Montag, April 30, 2007

324

Mau und Frau

Haut und Freunde. Und alles vorbereitet für den großen Tag. Die Herren Reiter auf den unsichtbaren Pferden stehen auch schon da. Sie warten. Ich wäre gerne da, wo die unsichtbaren Pferde sind. Aber da sind auch die Herren Reiter und warten mit den Sätteln in der Hand und dem Gesichtsausdruck im Gesicht, und dem Gesäßeindruck im Sattel. Ich bin kein Herrenreiter. Ich habe nur ein halbwildes Schwein. Die Herren Reiter schütteln traurig die Reiterköpfe. Und die unsichtbaren Pferde fressen den Hafer und mahlen ihn dabei.

Sonntag, April 29, 2007

323

Abgeneigt und hingerissen

Komma. Und Pause. Und wieder Komma. Leerzeichen. Punkt. Ich kreise wie der Gedanke über mir mit seiner Gehirnnabelschnur, der mich nicht mehr loslässt, ich drehe mich auf der Straße und sehe nach oben, da sind lauter solche von diesen Gedanken, und alle kreisen, und die Gehirnnabelschnüre sind mit den Köpfen verbunden und drehen sich alle mit über den Menschen. Aber sie geraten nicht aneinander und nicht durcheinander, da gibt es wohl einen Großen Plan, einen großen GeheimFahrPlan, dass sich die Gedanken nicht in die Quere kommen, und sich mit den Gehirnnabelschnüren gegenseitig verheddern. Dann stürzten sie ab und alles wäre zu spät, keiner dächte mehr im Kreis, allen wären die Gedanken frei, ausgerissen aus den Köpfen, und ob das so gut ist. Also die Partei hat dazu ihre eigene Meinung. Und die hat schließlich Erfahrung.

322

Auf der Landebahn brennt Licht. Oder nicht.

Wie geht es meinen Fehlern? Teufel, Teufel, na, meinen Fehlern geht es gut. Ich habe einen ganzen Stall voller Fehler, das ist mein Fehlerstall. Morgens bin ich der erste bei meinen Fehlern, und füttere sie. Abends bin ich der letzte bei meinen Fehlern, und wünsche Ihnen eine gute Nacht. Ich bin so etwas wie ein FehlerVater. Ein vorbildlicher Erzeuger, der mit ihnen spielt, und dann bin ich fehlerbehaftet, überall. Immer noch besser als vermängelt. Ich bin etwas zu gut für meine Fehler. Falsch. Da ist wieder einer. Ich bin zu gut zu meinen Fehlern. Na vielleicht, weil später, also irgendwann einmal, ein gescheiter Mensch aus mir werden soll. Weil aus Fehlern wird man klug. Und aus Fehlern kann man lernen. Also habe ich mir jetzt gestern eine Heizplatte gekauft. Für den Hasenleim. Und die Fehler. Für eine andere Katastrophe. Kostprobe gefälligst?

Mittwoch, April 25, 2007

321

Das Bisschen Realität

Auf den Straßen. Auf dem Weg. Unterwegs auf dem Weg auf den Straßen auf den Wiesen. Unterwegs auf dem vielen Stein. Unterwegs auf dem Asphalt. Unterwegs in niederen Gebieten. Unterwegs auf der Flucht. Unterwegs im tiefen Gestapel. Unterwegs, überwegs.

Auf der Flucht. Ich schreie. Ich schreibe. Ich schieße. Ich schieße schreibende Schreie, ich explodiere. Ich pronounciere. Ich nehme mir eine ganze geballte Ladung. Heraus, heraus, kommt alle heraus! Keiner kommt. Keiner kommt heraus. Niemand kümmert sich. Ich scheiße schiebend schütternde Haare in den Wind. Ich schlemme schlürfend saugende Klomaden. Keiner kümmert sich.

Mein Lehnstuhl lehnt an der Wand. Die Wand hat Einschusslöcher. Mein Kapital ist die Kunst. Meine Kunst ist das Kapital. Ich bin ein Schweineschmalzverehrer. Ich schlage naserümpfend gegen die Wand. Mein Lehnstuhl zittert. Meine Flucht ist gefährdet. Die Schweine freuen sich. Sie schreien ihre Freude in die Stadt. Keiner kommt. Niemand kümmert sich.

Ich schieße wieder. Ich scheiße wieder. Ich schmalze mir das Haar mit den saugenden Klomaden. Ich gehe auf die Straße. Ich renne auf den Asphalt. Ich brenne, ich reiße mir die Angst aus dem Kopf, ich schreie rennend gegen die Wand, gegen die Lehnstühle, gegen die Wand. Ich blute. Die Schweine schweigen. Das Schmalz tropft.

Mir fällt ein, ich wollte abends noch einen Verehrer treffen. Ich färbe mir die Lippen mit meinem Schweineblut, ich kämme mir die Maden aus dem Haar. Ich bin unterwegs. Ich bin wieder unterwegs.

320

Kranz auf Papier

Ich bin meinem Zimmer. Ich liege. Ich sehe an die Decke. Die Decke ist niedrig. Die Decke hängt über meinem Kopf. Ich bin mir nicht sicher. Ob die Decke hält? Einfach ist so etwas nicht. Es ist mir peinlich. Ich habe Angst. Die Decke hängt weiter. Mein Nachbar ist zu Besuch. Ob er wiederkommt? Was wird dann aus der Decke? Und was wird mit mir? Mein Nachbar ist schon lange auf Besuch. Vielleicht kommt er nicht. Vielleicht kommt er nie. Nie wieder. Dann kann ich hier noch lange liegen.

Ich bin in meinem Zimmer. Ich liege. Ich sehe an die Decke. Die Decke hängt. Mein Tag hängt. Die Nacht hängt. Mein Leben hängt. Mein Leben hängt. Mein Nachbar kommt nie wieder. Ich werde aufstehen. Ich werde aufstehen und nach meinem Nachbarn sehen. Ob in seinem Zimmer auch die Decke hängt? Ob mein Nachbar an seiner Decke hängt? Ich hänge an meinem Leben. Ich bleibe liegen. Ich sehe an die Decke. Die Decke hält. Die Decke hält. Was sie mir verspricht?

Dienstag, April 24, 2007

319

Früher waren es die Haare

Ich habe keine Aufgabe. Ich will keine Aufgabe. Ich schreibe nur so vor mich hin. Mein Name ist kleiner See. Ich werde von schmalem Wasser und kleinen Bächen gespeist. Ich gebe und ich nehme. Manchmal bringt sich jemand um in mir. Manchmal sterben Leute in mir. Meistens aber nicht. Sondern sie freuen sich mit mir, an mir. Ich bin ein kleiner See. Mehr rund als lang, und nicht besonders tief. Mein Wasser ist blau, an manchen Stellen, wo es keiner sieht. Ansonsten ist mein Element grün, eigentlich wie Schlamm. Schlamm, Schlamm, Opferlamm. Ich habe wenige Fische und viele Kröten und auch Frösche. Und Hüpfer und Hopser, und Grasschlangen, und einen Menge alter Fahrräder in meinem Bauch. Ich bin ein kleiner See. Manchmal tanzen mir die Schmetterlinge auf der Nase herum. Manchmal sind es die Libellen. Meistens sind es die Libellen. Libellen tanzen besonders schön, wenn sie tanzende Schmetterlinge gefressen haben. Ist kein reines Vergnügen hier bei mir. Ist nur ein kleiner See. Aber mindestens habe ich keine Krokodile.

318

Wäre heute Winter, wäre vielleicht Weihnacht

Die erste der großen Schlittschuhbahnen wurde im Winter des Jahres Neunzehnsiebenundachtzig aus dem Fels gegraben. Leider besaß keiner der Bedachten und Beschenkten einen Führerschein für eingleisige Fortbewegungsmittel. Also blieb der eilig angereiste Aufsichtsbeamte mit den frostverklebten Augenbrauen für lange Zeit der einzige Nutznießer der Anlage. Ein paar Male kam zwar die Eisprinzessin aus der Höhe herabgewirbelt und machte der Schlittschuhbahn ihre Aufwartung. Nach einigen wenigen Pirouetten und halbgeschraubten Rittberger-Variationen verschwand aber auch sie wieder schnell in anderen Sphären. Nichts los hier. Und der Typ da hinten sieht aus, als ob er gleich meinen Führerschein sehen wollte. Nee, mein Bester, da geben wir uns mal ein anderes Mal die Hand. Ich habe Schwalbennester auf dem Herd! (Die letzten Schwalben wurden vor ungefähr zehn Jahren im Dorf gesichtet, gerade als die Arbeiten an der Eisbahn begannen. Man sagt, alle Schwalben hätten sich versammelt und wären dann gemeinsam in einer großen dunkel flirrenden Schwalbenwolke verschwunden. Vorher hätten sie aber noch ein letztes Mal gemeinsam auf den großen Dorfplatz gekackt.)

Jedenfalls ist eine Schlittschuhbahn ohne häufiger anwesende Eisprinzessin nicht gerade das, was man als Attraktion bezeichnen könnte. Und der große Haufen Schwalbenkacke auf dem Dorfplatz konnte bisher auch niemand über die große Barriere locken. Naja. Vielleicht nächstes Jahr. Man soll die Hoffnung nie aufgeben, sagt auch der Wächter der Schlittschuhbahn. Und schmiert sich neues Eis auf seine Augenbrauen.

Montag, April 23, 2007

317

Ein leichtes, aber unter Schwertern

Hochglanzsaiten. Pittoresker Ton, eines der ganz anderen Klaviere, nur schwarze Tasten, und das weiße Lächeln durchzieht den Raum, bis zum Mars. Milchstraße von mir aus, von hier aus. Glaubhafte Zeugen sind keine mehr unterwegs, nur traurig leuchtende Giraffen, Wegweiser durch und durch. Auf das Grün kommt es an. Aber der Staub der Savanne kennt eine andere Geschichte. Mach mir doch wenigstens etwas Mut, alter Baum, gib mir doch etwas von der heiligen Sorte. Nichts davon ist wahr, man hat uns alles nur geträumt. Bald werden wir aufwachen, am ausgetretenen Ufer dieses braun verschlierten Flusses, und die toten Fische mit den weißen Bäuchen werden neben den toten Kindern mit den aufgedunsenen Bäuchen liegen, mit aufgerissenen Augen. Fresst die Reichen. Mästet die Armen. Weil unter den Seinen ist der Herr ein anderer geworden.

316

Am Heu ein Wagen

Klamm
heimlich über den Berg
Das Vieh brennt. Die Bauern vertrocknen
Die Häuser werden Saft. Schattensaft
Lawinengefahr. Sturzseen
Ich habe keine anderen Gedanken
Tauschen Sie mir die hier um
Schnee fällt
Der Schnee fällt. Bitterkälte in meinem Arm
Schafe, Schläfer und noch eine Glocke
Im Pfarrhaus ist noch Licht
Der Kirche fehlt das Dach
Auf der Wiese sind die Halme ungeschoren
Die Schafe frieren
Bitterkälte. Edelkälte
Gefrorene Schokolade
Das Eis ist warm. Es fließt
Eis fließt. Der Strom ändert seine Richtung
Die Sterne schweigen
Klammheimlich
Über den Berg.

Sonntag, April 22, 2007

315

Engpass: Regeneratives Konstrukt

Immer Lamm, und wieder Opfer, und die Kanüle fester gezogen, bis der Arm aus der Schlinge in den Altar rutscht. Wir haben die Droge nicht erfunden, die gab es schon vor unserer Zeit, wir haben ihr nur den Weg etwas eingeebnet. Damit sie leichter in die oberen Regionen kommt, in die Krone, es stürmt wieder! Hagelzucker! Blitzendes Blei, das kann es nicht geben, das muss ein Überzug sein. Eine Pellerine, oder ein Paladin. Wenigstens das.

314

Unterschichten, Hautatmung

Kartoffeln. Kartoffeln. Erdäpferl. Und nichts weniger als feuchtes Schmatzen überall, den runzligen krumigen Zungenschlag mit Obers, mit der Forke aus dem Fleisch geholt, dem Fleisch der Erde ringsum, und die gewundenen Krautschlangen im Feuer geröstet, nur wegen dem Geruch, aber die Äpfel auch mittendrin, ganz schwarz und schwer, schwarz wie Kohlensteine, schwarz wie Diamanten eines Vulkans, gelb platzt die Köstlichkeit nach draußen, sie drängt heraus, und heiß werden die Finger, heiß wird der Bauch, und die Luft ist voller Äpfel, Erdäpfel, Garten Eden, Mittelerde. Hochgefühl auch ohne Baum.

Freitag, April 20, 2007

313

Einzeilen, das ganze Pack hier!

Ich stelle eine Frage. Niemand antwortet. Ich mache ein Fass auf. Aber es ist leer. Es war nie etwas anderes darin als diese kleine grüne Glasmurmel. Die stecke ich in die Tasche, ohne mich zu wundern, dass ich schon eine Hose anhabe, und woher. Allerdings stehen mir auch am Hemde alle Möglichkeiten offen.

Donnerstag, April 19, 2007

312

Vorstrumpf, oder Wadenkleister

Die Kunst liegt darin, sich das wenige was man hat nicht auch noch zu versieben. Weil feiner Sand tut nicht nur den Augen weh. Lächelnd erklärte er die Katastrophe zur Lappalie, und ließ dabei wie nebenbei die Haare seines Schnurrbarts traurig in die Suppe hängen. War ein echter Kater, der Gesell. Auf Katerine war noch nie Verlass, hatte er inständig sein Katermantra gemurmelt, als er letztes Wochenende bitternass geweicht und knochennah verfroren vor der Haustür stand und seine handgeknüpften Handbesen zum Verkauf anbot, die irgendwo von einer Ladefläche herunter und direkt in seine Hände gefallen waren. Ein Kater, der Hände hatte, war eigentlich und auch natürlich eine Seltenheit. Fast so selten wie handgeknüpfte Handbesen. Es war insgesamt eine seltene, eigentlich eine seltsame Anhäufung von Momenten, dieses magische oder auch nur teilmagische Wochenende mit den vielen zitternden Tieren in strömenden Mitternachtsregenfällen überall vor den geschlossenen Haustüren, und mit den Ladeflächen, die unwahrscheinliche Dinge wie selbstverständlich durch eine wie im Schlepptau taumelnde Zeit transportierten.

Jedenfalls brauchten wir keine Besen. Aber ein händeringender Kater, der mit seinen Haaren die Suppe rühren konnte, der hatte uns gerade noch gefehlt. Außerdem wusste er, wie man ungesehen in den Palast des Königs kam, und ungehört wieder heraus. Wenn es uns gelingen würde, den Rest seiner Geschichte mit der geheimen Schatzkammer zu verknüpfen, waren wir auf der sicheren Seite. Wir arbeiteten daran. Tag und Nacht. Begleitet vom Zähneklappern der anderen Tiere, die sich alle auf dem Fensterbrett versammelt hatten, um wenigstens etwas vom Licht und Glück der kleinen Stube zu erhaschen. Sorry, Leute, aber wir auf dem Land haben für Hippies nicht viel übrig. Macht euch nackig, wenn ihr ins Fernsehen wollt. Und das Fell bürsten!

311

Einmal von die Fische, und auch von dem Grün

Brumm brumm machte der Lastwagen. Brumm brumm machte der Fahrer des Lastwagens. Brumm brumm machte die Straße in der Stadt jeden Tag, wenn der Lastwagen mit den anderen seiner Art über die holperige Straße hinwegbrummte. Sie waren alle auf dem Weg zu etwas Arbeit, die sich irgendwo im Süden angesammelt hatte und nun nicht mehr weiterkam ohne die Hilfe der brummenden Lastkahnroller. Brumm brumm. Brumm brumm. Blöder kann man einen Text auf keinen Fall nicht anfangen, dachte sich der Schreiber, brummte unzufrieden und machte, dass er zwischen die weichen Kissen seiner ausufernden Bettstatt kam. Morgen war auch noch ein Tag. Leise murmelte er sich brummelnd in einen leichtfüßigen Schlaf, wo ein Traum endlich die Ohrenschützer abnehmen und sich mit wispernder Flügelschraube auf den Weg machen konnte. Der konnte was erleben. Soviel war schon mal sicher.

Mittwoch, April 18, 2007

310

Auf Du, Du und Du

Wissenswertes über Andalusien. Weiße Pferde gibt es da, edle Menschen, hochgesteckte Haare. Und Fächer. Eifrig gefächert werdende Fächer. Überall sind Fächer. Wegen denen man bei uns die Schubladen erfunden hat. Aber anderes Thema, wir bleiben bei die Fächers. Und plötzlich vielen weißen Perlen auf dem Boden, wo die andalusischen Tänzerkerlen sie sofort zertrampeln wollen, (Tänzer, Busen, Perlen, Fächer, remember Fächer?), sie trampeln immer rhythmischer den Perlen hinterher (Kerlen und die hochhaarigen Perlen), aber die kleinen runden Weißen rollen aus dem Weg, sie kullern und kellern aus dem Saal und aus dem Haus der Stadt dem Land, die tänzelnden Trampler kommen nicht mehr richtig in die Spur mit ihrer Formation, mit den festen Regeln (und den Fächern), mit allen Wassern der Kunst tanzend trampeln sie zu langsam den rollenden Perlen hinterher, die ja sonst wieder nur vor die Schweine. Perlen und Kerlen rollen und tanzen und trampeln über die Berge. Es wird still in Andalusien. Nur ein sanftes Rucken geht noch wellenförmig und ansatzweise durch das Land. Ausgerollt. Ausgetrampelt. Entperlt. Vertanzt. Ich glaube für den Sommer brauche ich auch einen Fächer. Und schöne feste Schuhe. Für die Berge.

Mit einem schlichten aber nicht wenig von Wahrheit geprägten Satz verabschiedete sich der Haus- und Landwirt Alfons P. in einen dreißigjährigen Urlaub: „Na, ich kanns halt nicht besser.“

Nachflügler: Alles auf Konzept, und das Papier in der Sonne wird sich dunkeln. Mit der Zeit. Wir auch.

Horch, was kommt von draußen rein? Wird doch nicht der Metzger sein? Weißes Hemd und Leberfleck. Weißes Hemd und Leberfleck, oder ein Stück Herz geht auch, an der Backe. Nur keinen Darm um den Hals, nur keine abgehackten Füße in der Tasche, nur keinen Kopf am Hals. Horch was kommt von draußen rein, wird doch nicht der Metzger sein. Kettenhemd und Anfängerglück. Eine Mörderangelegenheit. Mit Messern rundum, und einem Schlingenschal, und einer Schlinge am Hals, eine Schlange am Busen, und hast Du nicht gesehen? Sie war ganz grün.

Und einen Draht in das Bewusstsein, und einen Draht direkt zum Mensch. Den Draht machen wir rostfrei, und lang, und lange haltbar, und mit dem Draht machen wir die Verbindung. Den großen Kontroll. Dein König. Dein Tyrann. Mit Rädern unten dran.

Mein Fisch ist ein Sportmodell. Macht 200 Sachen die Stunde. Das Problem: ich weiß nicht, was für Sachen. Ich weiß nicht, was für Sachen das sind. Also wer seine Sieben Sachen da im Wind hängen hat.

Hundertschaften und ein verliebter Gockel. Und der Satan hat es uns noch nicht verraten, aber ich glaube, dass Rot die neue Farbe wird. Also auf jeden Fall. Also immer ganz der Nase nach. Der Geruch nach frischer Erde im Frühling hat etwas Beruhigendes. Die Pflanzen, sie brechen die Erde auf beim Wachsen, sie brechen die Erde und drehen sie um. Das riecht man dann alle naselang. Wenn man nicht immer gleich Müll gemacht hätte, oder Mist, man hätte sich glatt daran gewöhnen können, an diesen frischen Erdgeruch. Da gab es einen, der hat das einfach so getan. Ist einfach so zum Bau, während wir noch in den Schulseilen hingen, ist einfach so ans Gruben graben gegangen, mit seinen langen Haaren, an die Schächte und Straßen, an die Gräben und Erdlöcher, wo er gar nicht hinpasste. Hat der trotzdem gemacht. Ohne Rücksicht auf die Imagefrage. Und die hat sich gestellt! Jedem, der in den Weg und in den Raum kam. War Enterprise damals. Vieles auf spitzem Ohr. Weghören von der Wand. Was neues im Busch? (Goggo, er hieß verdammt nochmal Goggo. Und war genau so verloren beim verdammten Schwabenpack wie viele andere mit ihm. Maden-Württemberg. Ich glaube, der ist auch tot inzwischen. Mörderschwaben.)

Dienstag, April 17, 2007

309

Zwielicht, Halblicht, Irrlicht (Zweite Treppe links)

Guten Abend. Ich habe eine gute Nachricht für Sie. Etwa so: her mit Ihrem Geld. Aber hurtig. Hundert, zweihundert, danke das ist genug. Einen schönen Abend noch. Grüßen Sie Frau und Kinder. Ein höflicher Räuber. Aber ich habe gar keine Kinder. Und die Frau ist immer noch nicht zurück, seit dem letzten Abend vor dreizehn Jahren. Vielleicht weiß er mehr. Vielleicht ist das gar kein Räuber gewesen, sondern ein Hellseher oder ein Wahrsager. Und das war eben seine Gebühr. Ein weiser Großwesir aus der Vorstadt. Hat hier irgendwo seine Zelte aufgeschlagen. Weil es gerade wenig Laufkundschaft gibt, hat er sich einen ausgesucht. Mich. Oder er hat mich ganz persönlich aufgesucht. Ist stundenlang durch die Stadt gelaufen, bis er mich findet. Obwohl. Als Hellseher hätte er vorher wissen müssen, wo ich bin. Sehen schließlich alles doppelt gut, diese Typen. Eigentlich sind das ja Vorseher. Vorherseher. Nachherseher wäre schlecht, irgendwie. Nachherseher sind wir alle. Irgendwann. Hätte ich bloß nicht diese karierten Hosen gekauft. Hätte ich bloß nicht diese Frau geheiratet. Na, wenigstens ist sie weggelaufen. Aber wenn der Typ recht hat, kommt sie wieder! Und ihr schreckliches Essen! Und diese Zähne! He! Stehenbleiben! Ich will mein Geld zurück!

Hauptsache Kopf: Schwerpunkte haben die Eigenschaft, sich am Grund einer Sache zusammenzuziehen. Dort sitzen Sie dann und ziehen und ziehen immer weiter zusammen, bis sie einen neuen Kern entwickelt haben. Der spaltet sich, manchmal, und dann wird irgendwann alles ganz bunt. Zum Beispiel die Vielfalt. Also ein Schmetterling käme ohne Vielfalt gar nicht aus, heutzutage. Oder denken sie, Schmetterlinge könnten mit Einfalt leben? Oder auch nur überleben, als Bodentier? Schau mal, da läuft ein Schmetterling. Toll. Nein, es gibt eine Weisheit in der Natur, die ist älter als jede Philosophie. Natürliche Weisheit. Ohne Zusätze und Konservierungsmittel. Allerdings mit unbarmherziger Konsequenz. Andererseits – wer sagt, dass Philosophie barmherzig ist. Tröstlich manchmal. Aber da muss man sich ihr auch schon ganz und gar hingegeben haben. Wer will das schon. Kein Mensch, den ich kenne. Das ist sowas von unnatürlich. Sowas von unecht. Unursprünglich. Nichtecht. Nicht lichtecht.

Hauptsache Kopf. Hustenanfälle am Morgen weisen auf eine oberflächige Art der Betrachtung hin. Also hemmen Sie ihren Schuh. Geben Sie dem Affen Zucker. Sie haben keinen Affen? Nehmen Sie diesen mit Schokoladenüberzug. Und stellen Sie ihn in die Sonne. Dann kommen Sie wieder und kaufen sich einen neuen. Das sichert Arbeitsplätze. Auf der ganzen Welt. Und sie können sicher sein, eine gute Sache getan zu haben. Für uns alle. Vor allem natürlich für uns. Und die Aktionäre. Morgen ist wieder Aktionärstreffen: Man braucht eine andere Kultur der Aktionäre hierzulande. Haben Sie das gehört? Haben Sie das auch verstanden? Und jetzt kümmern Sie sich um einen neuen Text, und ein anderes Licht, einen neuen Proberaum. In dem es nie eine Probe gibt, oder auch nur Schauspieler. Sondern immer nur Requisiten. immer nur neue Requisiten, bis das Zimmer voll ist. Dann gehen wir in den nächsten Raum. In das nächste Haus. In die nächste Straße. An der nächsten Stadt hat man uns zwar abgewiesen, aber wir kommen wieder. Das wäre ja noch schöner. Hier geht es schließlich um die Allgemeinheit. Und das ist ein Gut!

Ich sehe schon, sie funktionieren einwandfrei. Genau die richtige Menge Strom, und alles in einwandfreien Dosen. Haben wir uns eingemacht, nein, feingemacht. Die echte homöopathische Verzweiflung ist aber nicht gespielt. Die findet ihren Ausruck im leichten Heben der linken oberen Wimpernpartie. Sie sind gezupft? Na dann. Pech gehabt. Und das klebt nicht schlecht, müssen sie wissen.

Sonntag, April 15, 2007

308

Kotz Dich raus

Hundstage. Müsste jemanden beim Wipfel packen. Sternschopf. Die Bäume tragen ihren schon wieder kopfhoch. Ich bin Bienensummer, aber gar nichts gegen einen Baum. Waren Sie schon mal im Park, neben einem jüngeren Baum in voller Blüte und frischem Saft? Der summt. Gut, nicht jeder von denen lässt sich gern dabei beobachten. Manche summen leise und heimlich, aber nicht weniger vergnügt. Andere haben ihre Rindenhaut, die nichts auslässt. Wieder andere aber sind so stolz und unbekümmert, die summen wie ihnen der Sinn und die Äste stehen. Man wollte fast kein Holz mehr in die Hand nehmen, und Tisch und Stuhl, und Schrank und Zettelkasten. Und Klavier.

Wer jemals die eine und die andere Hand an der Wiege gehabt, und weiß wer überhaupt noch, was eine Wiege so ist? Bringt das fehlende Schaukeln unsere Hirne soweit durcheinander, dass sie nachts an der Innenseite des Schädels festkleben, und dann morgens nur durch einen Filmriss gelöst werden können? Und Blut? Wir sind die andere Seite noch lange nicht genug abgefahren, um da wenigstens auf halbem Weg eine Erscheinung zu haben. Und Licht ist auch Kandela, irgendwie, also Kandelaber. So ein Geschwätz. Lauter Lichter, lauter Leuchtbuchstaben, die einem nachts aus dem Maul hüpfen. Mund zu! Andere Leute wollen schlafen! Da tanzen mir die ganzen Gedanken aus dem Kopf und kommen raus wie nichts. Als ob gar nichts wäre. Als ob da gar nichts bei wäre. Ja, wozu hat man uns die Filter mitgegeben? Was ist mit der Erziehung? Lasst gefälligst nicht jeden zuschauen, wenn ihr redet! Mann, Mann. Aber schön ist es schon. Obwohl meine Geschichten augenscheinlich nicht so hell sind wie sie sollten. Sind auch schon älter. Und anderst.

(Untergangsstimmung. Die Taucher kennen sowas. Morgens, bevor sie unter die Marmeladenhaut des frühen Meeres kriechen, da haben sie die. Und abends, wenn sie schwer mit Eindrücken beladen wie alte Schildkröten aus dem Wasser zurück an Land kommen, da haben sie diesen Druck, diesen Ausdruck um die Augen, den man nur als entrückt bezeichnen würde, weil man verrückt nicht verwenden wollte. Entrückt. Niemand fragt nach einem Wasserschaden. Als Taucher hat man den so oder so. Und immer das gleiche Lied: Wir nehmen den Kopf nicht über Wasser, bis wir ganz tief unten die tiefblaue Kugel gesehen haben. Und nichts von dem nassen Zeug drum herum kommt in die Ohren, denn wir sind endlich wer.)

Lassen Sie mich es mal so zitieren: in Gedanken begehen, einen Fuß breit vor den anderen setzen, und das auf einem Riff, also da unten sind auch Haie. Will ich nur mal gesagt haben. Riffhaie. Nein, mit Gitarren haben die wenig am Hut. Die kennen nicht einmal eine Zahnbürste, am wenigsten einen Hut. Und mit Steckosen und Verstärkern brauchen Sie denen auch nicht groß zu kommen. Fürchte ich. Aber was ein Bein ist, das wissen sie. Aus Erfahrung.

Herrliche Zeiten. Im Glorienschein, in der Gloriole der neuen Neun-Uhr-Nachrichten, da lässt man sich keine andere Schnecke aus der Nase ziehen, da kennt man seine Pappenheimer, und erst die aus Schaffhausen, die auch.

(Zwischentext: Wir immer vorneweg. Wir immer auf schwankendem Grund, wir immer viel. Wir immer mit der großen Klappe, wir immer mit dem vielen Futter, wir immer mit dem großen Durst, den langen Hörnern, den scharfen Worten. Wir immer mit dem Sonnenuntergang, wir immer mit der traurigen Bilanz, wir immer mit der bleibenden Versuchung. Wir immer mit dem Flüchten, den kleinen Fluchten, den großen Ausfällen, die der Bienenstall gerade noch so zuließ, bevor, ja bevor. Wir immer auf dem halben Weg. Wir immer mit Standbein. Mit der Grube, mit dem Grübchen, dem Grübeln, und dem Gräbeldinger. Wir immer unter Flur. Wir immer mit Blei im Hirn, mit Lot aus Nasen fallend. Wir immer mit dem Kopf. Wir immer klar. Halbgar. Zwischenboden. Man tanzt. Man fällt. Man wähnt sich alt. Man gewöhnt sich an. Wie immer. Wir immer. Immer wir.)

Kaltes klares Wasser. Grünes, trübes Gebräu. Und was wähle ich? Für das erste Mal eine Tasse, bitte. Meine hohlen Hände sind noch ganz rauh vom letztenmal. Ja, der Berg und seine Getränke, das macht einem schon zu schaffen, das muss man gewohnt sein. Da ist nichts mit spät aufstehen und noch später in die Kissen, hier schlafen alle auf Stein. Wie sollen wir sonst den Berg hören und seine Geschichten? Wenn nicht mit dem Ohr auf dem Fels, und den Augen fest zu? Denken Sie, da gibt es Anschlüsse für einen Kopfhörer, oder wie glauben Sie stehen wir im Kontakt? Halten Sie ruhig den Bügel, unter den Kleidern sind wir alle nackt.

Wahlscheiben gibt’s nicht mehr, man hat heute Tastenfeld. Ein Tastenfeld? Ein Minenfeld ist das. Wissen Sie, wen Sie da anrufen, womöglich aus Versehen oder einer Laune heraus, mit einem falschen unschuldig ungewollten Tastendruck, und man ist gleich in der Hölle eines anderen, im tiefsten Kellergewühl seiner Gedanken, und wie da rauskommen, wie kommt man wieder da raus? Am besten man drückt auf die Minen oder die Tasten, bis es knallt. Tasten, bis es knallt. So hat man sich das gedacht in der Entwicklungsabteilung. Frisch auf die Taste gedrückt. Frisch auf den Kopf. Frisch durch die Mitte. Ab durch die Mitte. Und wenig mehr als den Verstand.

(Abkehr: in 80 Sätzen um die Welt. Aber die Volksbühne ist ein einziger Kratzer! Und der Hals ist eng, geschnürt wie ein Armeestiefel, gestopft wie ein alter Weihnachtsganter – mir dräuts! Es wird übel!)

Samstag, April 14, 2007

307

Bei sich, und ganz bunt

Samstag oder die Nasenbären: wie das kuckt! In der oberen Hälfte eines Gesichts befinden sich die ausgehenden Organe, in der unteren Hälfte die eingängigen, oder war es umgekehrt? Oder waren es die Anorgane? Oder war es von der Situation abhängig? Waren es doch die Ameisenbären? Aber haben Ameisen überhaupt Nasen?

Mangelndes Verständnis kann man hier keinem vorwerfen. Eher hinterher schmeißen. Eher den Berg hoch schießen als die Kugel ins Rollen bringen. Mein Denken ist mir immer einen Schritt auf der Tastatur voraus, ich denkschreibe zu schnell für mein beschränktes motorisches System. Ein Lektor würde verzweifeln an mir. Ein Lektor! Na ja. Nun denn. Im wesentlichen liegt die Kunst der Fuge darin, keinen Zement abzubekommen, oder noch besser: keinen Beton. Alles andere kann warten. Alles andere ist Benzin. Flüchtig, und es macht Schatten. Alles weitere wünsche ich hiermit aus dem Weg zu nehmen. Schatten, Schatten, Würgemal. Und ich immer mittendrin. Heute ist kein Tag, um in der Sonne zu baden. Womöglich ohne Hose. Aber mit Schwarte.

Samstag, und Mars und Konsorten sind auf dem Weg, und unterwegs, aber nie auf der ganzen Linie. Die ist unterbrochen, die ist nicht fertiggestellt worden in einem Zug. Die Arbeiter sind verstört, die Kreide ist nass, der Wolf ist gekommen und hat sie sich geholt, was weiß denn ich. Jedenfalls ist eine Störung aufgetreten. Hat groß den Stiefel gemacht, und das mit Hausschuhen, man stelle sich vor! Keine wirklich große Sache, vielleicht 42.

Und weniger die Gleisbauarbeiten haben mich gestört, als das ewige Kreischen der Gründerväter vorne auf der Lokomotive. Ja wo bleiben wir denn, ja wo sollen wir denn hin. Eine Generation weiter als die Dschungelkämpfer des Wahnsinns sind die Nachkommen schon begierig auf neue Erfahrungen, mit den schönen neuen Werten, die der Konsum ihnen in die Ohren stellt. Hören Sie mal die neuen Farben, wie die knistern, ist das nicht schön? Die Wimpern knistern, die Augen knistern, die Haut knistert, überall ist ein großes Knistern. Sogar aus den Bäumen fällt ein Knistern, aus dem Himmel sowieso. Das ist eine Kunst, das haben die Hersteller so gewollt, das ist jetzt Trend. Ja, die großen Marken haben vorgeknistert, dann sind die anderen hinterher, und jetzt, einfach fabelhaft. Dieses Knistern! Hören Sie doch! Na, die Provinz mault wieder oder noch oder verstummt ganz, stark wie immer in der Gewohnheit. Aber das wird schon, wenn unsere Teams da auftauchen, und vorher wird auch im TV geknistert, wir machen eine Kampagne daraus, eine grundsolide Kampagne: Das Knistern Deiner Welt! Ja, das hat etwas, das schönt mir die Bilanz und gut, ich knistere auch, ist ja nichts dabei. Das macht man eben heutzutage. Und für den Rest, da haben wir ganz andere Sachen.

Nur hier und heute: Marmeladenhäute! Leute! Dicke, fette, rote Beute! Echte süße Marmeladenhäute! Es schlotzt!

Mittwoch, April 11, 2007

306

Ein Furz, und man ist drin

Dass sowas von sowas kommt. Bei viel Stress schrumpft das Gehirn. Bei zuviel Stress schrumpft das Gehirn noch mehr. Es könnte mir aus den Ohren herausfallen. Die Zeit verrinnt. Mein Blut gerinnt, gottseidank noch, wenn es heraus will und das auch schafft, wenn es aus dem Körper austritt, gerinnt mein Blut sofort und mein Gehirn schrumpft wieder ein Stück! Du machst mir keine Bange, Du nicht. Du auch nicht. Aber Du, Du, und Du. Das sind zu viele. Viel zu viele für mein schrumpfendes Gehirn. Mein notorisches Kleinhirn zieht sich weiter und weiter in sich selbst zurück, und macht die Tür zu. Mauern können nicht denken. Erinnerungen sind Klebstoff für den Kopf.

Die Kunst hat versagt. Die Kunst hat uns versagt. Die Kunst hat keine Ihrer Körperöffnungen für uns offen gehalten. Die Kunst hält uns für nicht geeignet. Hauptsache Wurm. Hauptsache Kopf. Da schrumpft es jetzt wieder.

Meine Nachbarn stehen im Gang. Das ist eigentlich unmöglich. Aber sie stehen da und zweifeln und hadern, und man hört die Gehirne schrumpfen. Abstumpfen, vielleicht könnte man alles etwas mehr abstumpfen, die ganzen höllisch scharfen Messer und Skalpelle, die ganzen Untergangsgedanken, verpflastern und gut. Oder versilbern, soll ja auch ganz weich sein. Und weich ist gut! Gut für den Kopf!

Du und mein Mondfisch im Auge des Sturms, der sich über dem lautlos Stillen Ozean entfaltet wie eine große schwarze Serviette, aus der viele kleine Blitze herausfallen, mitten in die Suppe. Wer das auslöffelt, muss stark sein.

Soll und Haben, Papier und Schere. Stein. Abschaum, der auf den Wellen wohnt. Drauf und dran, im Tal die Gipfel zu verschleudern. Die helle Flur, ein wildes Tier, schrecklicher weißer Stern, das Leuchten ging mir so durch und durch! Aber da war noch ein anderes Tier, so eine Art Hase, mit verstummtem Ohr, ganz wund. Na ja, heute Ziegenbart, morgen ein Lammbraten. Und Fleisch tropft ab, und Bratensaft die Mundwinkel, und knochentrocken bleibt vor der Tür. Draußen egal, hier drinnen muss die Sau raus. Lass sehen!

(In Sachen Bachmann: wer Ikonen mit Dreck bewirft, darf sich nicht wundern, wenn ihm das Auge juckt.)

Fluoreszierende Kunst ist keine Gemeinheit. Desillusionierende Kunst ist dagegen eine Bedrohung. Da sehen Sie, der Mann hat eine Begleiterscheinung. Die ruft ihm jetzt ein Taxi. Hallo Taxi! Keiner hört. Wer noch Wal hat, hat Öl. Wer noch Öl hat, hat glänzende Lippen. Und wer noch glänzende Lippen hat, dem tut der Bauch weh, von dem vielen Wal. Meine letzter Gedanke da gestern nacht. War billig. Hat kaum was gekostet. Nur mir selber den Blick. Und den Hör. Und den Schmeck. Und was sonst noch alles sinnlos vor sich hin baumelte. Verdraht! Verdraht. Haben Sie so ein kleines Gehirn gesehen? Etwa so groß?

Montag, April 09, 2007

305

Kurz, starr und stier

Ich stehe im schweren Schlagschatten und rieche die Sonne, die nur darauf lauert, auf und über mich herzufallen. Und weshalb auch nicht. Und wieso auch so. Was ist das Ziel, wenn nicht ein Wasserfall aus feinem Sand, der einen an einen stürzenden Bergbach im milden Frühlingslicht erinnert. Stehender Adler und stechender Fuß sind der gleichen Meinung. Nein, sie sind derselben. Weil feine Unterschiede etwas ausmachen. (Klick).

Meinem Knie geht es gut. (Es denkt an Dich. Klick).

Hundertmal habe ich es ihnen gesagt. Hundertmal haben alle daran vorbeigehört. Es ist ein Kreuz. Es ist eine Waffe. Es kommt eine andere Zeit als die hier. Die ist schon viel zu lange. Kosmeten. Kometen. Lassen Sie sich die Sterne neu lackieren und ein wenig mit Glitzer drauf.

An meinen Körper lasse ich nur mich und die anderen. Werk 1: eine einfache Frage - was ist ein Laut? Werk 2: eine von vielen Antworten. Haben Sie das Prinzip verstanden?

Der eilige Franz und die Marie. Kalium. Permanent. Mangan. Kaliumpergament-Granaten. Eine Explosion der Bilder. Eine wild wuchernde Implosion der Zeilen. Und zwischen den Zeilen, die Glut. Küchengeister!

Um halb sieben wird gegessen. Du bist komisch. Warum sagst Du immer, was ich machen soll? Kochen. Küchen. Keuchen. In der großen Keuche liegt ein toter Fisch auf dem frisch gekachelten Boden und ist am zerfließen. Er singt ein Lied. Keimzeit. In Gedanken treiben sie sich aus bis das Grüne kommt. Ein Blatt auf der sicheren Seite, in die Sonne gerollt atmen sie sich gegenseitig das Leben ein. Hauch mich, mach mich. Zart. Wir fürchten uns vor dem Wasser, das wiederkommt, das den Strand auffrisst, unsere Zeit will es haben. Wasserkur. Hungertod.

Fastenerlebnis: Ich habe einen hoch brennenden Baum gesehen, aber es war eine schwarze Flamme, es war dunkles Licht. Im Eismeer gehen die Schiffe nicht unter, sie frieren auf halbem Weg ein. Und dann – überall Masten!

Der Kern eines gebogenen Fisches muss eine Walnuss sein.

Herzlichen Glückwunsch. Sie haben das große Gnu gewonnen. Aber Vorsicht mit den Hörnern. Die sind gebogen wie nichts, und kommen mit den Spitzen bis zum Rand. Wer weiß, wohin noch.

Wer eine Taschenlampe benutzt, braucht sich nicht über neue Wege zu wundern. Das wächst einem doch zu!

Rasen mähen, und lecker Schnittchen machen. Aber der Motor war laut, und die Messer kreisten singend um die große Esche. Sägezahnzeichen. Säbelfußkatzen. Ungewaschene Füße. Aufruf zu einer Flusswanderung: kommt waten! Aber gleich. Nachher will es einer gewesen sein.

Sonntag, April 08, 2007

304

Ostern, und kein Schal im Gesicht

Heutzutage lassen die Leute das Licht gleich an, damit es nicht zurück in der Leitung fällt und nach hinten in das Lichtwerk, und die Leute müssen zahlen wegen den Schafen, nein wegen dem Schaden. Und wegen den Schafen auch.

Schwarzweiß klappert die Kuh Elsa den Berg herab. Monoton. Monochrom. Und der Vater hat den Mund offen, weil er vergessen hat, ihn zuzumachen. Endlich dann, abends um halb acht, kommen die ganzen Leute in die taghell beleuchtete Stube. Sie schreien. Sie singen. Sie tanzen. Und alles nur, weil der Vater außerdem vergessen hat, die Aussenbeleuchtung auszuschalten. Ja, der Vater wird eben immer vergesslicher. Wenn wir alles wieder aufgeräumt, saubergemacht und zusammengenagelt haben, gehen wir mit ihm in die Stadt. Dann lässen wir ihn schätzen, den Vater, und von seinem Materialwert kaufen wir uns den Traktor. Den schieben wir nach Haus und stellen ihn auf die Wies. Da kann er hupen und blinken und die Leute kommen und tanzen und singen und haben ihre Freud. Und wir endlich unsere Ruh.

Unerreicht. Unerhört. In manchen meiner erstklassigen Unentschieden ist dann doch noch ein Tor gefallen. Das Tor des Gegners, oder meines, meistens meines. Es ist umgefallen, einfach so, es hat den Mut abgegeben, der Mut hat es verlassen, wie man will, es hat sich hingelegt. Einfach so. Mit dem Netz daran und dem Querbalken oben drüber. Mit der ganzen Wut, schon wieder ein Unentschieden kassiert zu haben. Geht es noch? Nein, es ging nicht mehr. Und es wollte auch nicht mehr. Ist schließlich das gute Recht jedes Tors, einfach mal umzufallen. Und Sie? Was machen Sie? Was treibt Sie so durch den Raum, mit dieser Raketenflamme am Hintern, als hätten sie gleich ganz schnell ganz viel zu tun? Und alles stinkt nach Terpentin? Ja. Alles stinkt nach Terpentin. Sie wollen uns von der Farbe trennen. Wir hätten schon zuviel gehabt. Hornochsen! Schwarzmaler!

Kam ein kleines Kind zum Dom und wollte hinein. Aber die Tore waren so schwer und das Eisen so hart. Kam da das nächste Kind, zum anderen Kind. Kamen immer mehr Kinder. Sahen alle hoch zum Dom. Sahen alle zu den Toren. Aber die Toren waren weiter so schwer und so hart, oder sie saßen in den hell erleuchteten Küchen und fraßen sich dicke Ringe um das Herz, einen nach dem anderen. Die Kinder legten sich auf Grund, eines nach dem anderen. Dann starben sie, eines nach dem anderen. Und niemand hat niemals etwas gehört oder gesehen. Der Dom ist immer noch ein hartes Haus. In seinen Küchen brennt das Licht. Glüht der Herd. Lassen die gierigen Hände nicht ab von den fetten Braten.

Freitag, April 06, 2007

303

Arbeit für ein Ei

Nehmen wir einen Stein. Umwickeln wir den Stein mit Draht. Hängen wir den mit Draht umwickelten Stein an einen anderen Draht, an einen Nagel, an einen Balken. Stellen wir den Balken so auf den Boden, dass es nichts mehr daran zu rütteln gibt.

Hunderttausend willfährige Messdiener. Und ein einziges rotleuchtendes Plakat. Und ein einziges Paket, voller Menschenknochen: Das Fleisch haben wir gegessen, flüstert der Chor der Diener des Herrn. Das Fleisch haben wir gewürzt und gebraten und gekocht und gegessen. Nichts ist davon übrig. Nur seine Gedanken sind jetzt ganz in uns aufgegangen. Wir sind erleuchtet von seinem Wort. Wir sind beseelt. Wir werden uns auf die Suche nach dem nächsten Erlöser machen, und auch ihn entleiben, sein Fleisch nehmen, würzen und braten und kochen und essen. Wir sind die Erleuchteten. Wir haben gute Zähne.

Das Paradies ist eine erste Antwort auf die Frage, was kommt eigentlich danach. Die zweite heißt Hölle. Die dritte nennt sich Tiefer Schlaf. Und dann wären da noch das blaue Schaf, eine größere Anzahl roter, blauer und unsichtbarer Riesen oder Zwerge, zwei Baumhäuser in Arizona, und so etwas wie ein Urmeer aus glibberigem Schleim, in das wir alle als Pantoffeltierchen reinkarnieren. Auch nicht schlecht. Kommt allerdings auf die Farbe des Schleims an. Also ich möchte nicht tagtäglich in einer lila Schleimbrühe unterwegs sein. Naja, vielleicht gibt´s da ja Sonnenbrillen. Wenn nicht, machen wir eben welche. Wird sich schon was finden. Im Ursuppen-Fundus.

Zwischenboden: Wir waren alle auf der einen dem Tal zugewandten Seite des Flusses, als auf der anderen Seite ein Prophet auf einem brennenden Maultier erschien. Er schrie und rief, und wir wussten, es könnte, es würde wichtig sein. Aber der Fluss war zu laut, und wir waren zu müde, und das Gras auf unserer Seite war zu saftig und zu weich. Wir legten uns nieder und schliefen auf der Stelle ein. Als wir wieder erwachten, war der Prophet verschwunden. Nur an der Stelle, wo sein brennendes Maultier gestanden hatte, lag eine Menge Asche. Ein großer Haufen schwarz verkohlter Asche. Wie ein kleines Häufchen Elend, nur eben anders. Die Glorie eines langsam abbrennenden und dann zerfallenden Maultiers. Jeder von uns bekam ein Stück Kohle und etwas von der Asche, um damit seinen innigsten Herzenswunsch an eine geheime Tür in seinem Haus zu schreiben. Leider waren wir alle wohnungs- und häuserlos, seit der großen Flut vor drei Tagen. Also malten wir uns die Zähne schwarz und machten, dass wir wieder wegkamen von dieser Seite des Flusses. Den unseligen Propheten hat keiner mehr gesehen. Niemals.

Mittwoch, April 04, 2007

302

Drei Haufen Weise

Ab und zu fühle ich mich unwohl in meiner Haut. Mein Erste-Welt-Hautladen hat allerdings inzwischen leider zugemacht. Mangelhafte psychohygienische Verhältnisse. Das Personal soll sich dreckige Witze erzählt haben. Kann ja nicht gutgehen, sowas. Der Geschäftsführer ein Kieler, die erste und zweite Verkäuferin aus Frankfurt. Fehlte nur noch der Schneider aus Ulm. Aber die Zuschneide- und Nähabteilung waren outgesourced. Wer hat eigentlich Maß genommen? Naja. Jedenfalls ist das lange her. Jetzt muss eben die Haut halten, die man gerade trägt. Und der Markt ist auch nicht mehr das, was er mal war. Unlautere Machenschaften. Alles flüstert nur noch. Und das auf einem Markt. Ich bitte Ihnen! Ich danke Sie.


Wieso hatte keiner einen anderen Weg genommen als den, den der Einbeinige vorher eingetragen hatte? Weil es bequemer war? Seit Stunden humpeln wir durch die Gegend. Seit Tagen finden wir immer wieder nur einen vereinzelten Schuh. Hier war offenbar ein Einbeinigen-Treffen. Lassen Sie es mich mal so erklären: Nein. Ich denke nicht an eine Operation. Auch nicht aus Solidarität. Ich mache mir nichts aus vielen Vögeln, und am allerwenigsten aus Flamingos. Wie schmeckt eigentlich ein schwarzer Flamingo? Oder ein blauer? Habe ich mal gesehen. Im Hafenviertel von Rio de Jamiro. Hundetreter. Alle Südstaatler sind Hundetreter. Wir Nordler dagegen sind Hundhaufentreter.


Unangemeldete Gedanken klingeln nicht. Die fallen mit der Tür ins Haus. Und dann sind sie da. Und begleichen alte Rechnungen. Natürlich hat dann wieder niemand etwas Kleingeld übrig. Scheine haben wir sowieso schon lange nicht mehr gesehen. Heute hier, morgen dort. Rostige Eisenstangen ersetzen das Erfolgserlebnis. Rostige Eisenstangen machen ein schönes Muster. Als Schattenriss durch das Gehirn. Einschädeln und dann das rote Restmetall abkratzen. Schon hat man wieder Material. Wir machen uns keine großen Hoffnungen mehr hier. Und kommen langsam zu Potte. Wer wissen will, wie das geht, erscheint morgen früh in der Halle am Fischmarkt. Plastikkleidung und Nasenklammern nicht vergessen. Freundchen. Wir sind eins, wir beide, der Fisch und ich. Er ist früher stolz durch die Meerenge von Gibraltar gezogen, und ich habe mir fast ebenso stolz den Dreck aus der Nase geholt. Das musst Du erstmal nachmachen, Söhnchen! Also fangen wir an. Auf nach Gibraltar!


Betragen & Betrügen 2009

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