Sonntag, Januar 29, 2006

10--9

und schon, schrie der wilde, schon sind Sie aus dem gleichgewicht, von der rolle, ausgelöst, losgelöst, entrückt, verrückt oder was auch immer. ein großes sperriges sofa sind sie, ein weinrotes gut gepolstertes ding, das gar nicht weiß wie ihm geschieht wie es da auf hölzern knarrenden beinen plötzlich mitten auf der straße steht, mitten im verkehr, der weiter tobt und tobt und tobt. und tobt! schrie der wilde weiter aufgebracht, bis irgendwer zu spät notiz nimmt von ihrer verdammten existenz, weil er seinen eigenen kopf voll hat von einem leben das ihm aus den augen und den ohren läuft, bis der zu spät auf die bremse tritt und das war es dann gewesen mit ihrem entrückten verrückten dasein, das jetzt über den asphalt streunt wie ein haufen sägespäne aus dem aufgeplatzten bauch eines stofftiers. das leben säuft blut, ihr narren, euer blut!

Mittwoch, Januar 25, 2006

10--8

einiges von dem hier
sind schalentiere silberhäutchen
halbmondäne plustertierchen mit
verglänztem stolz
seeigelndes wortvieh das sich
entnestet um die schale schart
vom vielen hohngerede
schon ganz krank
dass einen die sehnsucht
auch immer so gleich
aus der geerbten blässe reißen muss
und die meerjungfrauen küssen
auch nicht immer schön
vielleicht weil einem letztes jahr
wieder so entsegelt ist

Sonntag, Januar 22, 2006

10--7

also auch hier noch mal - was sagt die uhr? ja die uhr die hat es gut und ruht, das kleinste geißlein wusste schon warum den kasten – wölfe kennen keine uhr!

aber wo war ich? ach ja, da mitten drin im pendelverkehr, so mitgenommen, im sitzen schon begriffen, ein guter zug an mir, diese hängenden mundwinkel. die hängen aber nicht, die wurden da verlegt, gestaltung nennt man sowas, ein altarfalz von den nachtgestalten, die sich mir immer noch manchmal durch die träume wagen, dieses kennenlernen so nebenbei kann ganz eliminierend sein, das gräbt sich ein in dein gesicht wie nichts, mondkanäle, mare! mare! mare! nachtmare! und danach dann will es wieder keiner mehr gewesen sein.

so lasst uns lieber bunt die backen schwemmen von der bilderflut, die uns das tagwerk durch die kanäle schleust. augen blick mal! herr nachbar! aber die welt ist wie sie ist, und auch die wellen sind nur dem strand verpflichtet. echo beach! martha! muffins!

Samstag, Januar 21, 2006

10--6

ist das ein wort?

vielleicht, sagte der verwohnte, ich wäre schon gerne ein gewandter, und ein rasender, ein reisender, was den verstand angeht, und die kunst, die sowieso, die so wie so. ich würde gern mal um alle ecken und anders als sonst und mir was in die gute stube holen, was fremdartiges, was anderngedachtes. sieh dich doch um, die stube ist jetzt schon ein paar jahrzehnte verhäuft und kropft nur mehr mit dem immergleichen. man braucht doch ab und an so was wie eine restauration.

gut, sagte der gefiederte, dann könnten wir ja was essen gehen. oder hab ich da was falsch verstanden?

Dienstag, Januar 17, 2006

10--5

schüttlern von gliedmaßen so verboten
wie auch weil das spontanen verlächeln verboten und
kleidung ohne zweck muss verboten auch
des gleichen öffentlicher vorzeig von armut verboten
unbegründetes genutz der straßen verboten
wenn nicht ausschließend kaufer fort bewegen verboten
eben so undienes verhalten zu maschinen verboten
nichtproduktes da sein verboten
unser werden verboten
gehört so

Samstag, Januar 14, 2006

10--4

in deinem stumm schwelgenden auge sitzen in der dunklen mitte dieser blau blutenden flammenbrücke und wie mit mitternächtigen schwingen zur ruhe kommen und anfangen
das ende sich zu malen und die hände um den kopf begriffen
an einer tiefen randung kauern und nicht wissen warum
und das weiche wollen zerdrückt

Dienstag, Januar 10, 2006

10--3

als es klingelte, öffnete ich die tür. draußen standen die pure not und die schiere verzweiflung und sahen mich aus großen augen an. ich lud sie ein in die gute stube, gab ihnen zu essen und zu trinken und hörte, was sie zu sagen hatten. sie sprachen viel und sagten doch immer das gleiche, und während sie redeten, nahmen sie gleichzeitig ihre mitgebrachten pinsel und malkästen und fingen an, ihre umgebung in dunklen grautönen einzufärben. ich sah und hörte ihnen weiter zu und nickte ab und an ergeben, wohl wissend, dass es gegen die pure not und die schiere verzweiflung kaum etwas auszurichten gab. bald rückten die beiden nah und näher an mich heran und ich konnte fühlen, wie sie begannen mich zu überwältigen.

da klingelte es erneut. ich öffnete wieder die tür und sah mich mit einemmal dem kleinen reinen glück gegenüber. es lächelte und fragte, ob es hereinkommen könne. ohne zögern ließ ich das kleine reine glück die wohnung betreten. ich nahm seine schuhe und galoschen und führte es in die gute stube, wo die sonne warm und hell durch die geöffneten fenster schien. das zimmer war leer. am rahmen des fensters waren ein schmutziger fingerabdruck und etwas schwefelgestank hängen geblieben. sonst aber war nichts zu entdecken. die pure not und die schiere verzweiflung hatten das weite gesucht.

das kleine reine glück lächelte mich wieder an. ich lächelte zurück und war froh. auch weil das kleine reine glück mit wenig worten auskam, und mit sich selbst und einer schönen tasse tee zufrieden sein konnte. reine glücksache eben, dachte ich. klein, aber fein.

Sonntag, Januar 08, 2006

10--2

morgenstund hat es
und wieder gold im mund
doch fürchtet es die zähne
währenddem es draußen drückt
und grau und halbes blau und dampf
aus krägen und kapuzen vor die fassaden rollt
und drinnen schreit es licht aus der deckenröhre
es zischt und stöhnt als will es kaffee gebären
und das haus fängt an wie infiziert sich zu bewegen
aus den gehäusen fallen bunte laute
geräusche kommen über einen her
und eine drängt es mir die gut gelernte
laune in den kopf zu schieben
ihre stimme greift mir zwischen die beine
so genießt man es
so nimmt man es sich heute
so macht man es sich selbst
und wieder so ein morgen
aber wie sonst
fängt man es
sich an

Mittwoch, Januar 04, 2006

10--1

11:47 radikale tendenzen, unterbewusstes obststreuen, nein streuobst, nein streunendes obst. meine äpfel und birnen sind mal eben ums eck. radikal wie nie zuvor.

12:11 wenig schnee fällt mir heute vor die tür, aber ja, es soll zur sprache gekommen sein. vereinzelt zwar, aber immerhin.

17:57 viel tomatiger kann kunst nicht werden. sehen sie nur - überall so ein spalieren!

21:45 hört endlich auf, das ist ja nicht zum haushalten. das dach, versteht ihr, das dach muss passen. wände wackeln immer.

Sonntag, Januar 01, 2006

10--0

altes ja
so wunderba
(naja na meistens wa)
doch altes ja
jetzt nicht mehr da
weil neues ja
viel größer wa
als dummes kleines altes ja
komm schönes buntes neues ja
da leg dich hin
auf unser sofafa


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