Samstag, Oktober 03, 2009

516

Tagsüber, Wasserfälle

Jedenfalls ist jetzt auf der Wiese vor dem Haus keine Ziege. Auf der Wiese vor dem Haus ist ein ganz normaler Haufen Dreck, abgelegt von irgendjemand, hingeworfen wie so ein Ding, Schicksal, ein gebeuteltes Stück, Abfall sozusagen, ein leergeräumtes Versprechen. Tütüt. Jaja, Nunja, Schwermut ist auch keine Lösung. Liegt mir wieder wie ein Ziegel im Regal, das Zeug. Wenn mir bloß die Kommas nicht ausgehen. Wo hänge ich meine losen Fäden hin? An die Wand, wie die Glasnudeln und die Stirnfalten? Das muss Tapete sein, keine Haut, die da hängt. Breitspurig fahren wir mit dem Finger die Ecken rauf und runter, die fetten Ecken voller verschwindenden Lichts. Gebogen, aber nicht gebrochen. Gleich kommt ein Teich.

Jedenfalls, hätten wir nur ein wenig mehr. Also ungefähr das Dreifache. Das ist auch keine Blasphemie, ich kann nur Luftgitarre. Also eigentlich. Einen einfachen Klammergriff, nun gut, oder auch eine Gürtelrose, aber nur mit Mund und Lippenschürzen, das brennt doch? Das brennt Dich glatt um die Ecke. Vollmundig banal. Verkaufen wir alles, und ziehen dann weg, wir drücken uns nebenbei den Weg lang und länger, und Dosen sind auch ganz hübsch, ein ganzer Sack Dosen am Ende eines taghellen Tags, ein Schatz, mein Schatz! Wir werden wieder. Wir sind schon bald. Wir zwei, oder um halb drei. Mittags eben. Sprache und Einfalt. Auf den Taschenboden ist noch etwas Mutterwitz. Schon leicht beschämt, oder: beschimmelt, weil so lange auf der Lauer. Passt sich an. Und gewinnt an Farbe. Und Fahrt. Eine leichte Weise, das. Beschwingt, geflügelt. Der Dreckspatz am Hosenbein. Wallraffplatz. Mach rüber, Junge, und Du kannst was erleben.

(gleich weitergeflogen, die feige. grauer star!)

Sonntag, August 30, 2009

515

Brummkreisel, doppelseitig

Wir waren dann mal gegenüber, auf der Seite der Gewinner. War aber alles leer. Waren schon fort. Nur die Papp- und Stellwände pappten und stellten sich noch gegen den Wind, aber der ist ja immer irgendwie. Der Wind ist ja immer. Wo habe ich nur meinen Kopf? Wie habe ich mir den Kopf stillgehalten? Für anderes hatten wir immer Zeit. Und es sieht nicht so aus, als ob sich etwas ändern wollte. Und ein Stilbruch ist noch lange kein Zuckerschlecken. Fragen Sie einen Stuhl!

514

ein stück seife, und dazwischen papier

aber da ist noch gelächter
von unterwegs von unter den tischen
sternentod wie hohler schleier gerafft
wie hohe stirn gefaltet
wie mit bleiernem traktat
gehorsam schweigt sich durch das gedächtnis
ein schmutziger besucher mit würgendem blick
nur wie den hausrat überwinden
die schlangen auf linoleum
ich war reissuppenkönig
unter den ofenringen und
dem knistern der wand
die echospur in meinem zimmer

Dienstag, Juni 02, 2009

513

Gemeinplatz, also immer druff!

Schon mal wieder. Schlechtes Gewissen. Viel zu lange in dem Einmachglas, mit dem Froschkostüm, und keine Leiter. Das kann nichts werden. Das kann ja einfach nichts werden. Ich bin nicht unterwegs gewesen. Ich bin nicht angekommen. Ich hänge immer noch zwischen den Seilen an dieser Brücke, auf die man mich geschickt hat, um sie zu reparieren, wobei man inzwischen vergessen hat, dass es mich gibt. Die Luft ist dünn hier oben! Aber keine Ahnung, den ersten Mittelscheitel habe ich mir verdammt nochmal selbst gezogen, das war vielleicht keine clevere Entscheidung, aber es war immerhin eine! (Ausrufezeichen)

Sonntag, April 26, 2009

512

Mein Freund heißt Kamel

Ich im Weiß das der Maler übriggelassen hat
für die Zeit für das Bild nach dem Schnee
versprich mir nur nicht wieder alles
das Fleisch der Sonne hängt bauchig in den unruhigen Tag
wir wären Engel, wenn man die Flügel nicht für anderes gebraucht hätte
später wollte man sich die Zunge herausnehmen
Abgott (nichts weniger als das, ach geben Sie nur reichlich)
was hätten wir denn noch zu tun in dieser Nacht der Eingeweihten
letzte Versuche sich herauszureden, aber der Schweiß läuft wie ein wildes Kind
(Ahornknabe, Muschelleib)
Irrlicht inmitten schwankender Blumenwälder (Fehlfarben!)
jemand hält mir Kornblumen über den Asphalt
Unschärfe heisst das, wenn die Schatten im Kopf
dunkel drohende Terrassen bilden, steil in die Mittagshitze verkeilt
(Bürgerfassade!)
ich werfe mich seitwärts
in die kleine Spalte lichtgrünes Meer

511

Sonntag rennt, Dienstag fehlt ein t

Wie Nachtrausch den Tag verharscht
schneetrockene Yetizunge (ein pelziger Igel)
Tierhäute im Kopf
mit den Augen der Taube spähend
es heißt eine Richtung einzunehmen
Dachschräge und das Rot eines brennenden Morgenmantels,
habt acht, habt neun, habt Seilspuren in meine Wangen gepresst
(ich war so vernarrt in dieses Gefühl!)
was schlägst Du vor, was schlägst Du zurück
ein Licht aus dem Fensterglas wie ein drohender Blick
schwarze Tränen und ich stehe auf
mit dem Licht unter meinen Sohlen und den Schwalben
in der Brust

510

So lange nichts und dann sowas

Wieder Luft geholt
Wasser ist zum waschen und genug da
etwas Wärme aus den Achseln kitzeln
Sprühflasche werktags, Schokolade heiß und innig
ich bin der Grubenkönig, unten alles voller Gold
keine halbe Sache, meine Stimme schläft wie meine Geschichten
auch wenn es aussieht als ruhten sie sich nur aus
wenigstens war der Tag heute wie sauber mit dem Messer geschnitten
eine Scheibe Brot, erst weiß, dann schwarz!

Montag, März 09, 2009

509

Eisenwahn und Mörtelschliff

Ich habe mir neue Schuhe auf dem Flohmarkt gekauft. Schöne braune Schuhe, mit Fell gefüttert. Das Fell ist nicht echt, und die Schuhe haben Wasserflecken, aber das ist nicht wichtig. Ich laufe jetzt schöner mit den neuen Schuhen. Nicht besser vielleicht, aber schöner. Am schönsten stehe ich mit den neuen Schuhen. Das sieht richtig gut aus und wird von allen, die an mir vorüberlaufen während ich so dastehe, bewundert. Schau, wie schön der Mann da steht, sagt die Mutter zu ihrer kleinen Tochter. Ja, nickt die Tochter, das liegt an seinen schönen Schuhen. Ich will auch solche, ruft das Kind dann empört und schreit wie am Spieß, bis ihre Mutter sie weiterzieht zu dem Flohmarkt und sie dort gegen ein neues stilleres Kind umtauscht. Das neue Kind läuft auch sehr schön. Es geht anmutig und lässt sich von den Umgehenden bewundern. Am allerschönsten ist es aber, wenn das neue Kind einfach nur still dasteht und mit großen Augen die Welt betrachtet. Dann sind wir uns einig. Das Leben ist schön. Und alles wird gut.

Freitag, März 06, 2009

508

Onkel Ottos Wiedergänger

Immer wieder fiel ihm ein Grund ein, wie man noch besser auffallen konnte, oder warum. Warum der Bäcker nie grüne Socken getragen hatte. Warum Einzelzellen auch keine Lösung waren. Warum seine Stirnfalte keine seismographischen Elemente enthalten wollte. Warum Immobilienmakler sich ihre Nutz- und Wertlosigkeit bezahlen ließen, und warum das dann für sie selbst doch wieder einen Sinn ergab. Warum alle einen Anteil hatten. Und warum sich ihm schon im Alter von dreieinhalb Jahren die alles entscheidende Frage gestellt hatte.

Das interessierte nur keinen.

(Tannenbaum, oh Tannenbaum. Bist Du zu klein, lohnt sich das Hanf ja kaum.)

Freitag, Februar 27, 2009

507

Begleiterscheinung, Nr. 2

Deine Reise wird lang sein, und sie beginnt unten an den Beinen, an den Säulen des Elefanten. Mit jedem seiner Schritte wirst Du bewegt und gewogen, getragen, geneigt und wieder aufgerichtet, und Dein Wesen wird das eines unfertigen Gedankens sein, vor und zurück. Dennoch bist Du privilegiert und kommst irgendwann nach der großen Weite seines runden grauen Bauches oben dort an, wo Du hinwillst, am Ohr des Elefanten. Er kann Dich hören und er wird Dich hören. Wenn er mag und es an der richtigen Zeit ist.

Samstag, Februar 14, 2009

506

Düsenfisch

lass mich wenigstens diese eine zeile am tag, aber nicht halb und schon gar nicht deswegen und schon gar nicht weshalb oder weskind wesbrot westageslicht und nie und das und das und der und er und wir und hier und keine und reine und immer und klein und glimmstengel und leim und laubsäge und frosch und tot und rot und kleist und hintenlang und aufgrund und halbfisch und trübe und klassizistisch und faulhaber und grubenolm und orff und magermilch und schluss und stuss und grabkammer und nagel und bob und leise und hüfte und lüfter und haussegen und grün und blau und augenfeuer und tomaten und greis und graus und glimmer und kalenderblatt und kaftan und jedermann und obacht und mast und mist und möbelstück und kleiderordnung. kleiderordnung. kleiderordnung. bügeln. und gebügelt werden.

Mittwoch, Februar 11, 2009

505

Ra und Reibe

Ein dreizehnjähriger Flugzeugverführer landet mit seiner Liebsten in Kairo und findet eine Telefonkarte. Leider ist sie bereits abgelaufen. Während seine Liebste geschrubbt, gereinigt und aufgetankt wird, setzt sich der dreizehnjährige Flugzeugverführer an eine Straße, blinzelt in die frühägyptische Sonne und starrt auf dem staubbemehlten Teer vor ihm. Die Sonne brennt. Der Teer brütet. Die Schlange auf dem Teer zuckt und rollt sich meterweise in irgendeine Richtung, sie stinkt und lärmt, in ihr wird gefuchtelt und geschrien, gelitten und geweint. Ein Mann kommt und fragt den jugendlichen Flugzeugverführer, was er hier mache. Der Planelover zuckt mit schmalen Schultern ein knappes Nichtwissen in den Schatten des Fragers, der sich wieder entfernt. Die Sonne brennt sich weiter ihren Weg durch den Streifen lichtes Element über den Köpfen und Dächern der Stadt. Der dreizehnjährige Flugzeugverführer erhebt sich wieder, ganz steif vom harten Teer, ganz betäubt vom Lärm und Gestank der sich weiter rollenden und windenden Schlange. Oben am Firmament war es leichter, schöner, besser, gemeinsam mit der Geliebten die Wolken durchstreifend und der Sonne viel näher als man es hier unten jemals sein konnte. Ob die Pharaonen, die Kinder der Sonne, auch ein Flugzeug hatten? Vielleicht hätten sie gerne eines gehabt. Der dreizehnjährige Flugzeugverführer hatte eines. Und er hatte es liebend gern.

Montag, Februar 09, 2009

504

wenn der mattjes rutscht

ich war sehr schön, gestern
obwohl abends als esel
lange ohren bis an den unterrock
im maria und franz hat dumm geschaut
gescheit und vernünftigt sein
und nie ein messer unter die gürtellinie
dolchblick, aber schnell!
späte einsicht, doch warum nicht
das glück lechzt auch wieder
und der himmel ist blau
nur gott weiß
wie lange noch

Samstag, Januar 31, 2009

503

Vorsorge mit F

G wie Geografisch. Der Geografisch schwimmt immer im Kreis, global gesehen. Er hat einen Ä-Quator und einen Bä-Quator. Auskotzend immer im Kreis schwimmend kommt der Geografisch so zu ganz neuen Erkenntnissen. Dass ein Horizontal nichts ist im Vergleich zum Marianengraben. Oder ein Vertikal ganz schön alt aussieht neben einem jungen Mönchsfisch. Ganz zu schweigen vom Gelübde. Jedenfalls ist der Geografisch noch längst nicht am Ende. Und querst erst recht. Hat er doch, oder?

Freitag, Januar 30, 2009

502

Die Nachttisch-Petitionen, Teil I


Geweihgröße mal Klebstoff mal Ausfallschritt ist gleich großer Hirschkopf am Morgen danach.

Das waren noch Zeiten: die gute alte, die bessere schöne, die von früherst, die was wo nie wiederkommt.

Mehr Stoff haben wir nicht, dann nähen wir eben wieder Eingeweide.

Blutspur - Die Signatur des Treckers und seines Anhängers auf schwäbischen Feldern

Heimlich hat sich Heinrich doch gefreut, als der goldene Wichsfrosch platzte, ja, das war unschön, aber leben Sie mal so!

Zupf den Zopf. Zupf den Zopf. Aber nimm dich in acht vor der Axt. Wikinger sind alles andere als blauäugig.

Wunder weiß was. Aber keiner weiß was Wunder weiß. Schwarze Wunder sind dagegen ausgeschlossen. Bunte Wunder sieht man selten. Früher blau!

Auf der ganzen Welt gibt es keinen Zweiten wie Dich. Aber vielleicht auf einer halben, einer Viertel oder so was?

501

Farewell, Kapitän - ihr wart ein richtig Guter und ein Großer!

Donnerstag, Januar 29, 2009

500

Le Naivité est arrivée

!!!!!!!!!!!!!!!!!
!!!!!!!!!!!!!????
!!!!!!!!!!!!!!!
?????
!!!!!!!!!!!!!!
???
!!!!!!!!!!!!!!!!!
?
!!!!!!!!!!!!!!!!!
!!...
!!!!!!!!!!

!!!!!

!!

(!)

(Abspann)

Mittwoch, Januar 28, 2009

499

VERZISCHT!!!

Man schreibt nicht krummwert wennman geradeso geradeoben schiefebenend nichts anderes zu tun hattatat, auch nicht schwer, das ganz Ganze. Hat so sososo seine Vorteile, Urteile, Viechereien irgendwie. Kam eine Stunde später, laaaaangsaaaaam vereilte(?) mich(??) das schwere Schicksal des Gebeutelten – die Börse! KlinkKlonkKinkKonk, EiermackerAkkermann. Unwiederbringdinglich vergesstweg, verschnellweisstdunoch, vergeben, betretene Gesichter, Schrittmesser zwischn die Zwischnzähn, meine Schuhler (Nietenvogel) sind da noch ganz huchhoch obendrob geflattattattat, mit einem Schweineschwung, ja Tanzbein, ja kann man sagen. Schweineschwanger sacht man aber nichniemalsnich, das denkenenkenenken tut man soooo(oo). Oder vielleicht auch wahrscheinen Dollargrün! Und so war eben im Leben ein Beben auf den Dielen zu kleben, warnichweißnichaberhattenwirschon (im Flug!). Jetzt nochmal, von vorn, da hingelegt und Brust frei und dann reindamit, nein erst sehn dann lesn. Augenweide, dieser Winder in meim Ästhetenast, Mästhetenknast, schwerschwanger kommt Somolzkin ohne Witzblattfigur, ganz verschwägerter Schwertschwinger und tritt da rein, fleckweck, Metzelsuppe, Bratenfloß, und wie Esskastanie hatte Satan wie weißnicht HIM geschleudert, aber Mann hat man je mit so was kavaliersdeliktischem ein Staat zu machen, nein, kannitverstan. Es gibt dann auch den Höllwart, der sitzt dann da und fragt dann nach Dirdeim WannDennWie, auch wenn man Wie will, auch wenn man augentröstend mit Lidklapperei nur herein, aber suchnich schwarz wenn Du rot siehst. Opp, Opp, Opp es dasssss WEERRTT IIISSST. Das schlag Dir aus dem Koppoppoppop, ob es wehrt ist kein Frag, fragat mal den Müll, den Mülla fragat mal tu, mala tuna. Schlechtfisch Magengrün, ganz raus bekotzt, nich neckern, klotzn, Zwerg Phase. Sturmkind. Unterfreund. Stapelbar. Heute gehn wir wieder via Stapelbar, Herr Nabelzar. Küsster? Unn wie. Da sitzn die Losa. Ei, ähm, a Luusababy. Lausbaby. Armstrong.

Sonntag, Januar 25, 2009

498

Ehrfurcht in Erfurt

Prozedere 1:
Der Mond ist aufgegangen
Prozedere 2:
Mein Mund bleibt zu
Prozedere 3:
Die Reklametöchter heben ihren Rock
Prozedere 4:
Ich hasse Barrenturnen
Prozedere 5:
Ausfallschritt
Prozedere 6:
Umfallflucht
Prozedere 7:
Nachschauen was geht
Prozedere 8:
Ventile schleifen
Prozedere 9:
Ventile schließen
Prozedere 10:
Warum nicht

497

Abwürgen, aber filigran

Bewertung eingereicht: Freistempler
und auf den Höfen wuchs früher Pausenbrot
und der Teer lag satt und friedlich summend auf der Straße
Verzeihung, sind sie auch Schlafwandler
Nein, ich bin Traumwechsler
Die Spiegelscheiße klebt mir wieder am Gesicht
(Zuviele Hymnen im Plattenbau)
Kommt ein Bauer in die Stadt und hat nur einen leeren Wagen
aber sein Pferd hat spitze Ohren
Teufel auch, der will nochmal
Stumm grinst der Vogelteich, denk Dir deinen Teil
Mehr war nicht zu erwarten!

Samstag, Januar 24, 2009

496

Bohrmanns Erben

Wenn man lange genug bohrt, kommt man überall durch. Gerade auch gerade aus. Durch lebendige Körper. Es locht schnell. Wenn man irgendwann das ganze Lebewesen-Zeugs geschoben, gedrückt oder gezupft hat, bekommt man das gewünschte Ergebnis. Ein schönes, rundes Loch. Kann man durchgucken. Kann man Sachen drin aufhängen. Kann man Hand rein und wieder raus machen. Kann man sich gar nicht genug sattsehen dran. So einem schönen Loch. Schön groß muss es sein, man muss schon den Unterschied sehen, zu sonst oder normal. Und schön rot darf es sein, also außen rum. Schnöd schwarz ist eher unerwünscht. Obwohl das auf die Kulisse ankommt. Also einen schönen SchwarzWeissFilm im TV, durch so ein Körperloch betrachtet, das hat sicher was. Das Dahinter und Drumrum wird zum Ereignis und gleichzeitig zu Nichtereignis. Also ein Wesen zum Verwesen, eine EventUalität! Die Konzentration auf das Hintere verhilft einem ja ganz allgemein zu ganz neuen Ansichten. Auch philosophisch. Mit dem nötigen Talent lässt sich da viel was machen. Aus so einem Lebend-Loch. Es muss aber so was bleiben. Ein Toten-Loch wird eher als unschick gesehen. Außerdem riecht es schnell. Was nicht so ganz schlimm wäre. Aber es entformt sich so schnell. Und das ist dann doch unästhetisch. Also Lebend-Loch. Lieber Lebend-Loch. Machen wir ein Buch daraus? Oder eine Seite für die Web? Ah, Cherie...

Sonntag, Januar 18, 2009

495

Darf so einer Kunst sein?

Leimband, Leimtopf. Klebeform. Informiert, aber doch kaum blasser Dunst. Nasenschleier. Rot wächst die Blume aus meinem Blut. Bringt mir den Schopf von Yul Brynner. Haben wir nicht. Nackenhaare von Vera Brühne? Auch nicht. Aber eine Maggi-Frisur von Peter oder dem Wolf.

Eine Ahnung von saharischer Gier nach mehr, vom Sprudel eitlen Wollens. Genug gespürt. Hunde, Hühnerkunde. Ich bin auf einem Bein aufgewacht, und der Misthaufen auf dem ich mich finde weiß längst nicht alles. Laut gegeben. Haben wir acht, neun, haben wir auch halb zehn. Und der Rest muss folgen. Haben wir elf, haben wir zwelf, haben wir nach Mittag. Ja, haben und haben, und sollen und Schein, wie Schatten im unteren Bereich der Brillengläser. Wieder zu spät. Man lasert sich jetzt. Ich wäre ja auf einer Seite, gern, aber welche von den drei, vier verbliebenen hat mir denn jetzt genau gefallen?

Und Troja, und Maya, und Herrja, und Kara, und absolut purpur. Pfeifen. Gehört. Dazu gehört. Worte wie Fetzen in mein Innerstes geweht. Schwarzes Panier, Reflektorkunst, aber die Kohle haben die anderen!

494

Brandners Geist

RotKreuz BraunKreuz GrünKreuz
die Lichtschlangen werfen die Farben
in die Häuser zurück wie armes Gelichter
und wir haben kein Brot nur Kuchengewürz
sattsam Bekanntes und leerer Verzicht
das tote Holz abgelesener Gedanken
zu spät um jetzt noch mal danke zu sagen
zu früh für eine Fahrkarte
der Bus ist noch leer

493

equilibri

bald brechen die Türme
und die Zeit der kleinen Vögel
kommt wieder
und die Geldautomaten schweigen
und das Gold verzettelt sich
und die Minister führen ihren Verstand spazieren
(nur kann der nicht fliegen)
und die Beamten kehren den Hof
und die Beamten streuen das Gleis
am kalten Buchenhain

Donnerstag, Januar 15, 2009

492

Frau König und ihr Frosch

Gestriges Versagen, heutiges Verwesen. Oder war das umgekehrt? Auf den Kopf kommt es an. Ich spüre Gummi, die Riemen auf der Stirn, den gefühlten Durchstoß der Kontakte. Jetzt die Augen zu, und wieder auf. Bitte. Rauhes rot behauchtes Papier schabt und rändert sich murrend aus seinem Stahlbett und rollt sich in den transparenten Kasten darunter. Lässigkeit. Information. Präzision. Man muss sehen was ist, um zu machen was man kann. Aktion. Reaktion. Telegramm. Heute früh verstorben. Kommt aber darauf an. Das Papier schiebt sich weiter durch den Raum wie die Zeit in meinen Kopf, die Kontakte grinsen sich durch Haut und Knochen ins Gehirn, zumindest fühlt es sich so an, mein Stuhl hat keine Lehne. Mein Stuhl hat eine ermüdungsarme Sitzfläche. Zumindest eine, die rein optisch den grundsätzlichen ästhetischen Bedürfnissen der Medizinerkaste entspricht. Die Kasse zahlt, auch ohne Wissen. Man arrangiert sich. Es muss Gewinner geben. Es wird immer Gewinner geben. Je eher man sich entscheidet, umso besser. Mich hat man vergessen zu fragen. Vielleicht war das Papier alle, für den Fragebogen. Das Rechenzentrum hat seine Tätigkeit beendet und ruft mit streng moduliertem Ton nach seiner Bedieneinheit. Weißes Kleiderreiben, der kühle Geruch nach nichts, ihre Finger sind kalt, die Stimme bemüht um Neutralität. Lange wird das nicht gutgehen. Je eher man sich entscheidet, umso besser. Mein Kopf in der Zange ihrer Hände. Schön ist das nicht. Mit letztem Kuss verabschieden sich die Tentakel von der errötenden Haut. Frisch verliebt steigt die Freiheit des Augenblicks ins Tageslicht, und wird rasch von den Praxiswänden verschlungen. Spurloses Verschwinden. Eure Sachlichkeit kotzt mich an. Die Kinderzeichnungen auf dem Schreibtisch in dem großen Zimmer der leinwandweiß verkleideten haarschwarz verfärbten Interpretatorin, die wirkt, als würde sie jetzt gerne in einem rot gestreiften Leuchtturm sitzen und das aquamarine Mäandern des Meers auf dem goldgelben Sand betrachten, der sich sanft bis zu der Eingangstür ihres Reservats dehnt und streckt wie die weiche und makellose Haut ihrer jungen Yogatrainerin sich dehnt und streckt, wenn diese ihr den Weg vorgibt zu den sanften Hügeln des Glücks, sprechen eine andere Sprache.

Nichts zu erkennen, sagt die Ärztin. Alles im grünen Bereich. Ihre Stimme klingt nach Erleichterung und Vorwurf. Eine seltsame Melange. Bevor sich etwas mehr zusammenbraut, verlasse ich den Leuchtturm und tauche ein in mein Gewühl aus lichtem Lärm und Dreck der Straße. Ich bin wieder da. Zurück von einem Tag am dunklen Meer.

491

Exzellenz, zum Scheitern geholzt

Da geht aber noch was, die paar Schritte über den Abgrund hinaus, die machen den Unterschied. Willst Du kein Flieger sein? Stehe ich da wie angewurzelt und über mir der Himmel der blausame und keiner stellt soviel Fragen wie mein Hirn in dem Moment, es geht nicht mehr, es geht nicht mehr aus, es bleibt die ganze Zeit auf Sendung, Funkpeilung, mein Hirn strahlt nur so vor lauter Sendebereitschaft und ich höre alles mit, das wird mir nicht viel zum Regieren oder Reagieren lassen, ich muss doch weiter hören! Und jetzt alle. Aber mein Hirn sagt weiter, es sendet beredt weiter, nicht mal mehr aus dem Untergrund, alles ganz ofiziell, wir sind es, Deine Verwaltung. Zeit genug gehabt hast Du, die Wahl war klar, oder, und jetzt kommt die Rechnung auf den Tisch, wir brauchen den Platz.

Man dreht sich. Wendet sich. Man blüht auf, man blüht ab. Man welkt, und schiebt doch wieder noch ein grünes Wurzeln unter die Oberfläche außen vor. Triebtäter, Tätertrieb, Treibstätte. Tanzboden. Ausgestanzt. Abgestiegen. In den Kellern sind die Kisten leer. Früher waren die Keller die Orte mit den vollen Kisten. Heute sind die Keller Leergutbehälter. Flaschenpost. Auf dem Teppich bleiben. Bezahlen Sie doch einfach mit Ihrem guten Namen!

Kommen wir zu etwas völlig anderem.

Stadt war Relief. Bilder gesehen, Autos gesehen, Straße gesehen, Dreck gesehen, Menschen gesehen. Viel Autos, viel Straßen, viel Dreck. Menschen gefürchtet. Menschen verhasst. Angst gerochen, Gas gerochen. Lärm gesehen und gemacht. Herz zerbissen. Stumm weitergeschaltet. Technik funktioniert. Mechanik funktioniert. Welt funktioniert. Stadt bewegt. Mensch greift. Korn, Blume, blau. Leuchtstoffkörper. Bilanz: verlangsamtes Wesen. Sein war gestern. Heut ist Präzision. Anmach. Anschalt. Angang. Anlauf. Anfall. Und ist kein Wert. Aber ist kein Wert. Warum ist kein Wert. Wir sind Wertschöpfer! Alle!

(Unter Schöpfern ist die Tatsache unbestritten, dass eine besondere Wertigkeit ausschließlich rückverfolgbar sein muss und keineswegs aufgrund besonderer Fähigkeit entstehen kann oder will oder soll. Und/oder Geschick vielleicht, aber nicht von Dauer. Es geht um Unsterblichkeit, es geht um das Erbe der Guten, der Reichen, der Schönen. Sichert die Spur!)


Betragen & Betrügen 2009

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