Mittwoch, Februar 28, 2007

267

Korrekt auf korrektur vermeldet

Auf dem Weg zu Mars wird dem Kosmonauten plötzlich ganz mal schnell übel. Gottseidank weiß er, wo er sich noch extra hat Antiübelpillen einnähen lassen in seinen spezial Marsmissionsanzug mit dem pinkfarbenen Doppelkreuz. Schnell nimmt er eine Pille (keine Tablette!) und die Reise kann sich wieder sehen lassen. Das wäre was geworden, denkt der Marsmissioner, ich komme auf dem Mars an, wie geplant, und kotze dann den Marsleuten erst mal vor die Füße. Wenn die sowas wie Füße überhaupt kennen. Die heilige Forschung sagt einem ja nichts da drüber.

Der Marsmissionist lenkt sich mit seinem spezial Lenkstick um den zweiten der großen Marsberghügel herum und landet mit weit aufsporendem Staubpilz. Naja, denkt er sich. Das dauert jetzt noch eine ganze Stunde, bis der Staub sich wieder gelegt hat. Da lege ich mich doch auch erstmal, und zwar aufs Ohr. Vorsichtig schichtet der Marsmissionike Kissen und Decken auf das große Ohr des schlafenden Raumschiffs und schnarcht bald gemeinsam mit dem mächtigen Exoplasmakörper um die Wette. Draußen wirbelt der Staub. Im Inneren des Kosmonauten flattert ein Vögelchen.

Daheim auf der Erde in der Kosmonautenwohnung bügelt die Kosmonautenfrau den Ersatzkosmonautenanzug, bevor sie sich zu ihrem innig geliebten Ersatzkosmonauten zurück in die Koje legt, der noch von seiner Nachtschicht in der Kosmonautenersatzmannschaft müde grunzt und dann weiter schnarcht. Es ist ja noch früh am Erdmorgen. Manche Vögel sind schon wach. Andere haben noch den Kopf unter den Flügeln. Auf den Flügeln der Exoplasmarakete wächst langsam der Staub. Der Staub glitzert. Das Ohr lauscht. Der Weltraum rauscht.

266

this island calls yoko ono

Ignore my submarine.
Underwater is sunlight, and dreaming.
Underwater is dreaming. Free floating.
A thousands of free floating machines, in a row, in a line, in between nothing else than dreaming.
Roaming. Rooming. Room to move, dream to move.
A dream, that suits well, a room, that covers from fear. Duck and cover.
Not a sound from that disk. Oh, it is the athletic´s. Oh, it is from the fanatics.
Fantastic Four, five, or six tales from the underground, going underground, going to catch the bear, the green brown fox jumping the fence, and hence he did not hunting the cheese but the geese, and clear water for chickens is necessary.
Been binary to no other counts on my carpets, it crawls me from back to ground.
Sorry Sir, we´re livin on the edge. On the edge of a knife of a life of a small understanding. Little is less, greater hope than minor contribution.
On the outside shelters rain, no it came, now it´s gone. And late, not to say good bye, god bye, remember the churches sacred fear, from a fairy tale you can´t expect too much of old mercystuff, beat me up, rather. Rather than jersey, i presume the following.
But the other day there was river. Dancing and going by. Walking his mile.
The green door as banded. As seen. As never heard, not in the matter it should.
Sorry, but i can´t. Go there. Stitch nurse, touch screen.
Scream machine. Go give your dream.
Let life live the bleeding way.
And further. Further on.

Dienstag, Februar 27, 2007

265

Matratzen aus der Provinz

Spät geworden: trotzdem früh gekrochen gekommen. Und greislich verwahrlost der Herd, der Herr G. hat auch schon mal besser ausgesehen. Heute morgen um halb zehn, also die drei Zehen in das Frühstück gedrückt und gleich bin ich wieder so erheblich auf der höchsten Blutdruckstufe mitten durch das Leben gepoltert, dass meine Mit- und Untermieter ganz verschreckt die Füße aus dem Bett gestellt haben. Und unter den Kisskopfen haben sie bloß aufgemurmelt und gefragt: Was ist denn los? Was ist denn los? Habe ich Ihnen halt jedem ein großes Stück Eis zwischen die Zehen gelegt, und eines auf ihr Kisskopfen. Wenn es sich durchgeweicht hat, ist es mittag, und dann kommen sie endlich aus den Federn. Die Nestvernutzer, die vestalischen Nestvernutzer!

Weil eines muss ganz klar sein: Kunzt hilft bei jeder Gelegenheit! Kunzt räumt den Magen rauf! Kunzt ist nicht nur Kunzt ein Begriff! Kunzt kann mehr als nur Zeichen setzen! Kunzt verbläht Dir den Kamopf! Kunzt klärt Dir den Bauch! Kunzt räumt Dir die Flusen aus dem Nabel! Kunzt macht Dir heiß! Kunzt macht Dir kalt! Kunzt macht Dir knülle!

(Wenn ich das vorher gewusst hätte, mein Banker wäre auf vier Beinen vor mir weggelaufen. Hätte ich ihm das ersparen können! Aber wie!)

Montag, Februar 26, 2007

264

Wir singen dem König ein Lied (ein Lied)

Ja wären Sie mal Drehbuchautor geworden. Gut, da wird einem vielleicht mal schlecht. Und ganz schnell mal schwindelig, das auch. Aber das macht Ihnen doch wirklich nicht was aus! Ich bitte Ihnen - Sie haben doch Erfahrung! Ich sage nur Kreisverkehr! Und dann sage ich noch praktisch, und gut. Meine Säge kennt auch keine Gnade. Von wegen ums Eck. Es geht rund! Und um die Wurst. Ja, da wird jetzt jedem klar, wie der Hase läuft. Und wohin, also worum es mir wirklich geht.

Es geht mir nicht wirklich gut. Nein. Ich werde umgangen, also umgegangen. Man pflegt keinen Umgang mit mir. Nur neben bei. Neben Dir. Neben uns. Kennt man aus dem Film. Weiß nicht mehr wie der hieß. Eine Komödie. Ja, auch mit Charakterfach. Was soll das hier, unterste Schublade! Fachsimpeln wir, oder wollen wir alles komplizieren? Also. Das hebt die Stimmung. Und gleich das Niveau. Eine Temperamentsschleuse. Der kleine Ingenieur in mir würde die große Schraube da erst mal abdrehen. Ein Chaot ist das, kein Ingenieur. Weg mit dem Hammer!

Ein Weg uns alle zu binden. Ein Weg uns alle zu finden. Ein Weg uns alle mit Marmelade vollzuschmieren und dann in die Sonne zu stellen. Zu den Fliegen. Ein pralles Vergnügen, wenn die kleinen Rüsselchen über die Haut raspeln. Wenn die kleinen Rackerchen kleben bleiben. Ja, Himbeer, setzt euch nur hin, auf euren Arsch! Fliegendreck! Fliegendreck! Fliegendreck!

Samstag, Februar 24, 2007

263

Im Fluss reift ein Obelisk

Im Bus war wieder die Hölle los, und während ich in der ganzen Zeit davor ganz oben auf dem Hochhausdach stand und auf die Plattform wartete, die mich im Wechsel mit anderen auf die andere Seite bringen sollte (es ging überhaupt kein Wind!) und während ich aus lauter Ärger über das zögerliche Transportieren die Treppen nach unten stolpern wollte, saß ich auch schon irgendwann im Innern dieses riesigen Busses. Sah aus den Fenstern und sah die mehrspurige riesige Stadtautobahn. Sah dieses riesige deltaflügelige Flugzeug, das so unmittelbar über uns weg immer tiefer flog, entlang dem dünn geschleiften und spärlich befahrenen Band der Autobahn, immer tiefer, das Ding wollte landen!

Das riesige deltaflügelige Flugzeug versuchte tatsächlich zu landen, die Nase hoch aufgerichtet, den Hintern mit dem Hauptfahrwerk vorgestreckt schwebte es über dem Berg- und Talband der Straßenführung, es verschwand hinter dem nächsten größeren Bergrücken und hinterließ eine Welle gedehnter Zeit, eine flach atmende Spannung, an der man sich weiter mit aller Gewalt festklammern wollte, ein Meer aus wattierten Gedanken, bis ein hässlicher Todespilz aus schmutzigem Rauch hoch in das blaue Nichts sprang und allen klar war, das hieraus nichts Gutes mehr entstehen konnte, nur ein schnelles gnädiges Ende. Mensch seht mal, da rechts, der landet, hatte ich noch gerufen.

Was dann ebenfalls landete, und zwar rechts hinter dem Bus war ein rundes großes Teil einer Turbinenabdeckung, die durch die Luft an uns vorbei segelte und aufschlug, und die lange dünne Frau, die gleich hinterher kam, die durch die Luft gerissen worden war und dann auch aufschlug. Sie kam lang, sehr lang ausgestreckt daher geflogen und ich habe weggesehen, als sie aufprallte, ich habe nur hingehört, und das Geräusch war bei weitem nicht so schrecklich, wie man mir das in Büchern immer geschildert hatte, es klang dumpf, aber es raschelte auch fast ein wenig. Als ich wieder hinsah, lag sie auf dem Asphalt wie eine fadenlose Marionette. Danach wollte ich nur noch heraus aus dem Bus, ich rief und zerrte und fand tatsächlich einen altertümlichen Griff, der mir und den anderen tatsächlich die hintere Tür öffnete, auf eine Straße, die immer noch hupte und lärmte, wenn auch weniger stark. Als wäre das Flugzeug, dass da eben über unser Köpfe weggetaumelt war, weitergeflogen und irgendwo sicher auf der Wiese gelandet. Das Turbinenteil und die Frau kannten eine andere Geschichte.

Irgendwann kam ein ICE aus einem Tunnel nebenan vorbei, seine Nase war zerstört, Blechstreifen hingen herab, aber er fuhr noch, wenn auch vermutlich nicht dort wo er eigentlich sollte, er brach durch eine dünne Blechwand, fuhr dann anschließend in einem harten Bogen wieder hart nach links gegen die Richtung der Landung zurück in den Blechberg oder darum herum. Immer noch war keine Panik im Entstehen oder schon entstanden, immer noch gab es keine Rettungskräfte, die wellenweise an uns vorbei zum Ort des Grausigen fluteten, es war als warteten alle auf eine besondere Art der Erlösung, und die Spannung wurde größer und größer, wenn das Seil zerriss würde es uns alle umbringen. Aber alles lief weiter wie gehabt, nur verlangsamter, die Zeit hing schwer hinter und über dem Berg.

Wahrscheinlich kurvten gerade hinter dem gnädigen Buckelrücken einzelne Gefährte langsam durch den Rauch um Wrack- und Menschenteile, um die Koffer und das andere Strandgut herum. Oder sie fuhren darüber weg, vorsichtig, wegen des Wagens, damit dieser nicht beschädigt wurde und sie zuhause keinen Ärger bekamen, mit dem Rest der Familie. Irgendwo hinter dem Rauch musste es schließlich weitergehen. Irgendwie. Irgendwann.

Freitag, Februar 23, 2007

262

Gehirnstrom
(Gehirnsturm)
(Gehirnstrumpf)

Wir sind die Unvermeidlichen
immer älter bis wir unvergänglich sind
bis wir das heilige Mahl verschlafen
die unheilige Frau, blutige Marie
ach ja, kreidefressende Marie
hat sich den Wolf geträumt
und dann auf in den Wald
die geheimen Kammern suchen
aber da war nur ein Wald
und vielleicht mal ein Haus
auch noch ein Aussichtsturm
für Blindgänger nein Taubwanderer
also Wattläufer, also doch: Lautmaler
drehen wir die Schlange erst aus Ihrem Kleid
da drehen wir die Schlange doch aus Ihrer Haut
bis Sie Unschein offenbart, bis nichts mehr glitzert
ein Hundertwasser oder mindestens Jahrhundertbier
wir wissen es nicht besser, hat man uns eingetrichtert
Kraut und Rüben
Kraut und Wiesen
Kraut und rote Beete
nein grüne Beete, so weit ein Gartenauge reicht
so grau der Himmel
kleine Fluchten, Himmelsschluchten
wölkische Paradiese
siehst Du die Schäflein
wer hat die ganzen Schäflein
und wie klein

261

Glashart ist ganz wo anders

Und Kusshände waren immer dabei, wenn die Lichtspieler unter die Leute gingen und kamen, uns den Glanz und die Helligkeit in die Häuser und Köpfe zu bringen, die Lichtgaukler, die Lichtbalancierer, die Lichtclowns und Lichtdompteure, die fahrenden Lichtgestalten, die Lichtmaler, die Lichtwerfer und -fänger, die Lichtnasen, Lichtsprudler und Lichtäuger, die Lichtbeschwörer und die Lichtküchenmeister und Lichtusionisten, viel fahrendes und lichtes Volk war damals unterwegs und hatte viel zu erzählen und gegen ein paar Münzen auch zu zeigen.


Das war ein Spaß, ein schöner Spaß, ein heller und netter Spaß, keiner von der Sorte, bei dem man morgens in aller Frühe ein lebendiges Ferkel ins Bett gelegt bekommt, oder einem einer die Räder vom Rad lockert und die Schrauben dafür in einem Säckchen an den Baum hängt, der auf deinem Weg zur Schule steht, das Du erstaunt und gerade noch rechtzeitig öffnest, bevor Dich das vordere deiner Räder verlässt und Du dich die nächsten Wochen nicht mehr auf den Weg zu machen brauchst, weil keiner deiner Knochen da ist wo er früher mal war. Jedenfalls waren die Lichtartisten eine der wenigen Abwechslungen im Jahr, die umso heftiger geliebt und erwartet wurden, als sie mehr oder weniger nach eigenen Gezeiten lebten. Manchmal kamen Sie früh im Jahr, manchmal später.


Als sie irgendwann gar nicht mehr kamen, herrschte eine lange Weile eine ziemliche Verwirrung. Bis der Bürgermeister die Sache in seine administrablen Hände nahm, das ganze Dorf zusammenrief und die Sache erklärte. Die Lichtgaukler seien ab sofort ausnahmslos verboten. Es wäre eine neue Zeit angekommen, in der bald jeder sein eigenes Licht haben könnte. Die Lichtgaukler und Lichtspieler hätten das bisher verhindert, indem Sie das Licht gefangengehalten und der Bevölkerung vorenthalten hätten. Jetzt aber würde die Regierung durchgreifen. Und bald schon würden aus der Stadt Techniker kommen und Drähte spannen, aus denen dann jeder sein persönliches Licht empfangen könnte, ganz nach Bedarf. Nein er wisse auch nichts Näheres, es gebe nur diese Nachrichten.


Es dauerte dann nochmals drei lange stumpfe Jahre, bis wir endlich das Licht in die Häuser und sogar welches auf die Straßen bekamen. Aber es war ein anderes Licht, kein Vergleich zu dem, welches die Gaukler und Artisten uns früher gezeigt und vorgeführt hatten. Das Licht, das wir jetzt bekamen, war müde, bereits halb verbraucht und immer schlecht gelaunt, kein Vergleich zu dem quirligen irrwischigen Wesen, dass sich in früheren Zeiten aus den Händen und Körpern seiner Meister materialisiert hatte und dann ringsherum um uns getanzt und gelaufen und über die Dächer der Häuser gesprungen war, dass es die hellste Freude gewesen war, ihm dabei zuzuschauen. Jetzt mit den Drähten war diese Lebendigkeit Vergangenheit. Zwar konnte jeder tatsächlich sein eigenes Licht mit nach Hause nehmen und jederzeit herauslassen oder wieder in den Draht zurück schicken. Aber die ursprüngliche Heiterkeit wollte bei dem neuen Licht nicht mehr aufkommen. Anders als vorher wurde deutlich, das es zum Licht immer auch Schatten gab. Und manchem von uns dämmerte sogar, dass eine neue Zeit nicht nur angenehme Seiten bereithalten würde. Und dass den Reden der Regierung nicht immer unbedingt zu glauben war.


Die Artisten blieben seit diesem Tag mitsamt ihrem Licht verschwunden. Als hätte der Erdboden sie verschluckt. Oder eines der zahlreichen Gräber, die damals überall vom Militär an den Strassenrändern neu ausgehoben wurden. Eine neue Zeit braucht eben ihre Opfer, sagte der Bürgermeister, und zog weiter an seiner neuen Pfeife. Über den Dächern baumelten lose Drähte. Über den Drähten zog lichtloses Grau.

Mittwoch, Februar 21, 2007

260

Bin so frei (und Spaß dabei)

Ich war der Präsident. Ich war der Bundespräsident, und beim Denken daran, dass ich zu Neujahr meine Rede würde halten müssen, zerfiel ich in eine nicht enden wollende Lachkaskade. Ich konnte mich nicht mehr halten vor Lachen, ich brüllte mich weg, ich fiel unter den Tisch, ich strampelte mit Armen und Beinen, während mir das Wasser literweise über das Gesicht lief, Ichtränen, Freudentränen, Wasseranfallstränen. Natürlich gab ich mir anschließend schwere Mühe, glaubhaft zu wirken und überzeugend. Schließlich sollten die Leute mir glauben, was ich an Neujahr zu verkünden hatte. Dafür tat ich anschließend auch ein paar Kleinigkeiten. Ich rettete nämlich mehreren meiner Landsleute-Menschen das Leben, indem ich per Sekret, nein Dekret ein paar Maschinen einfliegen ließ, die sie aus dem Indonesischen Schlamassel (IS) herausholten. Mir als Bundespräsident konnte dabei nicht viel passieren. Ich war zwar immer mit an Bord, schon wegen der Kameras, aber ich war auch immun, also überparteilich. Das wussten die Schlamassel-Indonesier natürlich und schossen deshalb immer um mich herum. Mitten im schönsten Schlamassel-Geballere wurde mir dann klar, dass ich den ganzen Zirkus nur wegen meiner Neujahrsansprache veranstaltete. Weil ich den Leuten frohe Botschaften verkünden wollte, auf dass sie lieb sein konnten zueinander, und zu ihren Nachbarn auch. Naja, man konnte schon mal durcheinanderkommen bei der leidigen Indonesien-Geschichte. Dauernd lagen wir auf dem Boden und lächelten, während über uns die Granaten wegzischten. Zuversicht verbreiten ist in Krisensituationen wie einem Schlamassel das A und O. Oh, Sie haben kein Bein mehr? Macht nichts, das andere ist noch dran. Kommen sie eben als Pförtner in eines unserer Staatstheater. Da können Sie immer schön sitzen und das Leben macht wieder Spaß. Keine Sorge. Ihr Präsident regelt das für sie. Zuversicht ist übrigens keine Sache, die man lernen kann. Zuversicht muss einem liegen. Mir lag die Zuversicht im Blut, neben dem anderen Blut, in dem die anderen Leute manchmal um mich herumlagen. Gute Feen hatten sie mir schon bei meiner Geburt in die Wiege gelegt. Da war dann zwar fürs erste etwas wenig Platz, aber anschließend war ich geradezu dazu prädestiniert, Bundespräsident zu werden. Wo also musste ich unterschreiben?

259

You can tuna fish

I followed the river to its knee and its cradle. But there was no fountain, there was a beast of a factory floor, and a beastmaster of a tall well dressed man looking like a sad herringfish. Wheres the fountain, i asked the fish. Its gone, all dead, all gone, said the fish´s eye, while he handed me some handouts and company dates. Let me explain you the rules of the market, began the fish´s mouth its cascade. I could see bubbles bubbling out, bubbles full of words, and behind them was a row of shimmering teeth. Shark sadhead said, come with me, but i regretted to have a date with a freak of nature, what made sharky herring smile, and shake his head. I have never seen something terrible and sad like this old fishhead shaking. Theres no love in any company´s gang. But their mouth is in every street.

Samstag, Februar 17, 2007

258

Auf der Reling glüht ein Hering, und das bringt Glück


Kummer gewohnt. Er ist Kummer gewohnt. Herr Keil sieht aus als ob er Kummer gewohnt ist. Na fragen wir ihn doch. Na fragen wir ihn doch. Sind Sie Kummer gewohnt? Herr Keil, sind Sie Kummer gewohnt?

Ja ich bin Kummer gewohnt. Klar bin ich Kummer gewohnt. Aber deswegen brauche ich keinen Kummerkasten. Nein, deshalb brauche ich noch keinen Kummerkasten. Das machen andere für mich. Klipp und klar. Und klapp und klupp. Da klappert die Mühle im Bach, da kleppert der Pferd und sein Pfohlen das zieht. Gottbefohlen. Unbeschlagen. Den ganzen Tag hinter sich her. Bis in die Nacht. Stille, Heilige, Handzahme. Und die gefährliche Schwester, die Dämmerung. Messerfreundin. Schemenliebchen. Schamanin der Räuber und Diebe.

(Die andere Baustelle, später am Mittag)

Haben Sie eine Erklärung für Ihr Verhalten? Warum haben Sie dem Angeklagten am Abend dessen einziges Messer weggenommen? Obwohl Sie doch wussten oder es sich zumindesten hätten denken können, dass er es zum Broterwerb braucht. Also unmittelbar. Hatten Sie keine Skrupel?

Doch, schon, aber die waren mir eine halbe Stunde zuvor aus der Tasche gefallen. Die Tasche hat ein Loch wo die Hise ein Loch hat.

Die Hise?

Verzeihung, die Hose natürlich. Aber ich bin arm, da muss ich an Buchstaben nehmen, was mir in den Sinn kommt. Die große Auswahl hat man da nicht. Meine Zugehfrau sagt immer...

Was meinen Sie - Zugehfrau?

Eine Zugehfrau ist die Mithelferin im Haus, die gegen Bezahlung der Hausfrau unter die Arme greift. Das sieht vielleicht komisch aus! Das sieht vielleicht komisch aus!

Führen Sie ihn ab. Diese Märchen sind einfach nicht mehr hauszuhalten. Unverträglich!

257

Man wird grosse Augen machen

Die Adressaten nehmen ihre Aufgaben heute nicht mehr so ernst. Die Adressaten kleben nicht mehr an Ihren Vorgaben. Nicht mehr, seit die Marken, die sie sich zur Zwischenablage auf den kahlen Kopf geklebt haben, seitdem die also selbstklebende Varianten sind und die kleinen Speichelleckerkinder überflüssig, die sonst in jeder Adressatendienststelle in jeder Ecke zu finden waren, wo sie bereitwillig auf Befehl oder auch nur auf Ansage eines Adressaten eilig die Zunge herausstreckten. Jetzt versuchen Sie in dieser Zeit mal IRGENDWO eine Briefmarke anzubringen. Oder versuchen Sie einen Plot auf das Tableau zu bekommen, der Ihnen beim Lesen nicht gleich im Kopf zerfließt wie warme Butter.

Meine Mutter und ihre warme Butter. Was sind wir Kinder immer um den Tisch herum gestanden und haben der Mutter zugeschaut, wie sie sich die warme Butter durch die Finger hat fließen lassen. Und manchmal hat sie ihre Hände auch über unsere Köpfe gehalten und dann ist uns die warme Mutter-Butter über zwischen die Haare gelaufen und dann weiter über unseren Kopf und die Schulter bis auf den Boden getropft. Das war ein Spaß, und der Vater hat geschimpft, weil er wusste wer wieder alles sauber wird machen müssen. Aber die Mutter hat ihm das Gesicht in ihre rechte Hand genommen und ihm dann liebevoll zwischen die Rippen getreten, dass es nur so gekracht hat, wie er da unten am Boden die Butter-Lachen aufgewischt hat. Wir Kinder sind immer gern noch ein wenig auf ihm herumgetrampelt, bevor wir zum Spielen hinaus sind, in die warme Sonne, mit der ganzen Butter im Haar, und ein wenig vom Vater sein Blut an unseren eisenbeschlagenen Stiefeln. Die Sonne war aber auch zu schön!

256

Eine Fruchtsaftschorle bitte

Punkt. Im Groben und Ganzen, das geht schon. Stunden unterwegs. Tage unterwegs. Wochen unterwegs. Wir sind bis hierher gekommen, als wäre das nichts, als wäre das Nichts nichts gegen diese Höllen. Dreimal habe ich den Wind gespürt, bis die Sonne ihn mir wieder wegnahm, diese unbarmherzige Brüterin. Brennerin. Verbrennerin. Schwarzmalerin. Alle Knochen in der Wüste sind weiß. Stummer Protest ist das, ein letztes Aufbegehren. Und so sinnlos. Aber zu sehen.

255

kleiner grüner apfeljunge

also gut, die hormonen, ja soviel zeit muss sein, wem sagen sie das. nun sagen sie schon, wie hat es ihnen gefallen. nun fragen sie schon, wem hat es noch gefallen. nun denken sie einfach. machen sie weiter, oder nicht? ein oder, zwei vielleicht. zwietracht, also geteilte tracht, also oben dirndl unten hosenrock, was soll hosenrock denn für eine tracht sein, soweit sind wir noch nicht, dass man sowas als tracht bezeichnen, als schande ja vielleicht, wer kennt denn noch heinz, wer hat denn noch heinz auf der pfanne, wer will denn schon noch mit heinz wohin, aber dahin, und hierhin und nirgends. ein krummer ist das wieder, er ist krummer gewohnt, also wir haben schon krummer gewohnt, in dinslaken, und die betten erst, ganz grausam. da waren sogar die träume klamm und rochen nach keller. wissen sie wie keller riecht? fahren sie nach dinslaken.

254

eine stunde bei octavio

das da drüben sind feuerkäfer, die auf ihr kommando warten. irgendwann stürzen sie los und gemeinsam auf ein haus und dann bohren sie sich mit rot glühenden stielaugen in den dachstuhl in die hölzernen oder plastifizierten häuser und dann ist der schaden da, dann brennt das ganze haus, und keiner kann es retten. außer vielleicht der feuerwehr. die muss aber selber achtung geben, daß sie nicht von roten augen aufgebohrt und ausgezehrt wird, also ganz und gar verlöchert bis es zischt und das blut verdampft. die feuerkäfer sind eine art, die mitten aus der erde kommt, aus dem unbekannten vulkanischen gebiet, und sie haben scheinbar kein richtiges ziel, aber es sieht schon aus, als würden sie auf ein geheimes kommando handeln, als wenn ihnen jemand über funk oder telepathie die adresse mitteilt, wo sie ihr werk verrichten sollen. stellt sich mir eine frage: woher haben die sechsbeinigen biester den stadtplan für ihre aktionen? da muss es doch unterstützer geben!

Freitag, Februar 16, 2007

253

mit freude und tief

und regen. und nass. und tropfen. und regen und blatt. und schirme. und kopfsenkender hund. und regen. und wasserlinien. und glänzen. und grau. und rundwellen. und scheibenwischerwinseln. und bächeln. und plodderndes prickeln. und regen. halslose köpfe. und rotznasendes kinderlachen.


genau da hört dann der film auf, weil die sonne raus und die wolken weg und eine gute halbe meile weiter können wir unser blaues wunder, ach abspann. ja abspann. abspann, habe ich gesagt!

Montag, Februar 12, 2007

252

ichweissauchnicht (so genau)

jedesmal an dem baum vorbei, jedesmal den ast, gesehen erinnert, das geräusch gehört, das seil gehört wie es den ast entlang scheuert, das pendeln, die welt, wie sich dreht und wendet und wirbelt, ein letztes mal und gleich wieder, das klammern. und dann die rundung spüren, das trockene im mund, wenn man näherkommt und ihn anfasst, sich erinnert, und sich irgendwann hinsetzt, doch hineinsetzt,in den guten alten reifen. heh, andere hatten eine schaukel, und? das war wein. wir hatten bier. gutes, schwarzes bier an einem seil an einem ast an einem baum auf einem berg über der stadt. jeder durfte mal,und wenn keiner da war sowieso. das hollywoodschaukeln von gutem reifenbier, rund und angenehm.

dann sind wir weggezogen. und ich habe nie wieder bier getrunken. dem reifen ist irgendwann der strick abgefault, er ist den abhang runter und irgendwo liegengelieben. bis ihn jemand gefunden und zum müll gebracht hat. war ja kein pfand drauf. war bloß irgendein reifen. außerdem soll wein gesünder sein als bier. kommt aber auf die farbe an.

251

ein klingeln und ab zur tür

lederleine. lederschlaufe. lederliebe. lederpost. lederhaus. ledergabel. ledername.
ja ledername, der hat einen richtigen ledernamen, zum draufrumbeißen wenn es einem wieder schlechtgeht, man nimmt einfach seinen namen in den mund und kaut sich kräftig einen, die kiefer wund, bis es schmerzt. bis es weh tut bis es wehtun tut, bis es aua macht, ja ledername, jeder buchstabe ein grund mehr sich daran festzubeißen, post vom zahnlückenmann. he ich wollte ja, aber das war dann noch zu wenig in mir drin, ich brauche mehr wut und unheil, dann krieg ich das auch hin mit dem durchbeißen!

wie geht er denn, der ledername, wie lautet er?

keine Ahnung, hab ich vergessen. irgendwas mit k. oder h. oder mit m?
so wie malmö vielleicht?

weiß wirklich nicht. hab ich irgendwie aus dem kopf gekriegt. war dann weg, ohne große lücke zu machen. ist auch kein ding, war nur ein name. schall und rauch, weiß ich auch. und leder, naja. nehm ich halt wiede die baumwollfetzen. oder das gute alte holz. guten morgen, frau birnbaum.

Freitag, Februar 09, 2007

250

frau anna und das pfand der weisen

nein. keine wahl. wir hatten keine wahl. erst erste wahl. dann zweite wahl. dritte wahl. immer nur besetzt-zeichen. keine wahl. ich konnte sie nicht erreichen. also habe ich ihnen einen brief geschrieben und in den brief einen stein gewickelt und das ganze auf die mauer gelegt, zu den anderen, ja da waren schon viele. andere andere, an diesem platz an dem sie hoffentlich irgendwann einmal vorbei kommen und sich sich sehen lassen werden. da wartet nun ihre botschaft auf sie, aber nehmen sie es nicht so schwer. den stein kann man getrost zurücklassen, soll ein anderer sich die nachricht beschweren, damit der wind sie nicht fortträgt. noch ein aber - bedenken sie: nicht in den fluss damit, sonst tauchen die kinder wieder hinab um sich und uns die steine vom grund holen, die steintaucher-kinder. für ein paar münzen holen sie uns den stein für das papier für die nachricht für die menschen wie sie, die irgendwann vielleicht hier einmal vorbei kommen werden. die ganze uferpromenade ist schon voll mit lauter papierumwickelten steinen, als hätte keiner mehr die zeit seine nachricht zu lesen. vielleicht machen wir ein mirakel daraus, oder ein orakel. wer den ersten stein nimmt und wirft und wessen papier sich dann nicht löst, der hat den gewinn.

ach so, sagt herr getz, ein spiel.

nein, sagt frau anna, eine befreiung.

Donnerstag, Februar 08, 2007

249

die gnade im zeichen der wertschöpfung

ständige vertretung
ständige verkehrtung
ohne vorherige vorkehrung
ohne vorhersehung ohne ersichtliche
kontemplative komplikation
versehrung verzierung
verzehrtenabzeichnung
versehrtenbereich blende eins
erblindetes verstehen
ohne verbindlichen unverstand
völkervergänglich völkerversehen
verbindliches völkerbegehen
völkisch betrachtendes abendmahlen
staatenfraß
der zug ist wieder
nebenbei!

248

herr zog strauß rund ums eck


erste blume

wer redet denn von blättern von blechern von blechernen blättern auf zinnlosen dächern, haben sie heute schon wertloses zeug überall, kein aal, kein frischer fisch, kein bunter barsch, keine müde trübe. wir heben einen ganzen schweinetrog mit den zähnen wenn es sein muss, aber es muss ja nicht. aber es muss ja nicht.

zweite blume

da schnüre ich mir doch da schnüre ich doch lieber, da schnüre ich doch am besten das: fuß, fuchs, paket, ein feld auf offener wiese, ja sie haben richtig gehört, wiese, die wiesen bringen einen um den verstand hier, die haben blaugras hier, blautannen gehen noch, einmal an weihnachten ist das kein ding, aber blaue wiesen, jeden morgen fallen sie mir über das fenster herein in die stube und bringen den ganzen tag durcheinander, blaue wiesen, ja wer hat denn sowas auf der palette!

dritte blume

es ist dienstag und so wird es auch bleiben, egal wie viele füllwörter wieviele wörter ich noch reinschmeißen werde in den see den wörtersee, da wo jetzt schon die silben und buchstaben und die kommas und kreuzchen und wo die striche und strichpunkten sich den hals halten und verrenken und verankern. stumm perlt die unternehmerbrause im bleiernen glase. im besten sinne unterbezahlt.

vierte blume

also eine ganze meile weiter und eine halbe miete mehr und hast du nicht gesehen und kolb rage und kolk rabe und schwarze gestalt und weißes pferd und wieviel sternlein stehen und wer hat den mann im mond gesehen und warum sind alle transvestiten eigentlich immer nur so groß, und wer war der mond schon immer, oder ist er nur ein lampiada, der grüne großleuchtkörper festangestellte. ja das passt. ja das passt mir bestens ins beuteschema. grüne vergissmeinnicht, grüne apfelkotze, grünes irrlicht, über die sümpfe stolpernd, bis einen ein gnädiger saug nach unten flockt, nein zieht, also manchmal braucht man eben ein wenig sanfte gewalt, sonst bockt man sich nur ewig so weiter und so weiter und bockt und verbockt und bleckt die zähne wie ein rind, nein das kaut, also wie ein tier im wind, im warmen abwind der gasfabrik, da kannst du blecken was du willst, da kannste machen wie du denkst da kannste dir einen abstecken, da erzählt dir keiner mehr was vom frommen fisch und dem frohen reiter, der den ganzen langen tag den langen weichen hals verkrault. da nicht!

fünfte blume

bliebe noch das blei in den knochen auszukratzen. bliebe nur noch das blei in den knochen auszukratzen und einzuschließen, auszumalen. wie die augen der nachbarin, ganz blau. ganz grau. ganz wut. ganz gut. und wer wenn nicht sie. und warum wenn nicht jetzt. und wie?

Sonntag, Februar 04, 2007

247

das wunder der dose


nee.

ich bin gerda. ich bin geradewohl. also ich bin geradewegs aufs gerade gleis geraten. und da habe ich dann eine menge guter dinge getan. glaube ich. aber wie kann man gute dinge tun? herstellen, ja, aber tun? was ? antun? wegtun? grüntun? rottun? blautun? tunfisch? säge. vor allem säge.

nee.

und im zweiten regal wartet eine büffelbüchse, also so eine kuhdose, einmal drehen und es macht muuh oder määh oder miih oder wie, also irgendwie. und der schuh aus dem ich mich heute in die welt trau, aus diesem schuh also wird eines tages eine blume wachsen, ja blume, eine butterblume, genährt vom fett meiner schwitzenden füße. eine fußfett- und schweißblume. meine fußfett- und schweißblume. groß und rund wird sie sein, und leuchtend. so stark leuchtend, dass man sie nachts über die felder sieht, und keine kuh wird sich trauen sie zu fressen. wär auch noch schöner, ein ganzes leben durch die gegend gelaufen zu werden und dann als großer haufen zu enden. andererseits wird auch ein schuh draus. weil man könnte man dann die wiese düngen und die wiese würde weiter wachsen und anfangen selbst zu leuchten, immer mehr. immer mehr kühe würden kommen und haufen machen aus den pflanzen der leuchtenden wiese, die haufen würden sie überall verteilen, in der ganzen gegend, bis über die jahre. bis über die jahre dann irgendwann ein ganzer landstrich mit leuchtenden wiesen und blumen voll wäre, und sogar die astronauten und die kosmonauten und die chinesonauten würden das leuchtende land sehen und sich wundern. und alles nur weil ich soviel gelaufen bin und meine füße dabei so geschwitzt haben. naja. besser als geschwätzt. schwätzende füße. wo gibt es denn so was. ruhe da unten!

nee. es fängt gerade erst an.

Donnerstag, Februar 01, 2007

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frau gerdada auf dem sofafa

nur dass die toten mir so langsam so viel platz wegnehmen in meinem kopf. sitzen überall rum und sehen sich stumm durch die knochen, oder lesen zeitung und schütteln ihre toten köpfe, dass man angst kriegt die könnten abfallen von ihren schultern und hinter stühle und tische kollern und da liegen bleiben, während die armen toten kopflos weiter sitzen müssen und wissen wollen wie ihnen geschieht. aber machen sie das mal ohne kopf.


Betragen & Betrügen 2009

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