genorm
verpresst und verwalzt
genötet zerdrängt
arme alte
schöne sprach

Dienstag, November 21, 2006

209

gesägt, getan, ende auf aspik

abperlen lassen, junge, lass tropfen, und die späne auf den brötchenteller
holzbrot im holztopf, bald brennt der herd, aber die suppe löscht was sie kann
dunkler strauch, schreiben sie das, dunkler flammenstrauch, das feuer fruchtet
hier bei mir im kopf bin ich der zaunkönig, der bauer ohne pflug
mit bloßer hand reiß ich mir durchs hirn, weil die saat nach unten wächst
tragen sie nicht so dick auf, oder haben sie die ringe von olympia
nein danke, opel fahr ich nicht mehr seit dem kapitän, ja also:
ich wollte wahrheit aber da waren nur noch meinungen
und ein paar von diesen sachen, tatsachen, tatsächlich, sachen gibts
zu mir keiner, noch nie, also richtig, gesagt schon, viele, aber alle eigene
kein kredit, dann doch wieder heiß, zu heiß, und finger weg und ab, kein bock auf so
nie wieder, arri und derci, da vinci und gut
haben sie auch schon eine zigarre im sinn, das gold flittert ja bald wieder
ja, wenn ich weihnachtsseitig denke ist mir ein rausch im kopf
na, uns auch, mit engelszungen in aspik, süß und federleicht
dieses jahr tauschen wir wieder wilde blicke, ich und mein rehauge
ich weiß nicht, wie spät, viel zu spät wird es sein, ist auch egal
die zeit hat mir was vorgemacht, jaja, naja, na sie hieß barbara
und war ein echtes aas

Montag, November 20, 2006

208

kurzen lied

ich habe keinen talisman
(der hunger hat mich lieb)
ich habe keinen sparvertrag
(der hunger hat mich lieb)
ich habe keinen freundschaftsplan
(der hunger hat mich lieb)
ich habe keine ambition
(der hunger hat mich lieb)
ich habe keinen friedensschal
(der hunger hat mich lieb)
ich habe keinen türspion
(der hunger hat mich lieb)
ich habe keinen sommerhut
(der hunger hat mich lieb)
ich habe keinen waffenschrank
ich habe keinen spiegelsaal
ich habe keinen gartenzaun

(der hunger hat mich lieb)

Sonntag, November 19, 2006

207

die zukunft stolpert schon

hüpfender fisch, du maulwesen, ich reib dir die schuppen bunt
und du reißt mir das herz in stücke, ist das auch eine art
eine art ist das nicht, eine kunst schon, also: keine große, eine viele
eine von vielen, eine unter vielen, aber ohne gleichen
angelschnur, fadenspiel, am seidenen faden oder nur am strick, sag bloß
nackte wahrheit und auch noch ungeschminkt, männermünder können nicht lippstiften
die lehre zieht weiter, und die moral reibt sich die käsefüße weich
anstandshalber tragen wir heute die schuhe verkehrt herum und nur wegen der kultur
alles im rahmen, pudelt die kokotte, nehmen sie sich da hinten etwas zeit
aufweichend nein: ausweichend stellt sich das gleis auf den geraden weg
und die mondfahrer setzen sonnensegel, nein, tags wird verschlafen
weil sonst die nomaden über uns kommen (die welt verpuppt)
karstadt hertie kreti pleti, und meinetwegen, auch seti, oder yeti
aber nur als ökogeneration, nicht dass mir das, nicht dass mir dieses, ja vieh!
die kunden aufisst

Freitag, November 17, 2006

206

herr ibrahim sitzt am feuerloch

meine kranken schwestern, aber brüdern sie auch?
beseelt von der wut, betränkt, nein bedrängt von guten gedanken
nichts fällt einem so leicht wie ein kleiner kuchen aus der hand
liebe kost, nahrungsmittelverhütung, ja ja, das geht alles durch den magen
erst die nacht nochmal, und dann davon, und komm nicht wieder zu spät
eine frau alt, eine mutter jung, nein mittelalt, meine mutter auf papier
sterbebett, spätlese, der karton bücherkerzen, der verleger hier, und da, oder da
in paris oder an paris, ein apfel blüht sich weiß durch die stadt der würmer
hungertürme, eisenkäfig, knochenspiel, träge verwintert mir der kopf
im stehen: überschneite ideen, ich muss den faden, halb oder verschnitten
gegenschuss, aber dann: licht blitz, aber dann: zaubertüte, nein: zauberhüte
zuckerguss im märchenwald, alle urlauber gesellen nach frohnau
am letzten bus klebt die eintrittskarte

Mittwoch, November 15, 2006

205

der intendant sprengt, und alle rennen

warum steht die tür wieder offen, das ist durch und durch und ungesund
mir bleibt die spucke weg, trocken kracht silber aus spitzem rund
ab ge um ver be, pi lo ten schein, wer braucht einen pi lo ten schein
piloten sind nahe bei idioten weil sie immer dicht am himmel sind
da läuft viel fern im blauen sand, auch weil man fliegen soll
aber ist alles nichts weil stärker weil schwärzer, nur die nacht nochmal, davon
erst alles so spät, und dann keiner was gewesen, hat so viel
und der kanzler hat volk verkauft, schmiert sich jetzt die lappen, vorher schon
nur mehr botengänger am lichtleitenden fluss, depeche mode, aber langsam
korkenzieher kronenschlepper hafenschieber, und die prinzessinen, nein prinzessinnen saufen teer und husten blei in das weitergehende abendland
denk nicht so viel an die, denk lieber an die ente, an die bilanz
die bilanz bricht durch die decke, aber welche, wessen, zieht euch warm an
pudelwoll den hintern, und pferdearsch küssen und was weiss ich
was diese globalisierung noch so alles von einem haben will
meinen arm kriegt sie nicht, ein bein vielleicht, oder ein ohr
wer leiht dem intendanten ein ohr?

Dienstag, November 14, 2006

204

vorhang, oder nachgang, also als ob

und nahm keinen schuh vor dem mund aber zehen an die lippen
streck dem feld die zunge raus und eine krähe wird sich darauf setzen
eine rabenschwarze krähe nein kälte das land schwitzt nicht winters
dunkles geschnabel und mir wird wieder nichts geschenkt
weil die heiligen noch salz sind, und der pflug nein fluch am könig nagt
dass die welche aus der welt sind auch den weg zurück nehmen
und alle himmelshund sich das geläuf verwünschen
dass doppelter fried die stub verzeiht nein verzieht, versieht. sich vorsieht.
weil am anderen ende der nachrichten
lacht rauchend beinwinkliger tod

Sonntag, November 12, 2006

203

mein mund geht als hund

kleinkarierte bürgerliche, nein kleinbürgerlich karierte, also schreibblock
also hab dich mal nicht so, nur ein paar zeilen
von der zeilen, von der halben, von der ufern
am fluss sitzen drei blindlings weiße raben und suchen ihr nashorn
wir waren in unserem lieblingsfeld nach liebe fischen
die köpfe unter den spiegeln bis die weide aufwasserte
trauer muss elektra wagen, dieses großbürgern und halsische gejubel, nee!
der würgermeister ließ seine frage offenmundig im raum stehen
und es war ihm nicht peinlich sich die diebe, nein klauen warm zu reiben
darum geht es hier, um die verknüpfung einer beziehung, aufbindung
aus der hand gelesen: ein dankeschön und schüttele den baum, da, eine krone
wir wären uns, nein wehren uns, also wir hätten vielleicht, aber so, die andere
und doch sonntagt es wieder im wald, mutter, schnell, den kreidekuchen
die wölfe rasen wie entrückt durch die erinnerung, zu spät
im uhrenkasten klingelt das asyltelefon und das schweigen der zeit
heult wider in den uhren nein ohren, haare zu berge, berge zu tal, ab fahrt
nur spitzen schneiden heute, danke, auch gut
sie machen schöne sachen, ja, leider auch so viele

Freitag, November 10, 2006

202

widderkopf, versenkte schraube

viel hat es nicht gebracht das maulheld sein
vielleicht die halbe miete und ein gelber zahnputzbecher
verfluchter hang, verflachte lage, das grün wächst mir aufs garagendach
aber wir vehikeln weiter, fort schritt, rad setzt einen fuß vor das andere
und rottweil kommt chromtänzelnd über die runden
golden glänzt das abgeworfene wort, spuck mir deine träume ins blut
das ist wenig was sie können, aber kommen sie, machen sie den vorhang zu
nett sein, nett sein, kokett sein, ihre blicke weiten mich
schlag zwölf stehe ich auf der matte, versenkter blick, tiefes bodenwühlen
mir gräbt sich das knie in den kopf, bald hat es die kruste durch
kommt auf die weiche an, welcher zug
sie sind dran? oh, dann gute reise
und gönnen sie ihrem koffer einen griff

Mittwoch, November 08, 2006

201

sozialkitsch 37

kaum müde
träger finden
keinen ballast für
die empordrängende schulter
es bricht
nacht über land
in den fenstern
glüht feine
apathie

Dienstag, November 07, 2006

200

hamburch und schwanzlurch

grindelallee, ja grindelallee, mensch, nie wieder ohne grund und doch ein schritt
mensch, das war doch fürs geschäft, geschäft mensch, geschäftsmensch,
cleveres kerlchen, der springt, der geht nicht, aber bock braucht er trotzdem
ich bleibe leuchtturm, kein dauerlicht, aber so ringe um die augen
und aus zyklopensicht die welt durchbohren und fertig
(unter schafen klammert was)

199

meine ärztin schrankwandelt

neuer ortstermin: der gang der welt
faulhaber, also teilhaber, so teilnahmsloser, noch jemand ohne?
kaum hat man sich aus dem schlamm gedrückt, warten schon die wölf
fangfrage! was nun, abschmieren oder zerrissen sein, haben sie einen verdacht?
ja, frisch aus dem verdachtsregal, erste reihe unten, ja, man muss sich bücken
disziplin ist die mutter der porzellankiste, mensch, pass auf, das ist die tante!
dann lieber waldpfaden, holz über holz, meine schwester will, dass ich laubsäge
klarer fall von wiesensyndrom, fettes grün, aber gänseblüm wundwinkeln
und bald ist wieder weihnachten, türkisch, also turkey, also gnadenlos
das cellophon knistert schon, und der ton, megaton, stille nachtschlacht
bleibt ja doch nichts wie mir mal war, und wunder kerzen nun mal nicht
ein frackträger mehr, ein neuer griff am sarg, girlanden und gelonida
ein vielleicht mal wieder? bitte, sehr, das alte hat löcher, schwarze löcher
und die kunst bleibt auf der strecke, also halde, lang gezogen, hinter mir her
das ist doch dummes zeug, das ist doch stroh, das sie mir da verkaufen wollen
ja, nun, mit lehm gibt das schöne mauern, eine wand sozusagen
aber das kommando geben wieder andere
(der nächste bitte)

Sonntag, November 05, 2006

198

einfall beim sichten eines bild (opas schiff ist rot)

das schwere am schreiben ist die perspektive weil ich bin leichteres
gewohnt und mein rucksack trägt sonst quark und milch und vielleicht auch etwas käse bei und so kann man es dann doch vergleichen und kriegt ein einsehen mit dem augenwinkeln oder dem bild was man malt wo man kritzeln kratzeln tut und wenn der wilde dampfer dann die mole schrammt ist auch sonst alles beim alten nämlich dem blätternden lack die kalte schulter zeigen

197

erzgerades ondulieren oder: die bärenhaut

es strebt mir wieder, also gegen, also widerstrebend
also aus der gegend, also eine begegnung, begnadetes feld
enteignung meiner selbst, also verneigung vor dem glück
mir war so nach mehr, nach fensterblick, wühlende verinnerung
und dich in meinen augen halten und der bauch ist auf entzug
also wird das schon bald wieder, die haare werdens richten
aufzug, aber wohin, was für ein zug ohne ziel, na nach oben doch
also ausflug, also tränen sind auch nur wasserstoff und mein atom
niemand geht so ganz, niemand geht so ohne ganz, kein hans ohne gans
und die käfige stehen schon wieder offen, einladungen verschickt
also geschickt, also sie kennen ja ihre situation, aber hallo! aber ja
konzentration, konzentration, die lager müssen sich orientieren
nach sternenstand kommt sternenfall, dann staub, zerfall, zufall oder plan
die große ebene, flachdach und schaum vor dem offenen gemäul
ich schäume, sie träumt, wir liegen unter bäumen auf zersetztem fleisch
sie sind alle tot
und wir träumen

Samstag, November 04, 2006

196

sozialkitsch 36

und plötzlich ging es beim prozess um sehr viel würde
würde dr. a. verurteilt, würde er seinen vorstandsposten verlieren
würde dr. a. verurteilt, würde er seine bezüge verlieren
seinen bezug zur fetten fülle
seinen bezug zur delikaten macht
lang lebe dr. a., und sein kopfkissen auch

195

samstag, nachts, und das licht bellt

oh mein papa, eine mutter weiter wartet ein fuß
nein ein fluß, in seinem bett, nein in meinem bett,
und hält still, nein hält stand, hält wort,
nein der fluß lügt wie flüsse überhaupt nur lügen können
unter wasser weichen ohren schneller, und die augen voll
und in meinem kopf fleißt es, nein da fließt es
in meinem kopf fließt alles ab, da bleibt nichts liegen
ein restschmutziger gedanke, ein paar körner müder verstand vielleicht
chromblitz denken ab und zu, das sind überschreibsel
ein gutes stück, ein ganzes stück, soviel weg
aber der weg ist weg, der ziel das alles auf ein ende kommt
unser nachbar hat ein teleskop in seinem kopp, fernsehschädel,
stieres glasaugen, verrohtes, nein verrohrtes dunkles schweigen
ich hasse mir und dir nehm ich das auch, so viel übel, selten allein
immer fischmaulend die ganze brut, aber bald ist entenhausen, motherfucker
bald fress ich mich wieder
richtig satt

Freitag, November 03, 2006

194

freitag früh, und wieder kein auskommen

echtzeitdiagramme halbzeit als gefühl, halbwert als signal
mein lot blutet mir aus der nase, bleisoldaten zinngeister
und ich rief, ich rufe, ich lasse die bäume himmelschreien
tiefer brunnen flaches blatt ich verlasse das weissende papier
sobald ich die ersten seiten öffne, ja ich öffne mich
manchmal mache ich mich auf (so bald, ab wann, so eine versuchung)
tief liegendes frühchen, kurz greifendes schmerztheater
willkommen bei schuldschieber und co.,
offene handelsgesellschaft einvernehmliche beschrankung
wo kellert wo kellert denn wo ist denn hier die stufe
und zurück durch das winternahe lauben
zurück in gute stuben ihr hattet recht wie frauen nur recht haben können
ein erstlingswerk als kannengießer da kam es gleich
aus allen löchern gerannt und ich wollte inständiges fließen
aber alles war so nass so war alles wieder zu viel
zu gleich zu spät verfrüht verflogen verzehrt
verletzt am grauen gedanken am alternden einschub
ein querdenken hat stattgefunden und traf mich
an entscheidender stelle, sie wissen schon
da lag ich in meinen blutgewändern, tuch, tucholsky, banner, bandsalat
dreifacher schling im endlosgewebe
gewese vermasche gamasche ich sterbe
nein ich strebe ich webe am losen sand
die küste atmet ruhig ihr salz in die welt
bis das meer kommt, schwebefels, schwerkraftzügler
die pferde sind mir auf ganzer breite ins geschirr gegangen
da blieb kein schrank mehr heil und ein tassen!
flog durch den raum irrlichternd
dann fand ich die ruhe, hinter den stühlen
wo sie mich hingelegt
hatte

193

sozialkitsch 35

kannibalen!
wir sind kannibalen!
leben von der hand in den mund
und dem fuß in den bauch und manchmal
ist es der eigene (fuß, bauch)
kannibalen
wir sind kannibalen
konservieren uns in die regale
schub laden! schub laden!
schub! laden!

192

sozialkitsch 34

was liegt mir denn näher?
was fliegt mir denn weiter?
blume oder blumentopf?
sollte wollte könnte hätte müsste würde
aber und aber und aber aber aber
kandelaber
kerzenstumpf kerze stumpft nein glüht
da ist noch funken!

Sonntag, Oktober 29, 2006

191

mitternacht am steglitzer kreisel

und aber und aber bücherwurm
verflixtes versieren die blüten sind schuld
nein die pollen die vollen die knollen
alte kartoffelknete dass man dich auch mal niederkniet
ein kirchlich tüten in der fußgänglerzone
bestimmt kommt bald ein zebra die streifen es schon
aber blaues licht schadet den amöben
grünes licht macht rasen schön
mit rot kann man dagegen (wär ja noch schöner)
mein mann soll dieter heißen oder meistens karl-heinz
die wahrheit ist ein flickenteppich
und die ganze saumseligkeit fällt aus den maschen
hätten wir nur für eine heizung gespart
hätten wir nur sitze eingebaut
für dieses leben

Samstag, Oktober 28, 2006

190

später dann halb ist

sichel scherben und der tag glüht sich
durch den vorhang wie ein fiebernder pirat
mandelsplitter träumerfalle mein radar rührt ihren schlaf
in bitterer demut wiegt sich die kleine freiheit
auf falkenhayn rascheln leere wespenkörper
ketzernde suffragetten lüften ihre schokoladenseite
ein wenig riecht das moor immer nach ungewaschem haar
kunstglück bleivermassung und der hohe vogel kreist im kirchenschiff
die kümmerfrau bricht ihr schweigen für das licht
abglanz auf papier und ein schirmherr läuft vorüber
auf den dächern regt sich polternd regen
stumpfer platz nickt blass im ton
schön

Donnerstag, Oktober 26, 2006

189

neulich am hasenstall

blick nach vorn im zorn
überkinder waren wir schon immer
sie war krankenschwester und ich war krank
meine erste begegnung verlief auf sand
meine zweite begegnung trocknete im heu
meine dritte begegnung kam unter die räder
den rest muss man nicht ausbreiten
legt euch woanders mit euren schmutzigen gedanken
das wäscht mir keiner hier
die flecken auf meiner seele sind hoffentlich nur schürzenblut
ein ausgekochtes luder weniger
nein ich mache mir nichts aus kesselfleisch
da können sie schön reden wie sie wollen
erstklassige veranstaltung hier
gottseidank haben sie die proleten ausbezahlt
für geld gehen die überall hin
machen die überall hin
nur das mit dem toten kopf
muss man ihnen noch
richtigstellen

Sonntag, Oktober 22, 2006

188

spät zerfließendes siedlungswesen

mutterseifig krönt
der schaum der tage das gesalbte gesäß
erst über hohe berge träumen
und dann nicht angeseilt
ja haben sie den verstand vergoren
ich zäune mich hier zu tode
und sie ja sieh da wieder eine zeitschnecke
die sich langsam wendelnd
durch mein blatthirn frisst
alles wird gut nein alles wird blut
alles wird so – für immer?
ich verschwöre meine natur
und halte es mit den nachbarn
abends blaues irrenlicht
die fenster fest verkniffen

Samstag, Oktober 21, 2006

187

la compression deluxe

ein apfelbaum
ein apfel baum
einapfel baum
ei napf elba um
(napoleon macht sich schnell noch einen sohn)

186

wem das reisig blüht

ab geht das allgewärtig dahin
wo allenthalben allerorten und wieder wider
altes fett am gegenspiess - verpiss dich mittelalter
da ist bloß rüstung und entrostung und
seufzende hautfetzen in fensterrahmen
und flatternde seele im wund nein im wind
muss wohl am verranken liegen nein am verankern liegen
verwirrt vor ort in tiefaugenden gewässern
verrannte verbrannte vernunft und verblichene liebe
die liebe erbleicht, die liebe verfällt sich selbst
ein stumpf, ein letztes monomal
wir blenden wir blinden
wir despektierlichen
in gegensätzlicher begötzung
und verbleiben
verzeihend im verstand
(morgen ist auch noch so ein tag)

185

unvermitteltes schwabengift

wenn du schwer am seilen
und ganz schwer am rudern
und hart am randen
und nur am ziehen und halten
bist
dann steht es da
das kurvengespenst
winke
winke

Mittwoch, Oktober 18, 2006

184

eine spätere erscheinung

ja die armen hör mir auf mit diesen armen
ich steh bei tisch und ruder mit den beinen
man ist nicht mehr bei trost bei diesen preisen
und die schneisen in meinem gehirn
vom schlagzeilen natürlich und auch die gedanken
haben da gewohnt und nur durcheinander hinterlassen
für fast umsonst aber nun sind sie weg
und ich bin endlich
endlich bin ich die gedanken los
hand drauf und herz frei gestochen
da wird mir wieder wie mir damals war
als tante klara noch nach kuhstall roch
wenn sie von den pferden kam
den mund perlweiß verwinkelt

Sonntag, Oktober 15, 2006

183

bericht des kleinbürgerlichen z.

einmal all jahr
wischens dir
ungefragt den arsch
und den rest an zeit
spuckens dir
täglich ins gesicht
wählermassaasch
sagens die politischen
und dann lachens
und kümmern sich
einen dreck
ihren dreck

Freitag, Oktober 13, 2006

182

glaube nicht, dass dich jemand in die irre führt.
da bist du schon.


(haarmensch verparkat, filzkopf, bierflasch, le park)

he! he! wo sin´n deine skier? höhahahöh!

(walkmensch enghosig, schwitzkopf, stöcke, le trainingsstreck)

und du? wo ist´n deine buchhandlung?

(haarmensch stutzig, murmlig, traurig)

(walkmensch grimmlig, weiterwuchtend. traurig, irgendwie)

Mittwoch, Oktober 11, 2006

181

auf ganzes und einhalb

na jana
achja na
kaputtja wiesoda
na daja so soja
so warja wie ninja
nie ninja janina
vergessja manieja
zerhauja zerfetzja
und brennja
zu letztja geglaubja
und nieja verzagja
beweistja garnixja
bloß windja
kann sagja
kennt ganzja
den liedja
na jana
naja

180

im grund ein wiesenpfund

spät klettert mir letztgefunke
ins mani mechanistan
eine gehörn rät zur zielpflege
ein gerät zum augenmund
ein gerät zum salzscherz
ein gerät sich schmer abzubauchen
ein gerät für scharfblinzlernde
ein gerät für monogaffer
ein gerät gegen allie
ein gerät gegen verbellte
ein gerät mit sichelstorno
ein gerät mit kurblei
ein gerät mit ohne stumm
wie es nie und nie zuvor
niemand nicht
hören kommen sah
(und dann danach)

Montag, Oktober 09, 2006

179

das wesentliche holzt

und niemand habe sich
weniger als an und vor
und nach zu sehen

schon das über
oder aber ab zu sehen
wird als schwer wiegend

meuchlings
dem langen hals
in wendig verkopft

178

lern dich speckgürteln

was da was denn halb ledert da noch herz
mantelfrosch schiebt künstlerpulver in den arm
aber fructose ist bloss ein halbes geschenk
das gluckst nur so am schnabelmund
spitzfischend schlägt empörung durch die welle
da macht gevolks die runde
lasst ab lasst ab lasst endlich wasser ab
leeres rohr biegt sich im fahrradschrank
ich habe die tür verlassen aufgefunden
schadenfroh gelenkwellt mein hirn
der junge abend heult mit schafsgeleut
ein wölfriges vermächtnis
im kauerwahn sinkt die belegschaft
stumm

Sonntag, Oktober 08, 2006

177

melodram auf hundehäufchen

sieben
sieben
siebenundzwanzig
siebenundzwa
siebenundzwa
anzig
anzig
sieben
undzwa
sieben
undzwa

(soooooooo)

176

johannisthaler kürbisbrot

wir warten
wir warten
wir warten schon
so lange
wir warten
wir warten

(führende bankangestellte führen das verschwinden von autorität auf das fehlen von stehplätzen zurück: es sitzen die falschen und das andere liegt herum.)

175

ein trost für ein halbes erbarmen

große kollision und nur geheime polizisten
kleinbolzen hoffnung schreit nach profit
dada für dieda für dodo für anlegestelle
wir sind ein schleim ein schlock (ein) thorsten
kommt knallbein schamgebeugt in den erbsenwagen
lässt sich tiefstes gefühl ernten
wir und unser hang ein einziger schlitten
rotznase
rotznase
silbernase osterhase
rotznase
rotzhase
wenn die gute sonne grützt
befleckt vollkommene demut meine gedanken
ich schlenkere nasenflügelnd ein spinnenbein
gutmenschliches getränk mit höllenzahl
und siebenunddreißig war kein jahr um damit aufzubrechen

aber das licht war schön

Freitag, Oktober 06, 2006

174

und viel glücks

bistn für eine
hastn zu tun
willstn von dem
machstn fürn gesicht
da legst dich hin
kein angst
mir kommts gleich

Donnerstag, Oktober 05, 2006

173

wassern und schaden

ein klappern noch
storch den fuß die nase
storch das auge in den salat
da muss doch mehr grün ein bein vielleicht
durs durs geh mal wieder kanzlerworten
geh hören gut geh staunen still neuer hoffnungsträger
wir warfen lichtlohe bilder an die wand
nur stand da einer und raucht und was wollen sie
ihr letztes stündlein schlägt ins leere
sie sind längst geschichte
hab ich gesagt nur um ihn wegzukriegen von der wand
und da ist er auch gleich um die ecke
wo ihn der aushilfsfahrer totgefahren hat
was soll man machen was soll man nur
ist schwer mit gutem personal heutzutage

aber das licht war schön

172

ach gottchen
ach leutchen
glaubt denn jemand
ernsthaft an wiedergeburt
wo die glaubenszangen sich wieder
eng an die köpfe hirschkäfern
die heiligen blutsbrüder teilen sich zünftig die wut
verbrennen sehnsüche im doppelpack
echte männer brauchen krieg
sonst gehts nur wieder ans schafen ziegen oder eseln
die große freiheit muss die anderen in fetzen sehen
erlösung frisch in das blutende fleisch gerieben
tausend beinscherende jungfrauen warten
auf ihr unbeflecktes verhängnis

Dienstag, Oktober 03, 2006

171

mund voll kürbissen

noch flammt
mir ein rest sommer die
hungrige haut
schon schiebt sich
herbst den dicken
hintern vor mein gesicht
mahlzeit
alte rübennase

170

fartia e muertes

bitte
soll doch
jemand anderes jetzt
den brandstiftler machen
mit so wenig weisheit
wie ich in einer hand tragen kann
und so viel dummheit wie in mein ohr passt
wie oft sind wir auf den schienen gelegen
bis die nerven schrien
erstens jung, drittens irre, irre
irre parabel
auf sturzpflug durchs vaterland
die spur der steinernern erzeuger zerlegend
dieses erzgesichten
trümmermann mit bartpappe
das falsche lachen schief
im rechten
winkel

Montag, Oktober 02, 2006

169

apfel droht baum

aber balde wird sich was tun
dann ist aller tage abend
(und der nächste morgen auch)
balde ist aller tage abend
(und der nächste morgen auch)
dann ist wirklich aller tage abend
(und der nächste morgen auch)
balde ist endlich aller tage abend
(und der nächste morgen, auch)

(wieder ein licht, in ihren augen)

Mittwoch, September 27, 2006

168

in friedrichshain tanzt mäusekopf

so ist es immer
abendmund hat pink im rund
erst singen sie ihr lied
dann fangen sie an zu stinken
der code heißt spaß
sprechblasen salzloser gehirne
aufgestelzt durch den kunterbunt taumelnde
im zuckerschock der eigenen wünsche
lifestyle geblendet
(man trägt jetzt wieder zyklop)
irgendwann wird abgewischt, sauber abgewischt
irgendwann
kein kind von traurigkeit, bloß nicht
(halt den schnabel, heule)

Dienstag, September 26, 2006

167

kleiner tagtraum des großen vorstandsvorsitzenden

ja mein gott, stimmt. es ist richtig. wir sind dabei, wir machen mit. wir bauen die brücken nach drüben. also ins jenseits, das nach dem tod, sie wissen schon. jetzt sehen sie mich nicht so entsetzt an. das ist sache des kapitals, das kann nicht jeder. die kirchen? auf keinen fall. vom prinzip her gut organisiert, aber viel zu wenig autorität. und glauben sie ja nicht, dass das einfach war. von wegen, da wartet ein paradies auf der anderen seite. da liegt nichts rum auf der straße wie hier.

ob ich die da oben? na klar. himmeln auch nur mit wasser, die da oben. und jetzt brauchen sie uns. ja uns, natürlich. von wegen kamel und nadelöhr, zum lachen sowas. wir sind die reichen, das kommt von reich, verstehen sie. das gehört zusammen. wir sind elite, die brauchten unseren sachverstand. völlig in die jahre gekommen der laden. naja wir bringen schon schwung rein. lohnt ja auch, so ein stück ewigkeit. ist was für spezialisten.

beweisen wir täglich hier, also hier unten, noch. na klar, wir schaffen werte. ist nicht einfach sowas, bei gott nicht. nur wer ein auge zudrückt oder zwei, kommt durch die mauern des erfolgs. na klar, werden die armen wieder jammern. hilft nichts. wer kapital hat, hat die zukunft. war schon immer so. außerdem - wir brauchen raum und zeit. zum arbeiten und auch sonst. geschäft muss laufen, das ist die regel, die unternehmerische freiheit. kommt nicht von ungefähr. muss es halt opfer geben. können die weniger bemittelten ihren beitrag leisten. sind der boden, auf dem unser erfolg ruht, sozusagen. war aber schon immer so, wie gesagt. klar sind wir wichtig. ich meine, wir kapital- und werteschaffer sind schließlich was besonderes. die krone der schöpfung, wertmenschen. ja doch, mehrwertmenschen. muss man schon auch sagen dürfen. zugegeben, das sind nur brücken. aber brücken nach drüben, etwas noch nie dagewesenes. und es ist ein anfang. da kommt noch mehr. ganz sicher.

wir hätten auch nein sagen können. oder gar nichts. alles wäre geblieben wie bisher. aber das geht nicht. kann nicht sein, dass die besten schweigen in so einer lage. wir haben verantwortung, ja, auch für das ganze. sind da, wenn man uns braucht. so viel zum thema selbstsucht. nein, man hat uns gefragt. von oben kam das. also von ganz oben. und wer würde da nicht. ich meine, von ganz oben, das ist schon was, so eine anerkennung ist das. weiß man wieder, für was man die ganze jahre früh auf und spät zurück. und nie über die stränge, wirklich. vielleicht ein mal oder zwei, nein drei, dann eben vier mal. aber das letzte war ein unfall. sowas wie eine göttliche versehung. meine frau? weiß nichts davon. würde ihr nur schlechte laune machen und mir die konten leer. da ist schweigen wirklich gold. diesmal.

Sonntag, September 24, 2006

166

in stiller rührung schweigt die zeit

ja so n goldköpfchen wie du
mit brille kann schon staat machen
aber der kopf muss halt auch dazu
ich fliege manchmal nachts über der stadt und
wenn ich aufwache riech ich nach benzin
das liegt dir im blut dein vater war
flügelmann in seiner kneipe
immer was unter die arme geklemmt
tresen knüppel oder irgendein weib
ein bild von einem mann nur das mensch sein hat er
manchmal vergessen aber das kommt vor
hat überall seine marke abgelassen der alte
und du stehst rum und
riechst nachts benzin

Samstag, September 23, 2006

165

brief aus kalter lohe

und du? bist doch auch nur kleines licht, und beim ersten schatten rennst du weg wie alle anderen. kleines gelbes licht, flackerst im fenster und wartest auf den wind oder die gardine. ja, dein brennendes verlangen. die heiße wut im ganzen haus zu verbreiten, das wär was! reicht aber nur bis zur bettkante, deine glut, dann gibt´s schon wieder kalte füße. aber offiziell nichts anbrennen lassen. schon mal schwarz geärgert? ach so. scheine gekriegt, löschpapier. und dann ist wieder alles schall und rauch und was weiß ich. asche auf mein haupt, das regnet mir heut wieder die radieschen grau. deine maus.

Freitag, September 22, 2006

164

will nur ententasse schnäbeln

du fickst mein knie und mir geht’s gut
du fickst mein knie und mir geht’s gut
du fickst mein knie und mir geht´s gut
dabei hat bloß mein knie
dabei hat bloß mein knie nachher die weiche rote stelle
dabei hat bloß mein knie nach her die wei che ro te stel le
und unser speichel sammelt sich
und unser speichel sammelt sich
wir lecken ihn von unserer brust
wir schlecken ihn aus unserem mund
ich schlürfe dich und du schlürfst mich
und reibst mein knie und reibst mein knie
an sei ner wei chen ro ten stel le
du fickst mein knie und mir geht’s gut
du fickst mein knie und mir geht’s gut
du fickst mein knie und mir geht’s gut

(so much content)

Samstag, September 16, 2006

163

schwer atmendes schwarz

vier uhr einund
dreißig und die
stadt schmiegt sich
weiter eng an ihre
dunklen gestalten
klanglos brennt die
minute durch den
scheiterhaufen der zeit
vor den staunenden augen
der verwaisten kinder
meiner früheren gedanken
taubes schweigen am
feuchten wasserglas
einsamer wunsch
will mir den
zweigesichtigen winter
vor die tür und
in meinen
kopf

Sonntag, September 10, 2006

162

ein sonntag ganz entschieden grün

kaum sind mir die augen wie verrückt aus dem
gesicht gesprungen
kommen schon die wilderer aus dem
kopfgestrüpp
lauthals zähne reibend und wülste
klopfend
wir wollen fett! ins mark!
und fleisch! ins hirn!
auch gut. scheisst das hirn eben wieder
fadenwürmer
und beisst die hand die es füttert
ein freund von mir schmiert sich immer
eigenen saft in seine
nase
der ist ständig von sich high
und ich könnte auch mehr aus mir
machen
bloß ist mein lächeln für die muse
nicht irgendwelchen irren herrn
sanft
beugt sich mein kanu die welln

Donnerstag, September 07, 2006

161

entferno mit niederkunft

so gern aus freien stücken
ein allgemeines guten soll müssen sein
ich könnterte doch vielleicht ob
aber ich wöllte ja nur, und wieder
ich mächterte nur beflissenschaften
ich brächte die welt um und verstand
ich ließte die löchers bewanden
ich knöterte täschrige täschrige
ich leiberte schnurlings geraden
ich bliebs in stiller verweisung
ich flüsterte mich um das geglaube
ich ging dann mal um meine wegschale zu suchen
am ende wieder schicksal prächtige verleuterung

Mittwoch, September 06, 2006

160

nachtgebet der kinder vom hof

die fabriken sind gut
sie wärmen unsere körper
und füttern unsere brut
sie geben unseren gedanken farbe
die farbe des metalls
die farbe der maschinen
die farbe der chemie

die fabriken sind gut
sie produzieren stolz
und generieren neue werte
sie schenken menschen wieder sinn
sie führen das gelobte land
sie leiten das geliebte land
sie korrigieren uns den weg

die fabriken sind gut
macht den fabriken
alle macht den fabriken
lang leben die fabriken
lang laufen die bänder
ewig singen die fabriken
wir sind tief in ihrer schuld

159

mein eisenfisch
rostrotes haar
blättriges gedächtnis
maul auf maul zu
mal quietschen die verflossenen
mal quietschen sie nicht
(3 mal täglich tinten)

158

polieren
politieren
und immer
den mund offen
und die taschen
polieren
politisieren
zeigefingern
schuldwunden
und immer
den mund offen
und die taschen
so tun als ob
so tun als wie
so tun als wenn
als wenn nichts wäre
ohne sie

Dienstag, September 05, 2006

157

ach niederträchtig
ungemein ist ja jetztlich
wieder so gut verkommen
aber nah an der quelle
würde ich dem krug auch nicht entsagen wollen
und was treibt uns
wenn nicht die leerzeichen überall
verwünschte befremdung
grob gelenktes funktionieren
grassierendes verächtnis
heilig glühen mir nägel die hand
mein kehlschatten fürchtet
die helle begeisterung
saugt vielleicht nur gewohnheit
diese milchige erkenntnis
die mir jetzt den mantel
aus der tür hängt
frappierend nähert sich
ein idealer grund

Montag, September 04, 2006

156

alle menschen werden brüder
(die schwestern üben noch)
feinfühlen wie sich ihr augenlid aufrichtet
menschenhaar schmilzt nicht im mund
nur in der sonne, da wird man bleich
mit muttern ist nichts mehr (zu alt sagt der geneter)
mein beitrag zur wegwerfgesellschaft
frei und willig den deckel in die hand
(das schlag ich dir jetzt aus dem kopf)

155

herr m. aus ko. hat einen traum

kinder wegschließn
frau verjagn
nachbarn totschlagn
politiker erschießn
haus verbrennn
zeitung abbstelln

Sonntag, September 03, 2006

154

ich krieche jeden tag
diesem computer in die eingeweide
mit meinen augen
und nie ist mir
ein licht aufgegangen
dabei
(aber das sieht man nicht)

Dienstag, August 29, 2006

153

03:45 wäre ich zwei, es würde mir auch nicht anders gehen. nur öfter.

07:10 flach fließen die gewässer, und murmeln (mir kommt das alles panisch vor).

17:56 man müsste: beziehungen haben. wind- und darmschlüpfrig sein. aber: beziehungen hat man nicht. sie haben einen.

19:01 ach ja. ach nein. ach ja. ach nein. nein. ach ja. oder nur noch. nur noch doch.

Montag, August 28, 2006

152

endzeit mit bierkrug

ein mürrisches gerolle über der tintenbrühe, die uns die große mutter zum mittag bereit gestellt hat, ja, ja, ja! das wird flecken geben, und ein gegurgel und gelbes reissen querst durch den horizont! bis es sich was hat mit der wilden wut und das lichte blau wieder den bogen macht. und abschließend: wir! haben es immer! gewusst!

Sonntag, August 27, 2006

151

auszeit mit haustier

ganz edeltier
schält sich der fisch
aus seinem abendkleid
auf meinem küchentisch
und sein letzter rubin
glänzt friedlich
in das katzenauge

150

seufzer des heimathelden 50m hinter der front

wenn es nur wäre
wenn es nur einfach wäre
wenn es nur einfach schon wäre

wenn es nur schön ist

Samstag, August 26, 2006

149

an den häusern
schwitzende kästen und ein strahlender hund
ein summender löwe
auf den straßen träumt der stahl
gobi ist in prenzlau über den berg
und ein feines maschennetz aus hitzefäden
überzieht das ganze land
tortenguss
sonnenkuss

Freitag, August 11, 2006

148

tonträger
steine scherben schießen
wir vertrauen der sowjetunion
wir verdauen die sowjetunion
(schwere zweifel plagen)
am horizont glühen die zigarren
menschenfleisch wir riechen menschenfleisch
(die freiheit der gourmanden)
das kapital ballt seine panzerfaust
den blick frei für die plakate
schönes neues geld
man wollte es gäbe mehr vom sinn
ausser alles zu verbrauchen

Dienstag, August 08, 2006

147

meine fresse
deine fresse
unsre fresse
erst voll milch
dann voll käse
meine fresse
deine fresse
unsre fresse
angefresse
vollgefresse
abgefresse
satt
meine fresse
deine fresse
unsren frass gib uns wieder
(heiliger bürgi, halt uns den schlauch!)



........(nachtrag)
meine fresse
deine fresse
alte fresse
kalte fresse

146

vollgelb dröhnt himmelsgeiß
wasser bricht sich durch die zellen
rot röhrt nase aus glühenden höhlen
parkseitig flüchtet das geflügel
vor dem gebräunten geläuf das sich
beinhart seine runden winkelt
ich keuche sie keucht er keucht es hustet
weiß leuchtet hinterköpfig das erlösen
gnade heute bist du mir bosch

Freitag, August 04, 2006

145

und der bankert reibt
sich die hände seiner magersüchtigen geliebten
wieder eine billion schön eingesackt
der rat wird augen machen und ihn ehren
und ihn wieder hoch belohnen
und die kurse steigen
und die kurse steigen
und der regen fällt

Donnerstag, Juli 20, 2006

144

wenn es so heiß ist laufen einem die gedanken wie ein böser käse aus dem kopf
ein zähes gelbes geweiche und schuld hat nur die spd
(diese camembert-sozialisten)

Dienstag, Juli 18, 2006

143

ick danke j.
ick danke j.
ich danke dia
für allet
wat so wa
un wat noch is
ick danke j.
ick danke dia
ja woll

142

frühersdorf das haus ist aus
auf pferdepflastern bollerwagnisse
zaghaft röchelt faden fingerzeigend in den östlichen gries
die bilanziermeute reibt sich rosa krawattenhälse
man solle festlich sein und farbe an die wände werfen
und alles verdrängelt zu den einwegmarken
noch etwas eingefleischtes für die hunde
doch die profiteure glauben nur das gute an sich
blauadernde grossfressen, weihrauchend das beissen betäubt
nehmt das und hier, stehlt auch davon, aus reiner liebe zum detail
endlich wuchern wieder die barockbalkone
und von lila dächern perlt fetter stolz
wen kümmert da schon rost am eisenherz

Montag, Juli 17, 2006

141

05:57 zuviel blutdurst macht die zähne lang. zuviel eifer frisst das herz. zuviel kerzenlicht fördert die verdauung.

10:13 rolf sagt: alle länder, die mit m anfangen, sind mies. malaysia, mexiko, marokko. maden-württemberg.

13:57 du musst den leuten zeit lassen, mit deiner moralischen inkontinenz schritt zu halten. niemand lässt sich gerne anpinkeln. auch nicht von einem genie.

20:16 achilles war halb mensch, halb prophet. als man ihm die ferse aus dem staub hob, war nichts zu entdecken. außer einer luftpostmarke.

Sonntag, Juli 16, 2006

140

sonnenflecken blinzeln
auf dem verstrohten klee der mark
reiner wein und feines tier
das gemeine volk liegt eng beisamm
unter niedrig segelnden wolkentischen
solange wie die gäns noch keult
und der bien noch summt
heut wird kein kork mehr
zurück in grünes glas gepresst

139

hackbeilend keilte mir der kleinmut damals dortzulande die ersten zarten triebe weg, auf dem land da wo die metzger wohnten, rote gutgesichter, die schürzen täglich frisch gewaschen und kein aufruhr vonnöten wenns da was gab wars ein gelage ein gemenge kein gemengele und dort unten tief im schwaben hängern sie den mist noch immer auf die felder weil ihre ernte immer noch so ist wie die familie es sich ins blut versprach

Samstag, Juli 15, 2006

138

sonne leopard
mond schnee
und sterne
(ihr lächeln ist voller sterne)

Freitag, Juli 14, 2006

137

aschgraue plastiktüte
mit wachsgelbem sonnengesicht
geplatzte illusion
aus der unterzeile der gesellschaft
ein fuß
halbes ohr
der kopf dazu und
schmutziges haar
und das wuchern von erkenntnis
da könnte auch ein anderer
als puppenkörper sein

Donnerstag, Juli 13, 2006

136

ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
(meine ohren sind zu)

ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
(meine ohren sind zu)

ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
(meine ohren sind zu tief)

ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
ich kann es nicht mehr hören
(meine ohren sind zu tief in das wasser dieses sees abgetaucht, den ihre traurige stimme jeden morgen mit neuem tiefgang füttert, er wird eines tages überlaufen und das ganze land überschwemmen, auch das stolze bäumchen unserer liebe, und das einzige das ich dann noch hören werde wird das abendliche rülpsen unserer walfisch-nachbarn sein, und das ist auch nicht schön)

Mittwoch, Juli 12, 2006

135

cattera o cattera
vorsterb brachliegt die landsch
und der damp ohlein kahm duhn nicht mehr
wollusien vermeert nist schlickers
absends keert mir die kuhle glud ins obrschtieb
verbrachere verbrochera kam kamerra diebs italii gezinkel
brutual breewein kosst merdyschock
kardatsch glühwurz bisz haarez musterfa
(schlung!)

134

als ich das haus des despoten verließ
brannte meine stirn vor glück
als ich das haus des despoten verließ
kehrten mir die farben zurück
als ich das haus des despoten verließ
sah die angst mir lange hinterher
und es verließ mich der faule stolz
als ich das haus des despoten verließ
an der einen hand das staunen
an der anderen das kleine wunder

Dienstag, Juli 11, 2006

133

und nie faul und immer reif
und selten für jeden und manchmal für sich
und viel alleine und auch wieder nicht
und oft daneben und mitten aufs maul
(klatschmohn hieß das glück)

also vergessen wir die vergorene zeit
bei einer flasche gin und einer tür
um sie hinter uns zu zumachen

Sonntag, Juli 09, 2006

132

blau
pinkelt mir
die phantasie ins grau
macht mir einen
strich
durch die rechnung

131

und das gelbe licht der häuser
fällt uns abends vor die füße
hingeworfen wie ein müder blick
nehmt euch was ihr braucht
aber nehmt euch nichts zu herzen
eine mutter weiter ist wieder glaube im haus
und der minister schickt die soldaten
ihm den weg zu räumen für seinen schönen wagen
uns schweinevieh borsten sich die widerworte
in den hals und in den mund
wir bersten still
platzen stumm vor uns hin

Samstag, Juli 08, 2006

130

glaubst du wenn du still bist
wird man dich nicht sehen

glaubst du wenn du klein bist
wird man dich nicht hören

glaubst du wenn du lieb bist
wird man dich nicht bestehlen

glaubst du wenn du arm bist
wird man dich nicht hassen

dann glaubst du auch dass
wenn man rote hemden trägt
wird man präsident

Freitag, Juli 07, 2006

10X12(et 9)

dann ist ihm ein gedanke groß geworden, dass der tod nämlich nichts als eine tür sei, eine kleine schiefergraue tür in einer wild bewucherten mauer, ein grauer fleck im saftigen sich himmelwärts türmenden grün, eine kleine unscheinbare, schmutzige tür, und während er noch dachte warf sich ihm schwer die angst auf den gedanken, dass er den tod als klein und schmutzig bedacht hätte, und dass der ihm das übel nehmen könnte, und das schon bald. zu bald.

Donnerstag, Juli 06, 2006

10X12(et 8)

hoch auf schrägt das zukunftsdach
so nah am überschau
hält die liebe not dann wieder
unsere schultern eng zusammen und
die gehende generation staunt still
vor dumpf stehenden gewässern
flaches gelächtert und hinterstirnig
begräbt sich die wut
aber wo dunkel eine bitte ist
glüht manchmal ein weg
und nur ein könig findet nichts am zaun
(ein könig lässt suchen)
ganz bürgerlich zählt jetzt nur eins:
fort und im weitesten sinn schritte zu machen
so mühsam das bein sich auch hebt
bei meinem entenverstand

Samstag, Juni 10, 2006

10X12(et 7)

kam heim und

da war es ein

sch-recksgetier

im späten zimmer guckt mir mit halb verwirrtem was

willsten frag ich das

sch-recksgetier

aber es hält die

zähner zischestille und krocht mir

nah noch näher da nehm ichs mir fest

vor und werf es weit

mit einem blick zum hoch

ins nachtgehimmel wo der

mond so eben seine blauschimmel wieder

auf die milchglasweide

chict

Freitag, Juni 02, 2006

10X12(et 6)

mondänes gloriolen und wie seegras wogt das geschopf
schwarzäugend biegt das rehliche sichergehend durch die manege
aber nicht mal halb hebt es den kalbenden geschäftlern das stiere blicken
an der ecke schäumt die straße über vom hitzigen verkehr
(mit verlaub: das sind mir bäume, herr schatten)
bis sich mir ein brisen lächelnd in die beine fährt
zwei flundern weiter porschen sie sich die angst aus dem bauch
trinken am ku´damm wattierten kaffee und machen gute miene
im goldverzurrten mundwinkelnde manie
keiner für sich genug
jeder wie jede und alle allein

Donnerstag, Mai 25, 2006

10X12(et 5)

früh morgens
auf dem balkon
dachte er bei sich
wie es wohl wäre
einfach in der sonne sitzen
zu bleiben und während
er noch dachte lief
ihm leise die zeit
davon
und er lächelte
und ließ es geschehen

Montag, Mai 01, 2006

10X12(et 4)

zähl den senf
zähl den senf
(ich habe keine grübchen)
ein paar meilen weiter blüht schon das juli-tier
und sie kam mit wolkenschuhen auf den balkon gerannt
sie blitzen! sie blitzen! sie blitzen und du strahlst!
und warum auch nicht
und warum auch nicht
ein brötchen ohne schlitz
wird liegen bleiben
(decke zu)

Sonntag, April 23, 2006

10X12(et 3)

verwissensgewahre
und dann schieben wir die öffnenstür
willkommenieren unseres freundes schafftliche
und schabernackes gelachtern und
wie viele
und wie viele korrecktieren sich
den ganzen nachschatten
gewächstes kleidcremen sagt manni
abgeschmankter sagt fraui
nicht
trenkt sich leiber greibend
fasst sich getrink
schadudernd

Montag, April 17, 2006

10X12(et 2)

und dann natürlich luftmaschen ein netz
aus lauten worten ein gespräch
solle das werden seine zukunft
habe man zu erörtern
wo das denn sei diese zukunft
fragte der delinquent den fallensteller
na überall wo er sich das vorstellen könne
ach so meinte der delinquent ach ja
die zukunft na da bin ich

noch nie gewesen

Sonntag, April 09, 2006

10X12(et 1)

strebsam
wächst mir das bedauern zu
wie ein windschiefes ranken
von weiß blütrigen braun fingernden trieben
und auf ein neues werfen wir
die augen auf bleiern verglaste kugeln
wie viele tonnen verendeter träume
einem auch wieder die hoffnung deckeln
sich gewehrt zu haben war nicht das schlechteste
sich versagt zu finden das schrecklichste
bleiben die fragen der kinder
in ihren blicken aufbewahrt
die sorgen falten uns wieder das fell
und wir fürchten die spiegel der schlafenden zimmer
wie hasen flüchtend aus krachenden wäldern
wie schnee über die höfe der schlachthäuser geweht
früher wollten wir wie wölfe sein
aber die stadt brauchte hunde

Sonntag, April 02, 2006

10X12

wahrscheinlich wollten wir uns nur
das beste für das finale aufbewahren
aber schon fällt uns der schatten
wie ein ledernes versprechen ins gesicht
schlägt uns die schlange mit ihrem schwanz
beißt der verstand sich die ohren wund
der große pan ist tot
seine mörder halten reden
wir atmen die leere zeit
sitzen in schneegrauen häusern
auf gebrochenem stolz
warten auf die schnecken
die langsam den weg entlang altern

Sonntag, März 26, 2006

eenhund+19

und so
da ihr nun einmal
hier seid sprach gott
zu den versammelten
seid friedlich zu
diesem ort und freundlich
zu seinen gedanken
und die wegelagerer
aßen und tranken und
nahmen nur das was sie
für gerechtigkeit hielten
aber mancher jungen seele
in ihrer alten lederjacke
war schon das zuviel und
sie verbargen ihre schatten
und dazwischen tauchte
die sonne ihr licht
in honigtöpfe

Sonntag, März 19, 2006

eenhund+18

die morgen
als wir durch die wälder brannten
und unser schrei den himmel einriss

die tage
als wir uns in schwarzen uniformen versteckten
und den scheren der vernunft davonliefen

die abende
als wir uns dem weißen raben wahnsinn näherten
und lachend bunte bomben warfen

die nächte
in denen wir nur uns gehörten
von propheten betrunken und von einer heiligen berauscht

diese zeit
als wir alles wissen fühlen wollten
diese zeit
glitzert

Sonntag, März 12, 2006

eenhund+17

07:45 gestern habe ich ein buch verschlungen. naja, es war ein kleines buch, das bestimmt nicht dick macht. aber wirken, wirken tut es schon.

09:03 ich finde, wir sind uns schon wieder ein stück näher entkommen. ich meine mehr, also mehr in die nähe gekommen. das verklärt doch einiges.

14:36 und wieder so ein museen. so eine rahmenhandlung hier! ein irrtum der natur, wie ein wasserschaf!

18:18 so ein wenig morden, so ein kleines töten nur. was soll schon sein, was soll schon werden? ja, schon gut, das winterfell juckt eben mehr als die sommerhosen.

Sonntag, März 05, 2006

eenhund+16

tiere sind besser als menschen, sagte sie mit den augen auf dem tisch. ein tier würde nie töten wenn es keinen hunger hat.

stimmt nicht, sagte er mit der zeitung in der hand. wissenschaftler haben affen entdeckt, die regelrecht auf dem kriegspfad waren. die haben sich versammelt, um andere anzugreifen und auszurotten. auszurotten, verstehst du?

sie schwieg sich die gedanken im kopf zurecht.

dann sind das keine tiere, sagte sie mehr zu sich selbst, sondern halbe menschen. heißen ja auch menschenaffen.

sie saß still in der mitte des raums, mit den jetzt anderen gedanken im kopf, die eine reihe schienen formten.

die schienen glänzten in der sonne. die sonne war am untergehen.

der himmel war rot.

Samstag, März 04, 2006

eenhund+15

verzagtes stöbern nach dem flügelschlag

und die angstlöcher markieren das nichts und das licht bricht ein

auf diesem see dunkler fragen und ein gezahntes rändern ist jetzt

und auch woanders wandern sich die dinge ab auf der suche

und niemand weiß so genau warum wir eigentlich

und wie lange noch

Sonntag, Februar 26, 2006

eenhund+14

drei stunden habe ich damals

jeden sonntag an meinem bahnhof gesessen

und den rauch eingesogen

und gewartet wie das wasser eines sees

am morgen nebelschwanger auf die sonne wartet

bis sie mir endlich in die stadt kam

und ihr hauch wilder gräser


.......................................


variation: el loko


drei stunden habe ich sonntags an diesem

bahnhof gesessen und gewartet und geraucht

wie eine alte luftfressende dampflokomotive

drei stunden habe ich gewartet wie das wasser

am see wartet der sich im morgennebel badet

und wie die glut am himmel eines neuen tages wartet

bis sie mir endlich in die stadt kam

und ihr hauch wilder gräser

Sonntag, Februar 19, 2006

eenhund+13

tausend jahre waren ihm seit dem ersten griff in die tasche vergangen und die welt hatte sich im wilden kreis gedreht und nichts war ihm jemals so klar gewesen das so viel an unternehmung rechtfertigt hätte aber wieder tausend jahre später war der schlüssel dann endlich soweit in die aufnahme versenkt zu werden dass man bereits an ein glückliches ende hätte glauben können und die nächsten tausend jahre in der sich schlüssel und hand in konzentrischem gleichklang auf ihren schicksalsbeladenen weg machten um wieder tausend jahre später endlich den riegel von seiner inhibitorischen funktion entledigt zu haben kugelten so rasend über das glatt polierte parkett seiner postgenialen gedankenwelt dass sich herr k. eine kleine ewigkeit später sturzbetrunken auf allen vieren kriechend in der gleichen kulisse wiederfand die er stunden vor der alkoholisch bedingten lauthalsigen manifestation seines überichs in der bar jeglicher vernunft hinter sich gelassen hatte und die ihn nun mit dröhnendem schweigen willkommen hieß. die wanduhr tickte. herr k. kotzte.

Sonntag, Februar 12, 2006

eenhund+12

blass
läuft sand
durch die
uhr
und in
lissabon
brennt
die alte stadt

Sonntag, Februar 05, 2006

eenhund+11

ja ach so
also ich hätte gerne
ein paar von diesen
banalitäten
haben sie welche
oh frisch eingetroffen
ja dann

.....................

und auf vielfachen wunsch
hier nochmals die maxi-plappa-version

papperlapapperlaplapperlapapp
palapperlaplapperpalapperlaplapp
hasteschongehört
plapperlaplapperlapapperdipapp
dasgingaberab
abersowas von indiehose
zackzerack und zuck
und wegwar die schöneschose
palapperlapapperlaplapperlapapp
ja also ich hätte gerne eine plaudertasche
und noch so ein pfund
bananalitäten

.........................


ich bin arnos schuh
den er verlor auf seinem weg auf die
andere seite
ich bin arnos schuh
der absatz den man schreiben nennt
in meinem sonstigen gepflüge
ich bin arnos schuh
(das ist übermaß genug)

Samstag, Februar 04, 2006

eenhund+10

am schieferrand
zwischen abend und nacht
wilder jäger im wareinmal
mein rufen durch den weg
auf trautem weißen rausch
hörst du mich und weiß sie noch
grau stumpft die stimme
kann die gedanken hören
die ihren kopf zerwandern
dünn kerzt licht auf fensterbänken
war früher und doch und dann
bis vielleicht
auf halbem weg
liegt jäger
sein hut

Sonntag, Januar 29, 2006

10--9

und schon, schrie der wilde, schon sind Sie aus dem gleichgewicht, von der rolle, ausgelöst, losgelöst, entrückt, verrückt oder was auch immer. ein großes sperriges sofa sind sie, ein weinrotes gut gepolstertes ding, das gar nicht weiß wie ihm geschieht wie es da auf hölzern knarrenden beinen plötzlich mitten auf der straße steht, mitten im verkehr, der weiter tobt und tobt und tobt. und tobt! schrie der wilde weiter aufgebracht, bis irgendwer zu spät notiz nimmt von ihrer verdammten existenz, weil er seinen eigenen kopf voll hat von einem leben das ihm aus den augen und den ohren läuft, bis der zu spät auf die bremse tritt und das war es dann gewesen mit ihrem entrückten verrückten dasein, das jetzt über den asphalt streunt wie ein haufen sägespäne aus dem aufgeplatzten bauch eines stofftiers. das leben säuft blut, ihr narren, euer blut!

Mittwoch, Januar 25, 2006

10--8

einiges von dem hier
sind schalentiere silberhäutchen
halbmondäne plustertierchen mit
verglänztem stolz
seeigelndes wortvieh das sich
entnestet um die schale schart
vom vielen hohngerede
schon ganz krank
dass einen die sehnsucht
auch immer so gleich
aus der geerbten blässe reißen muss
und die meerjungfrauen küssen
auch nicht immer schön
vielleicht weil einem letztes jahr
wieder so entsegelt ist

Sonntag, Januar 22, 2006

10--7

also auch hier noch mal - was sagt die uhr? ja die uhr die hat es gut und ruht, das kleinste geißlein wusste schon warum den kasten – wölfe kennen keine uhr!

aber wo war ich? ach ja, da mitten drin im pendelverkehr, so mitgenommen, im sitzen schon begriffen, ein guter zug an mir, diese hängenden mundwinkel. die hängen aber nicht, die wurden da verlegt, gestaltung nennt man sowas, ein altarfalz von den nachtgestalten, die sich mir immer noch manchmal durch die träume wagen, dieses kennenlernen so nebenbei kann ganz eliminierend sein, das gräbt sich ein in dein gesicht wie nichts, mondkanäle, mare! mare! mare! nachtmare! und danach dann will es wieder keiner mehr gewesen sein.

so lasst uns lieber bunt die backen schwemmen von der bilderflut, die uns das tagwerk durch die kanäle schleust. augen blick mal! herr nachbar! aber die welt ist wie sie ist, und auch die wellen sind nur dem strand verpflichtet. echo beach! martha! muffins!

Samstag, Januar 21, 2006

10--6

ist das ein wort?

vielleicht, sagte der verwohnte, ich wäre schon gerne ein gewandter, und ein rasender, ein reisender, was den verstand angeht, und die kunst, die sowieso, die so wie so. ich würde gern mal um alle ecken und anders als sonst und mir was in die gute stube holen, was fremdartiges, was anderngedachtes. sieh dich doch um, die stube ist jetzt schon ein paar jahrzehnte verhäuft und kropft nur mehr mit dem immergleichen. man braucht doch ab und an so was wie eine restauration.

gut, sagte der gefiederte, dann könnten wir ja was essen gehen. oder hab ich da was falsch verstanden?

Dienstag, Januar 17, 2006

10--5

schüttlern von gliedmaßen so verboten
wie auch weil das spontanen verlächeln verboten und
kleidung ohne zweck muss verboten auch
des gleichen öffentlicher vorzeig von armut verboten
unbegründetes genutz der straßen verboten
wenn nicht ausschließend kaufer fort bewegen verboten
eben so undienes verhalten zu maschinen verboten
nichtproduktes da sein verboten
unser werden verboten
gehört so

Samstag, Januar 14, 2006

10--4

in deinem stumm schwelgenden auge sitzen in der dunklen mitte dieser blau blutenden flammenbrücke und wie mit mitternächtigen schwingen zur ruhe kommen und anfangen
das ende sich zu malen und die hände um den kopf begriffen
an einer tiefen randung kauern und nicht wissen warum
und das weiche wollen zerdrückt

Dienstag, Januar 10, 2006

10--3

als es klingelte, öffnete ich die tür. draußen standen die pure not und die schiere verzweiflung und sahen mich aus großen augen an. ich lud sie ein in die gute stube, gab ihnen zu essen und zu trinken und hörte, was sie zu sagen hatten. sie sprachen viel und sagten doch immer das gleiche, und während sie redeten, nahmen sie gleichzeitig ihre mitgebrachten pinsel und malkästen und fingen an, ihre umgebung in dunklen grautönen einzufärben. ich sah und hörte ihnen weiter zu und nickte ab und an ergeben, wohl wissend, dass es gegen die pure not und die schiere verzweiflung kaum etwas auszurichten gab. bald rückten die beiden nah und näher an mich heran und ich konnte fühlen, wie sie begannen mich zu überwältigen.

da klingelte es erneut. ich öffnete wieder die tür und sah mich mit einemmal dem kleinen reinen glück gegenüber. es lächelte und fragte, ob es hereinkommen könne. ohne zögern ließ ich das kleine reine glück die wohnung betreten. ich nahm seine schuhe und galoschen und führte es in die gute stube, wo die sonne warm und hell durch die geöffneten fenster schien. das zimmer war leer. am rahmen des fensters waren ein schmutziger fingerabdruck und etwas schwefelgestank hängen geblieben. sonst aber war nichts zu entdecken. die pure not und die schiere verzweiflung hatten das weite gesucht.

das kleine reine glück lächelte mich wieder an. ich lächelte zurück und war froh. auch weil das kleine reine glück mit wenig worten auskam, und mit sich selbst und einer schönen tasse tee zufrieden sein konnte. reine glücksache eben, dachte ich. klein, aber fein.

Sonntag, Januar 08, 2006

10--2

morgenstund hat es
und wieder gold im mund
doch fürchtet es die zähne
währenddem es draußen drückt
und grau und halbes blau und dampf
aus krägen und kapuzen vor die fassaden rollt
und drinnen schreit es licht aus der deckenröhre
es zischt und stöhnt als will es kaffee gebären
und das haus fängt an wie infiziert sich zu bewegen
aus den gehäusen fallen bunte laute
geräusche kommen über einen her
und eine drängt es mir die gut gelernte
laune in den kopf zu schieben
ihre stimme greift mir zwischen die beine
so genießt man es
so nimmt man es sich heute
so macht man es sich selbst
und wieder so ein morgen
aber wie sonst
fängt man es
sich an

Mittwoch, Januar 04, 2006

10--1

11:47 radikale tendenzen, unterbewusstes obststreuen, nein streuobst, nein streunendes obst. meine äpfel und birnen sind mal eben ums eck. radikal wie nie zuvor.

12:11 wenig schnee fällt mir heute vor die tür, aber ja, es soll zur sprache gekommen sein. vereinzelt zwar, aber immerhin.

17:57 viel tomatiger kann kunst nicht werden. sehen sie nur - überall so ein spalieren!

21:45 hört endlich auf, das ist ja nicht zum haushalten. das dach, versteht ihr, das dach muss passen. wände wackeln immer.

Sonntag, Januar 01, 2006

10--0

altes ja
so wunderba
(naja na meistens wa)
doch altes ja
jetzt nicht mehr da
weil neues ja
viel größer wa
als dummes kleines altes ja
komm schönes buntes neues ja
da leg dich hin
auf unser sofafa


Betragen & Betrügen 2009

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