Sonntag, Oktober 29, 2006

191

mitternacht am steglitzer kreisel

und aber und aber bücherwurm
verflixtes versieren die blüten sind schuld
nein die pollen die vollen die knollen
alte kartoffelknete dass man dich auch mal niederkniet
ein kirchlich tüten in der fußgänglerzone
bestimmt kommt bald ein zebra die streifen es schon
aber blaues licht schadet den amöben
grünes licht macht rasen schön
mit rot kann man dagegen (wär ja noch schöner)
mein mann soll dieter heißen oder meistens karl-heinz
die wahrheit ist ein flickenteppich
und die ganze saumseligkeit fällt aus den maschen
hätten wir nur für eine heizung gespart
hätten wir nur sitze eingebaut
für dieses leben

Samstag, Oktober 28, 2006

190

später dann halb ist

sichel scherben und der tag glüht sich
durch den vorhang wie ein fiebernder pirat
mandelsplitter träumerfalle mein radar rührt ihren schlaf
in bitterer demut wiegt sich die kleine freiheit
auf falkenhayn rascheln leere wespenkörper
ketzernde suffragetten lüften ihre schokoladenseite
ein wenig riecht das moor immer nach ungewaschem haar
kunstglück bleivermassung und der hohe vogel kreist im kirchenschiff
die kümmerfrau bricht ihr schweigen für das licht
abglanz auf papier und ein schirmherr läuft vorüber
auf den dächern regt sich polternd regen
stumpfer platz nickt blass im ton
schön

Donnerstag, Oktober 26, 2006

189

neulich am hasenstall

blick nach vorn im zorn
überkinder waren wir schon immer
sie war krankenschwester und ich war krank
meine erste begegnung verlief auf sand
meine zweite begegnung trocknete im heu
meine dritte begegnung kam unter die räder
den rest muss man nicht ausbreiten
legt euch woanders mit euren schmutzigen gedanken
das wäscht mir keiner hier
die flecken auf meiner seele sind hoffentlich nur schürzenblut
ein ausgekochtes luder weniger
nein ich mache mir nichts aus kesselfleisch
da können sie schön reden wie sie wollen
erstklassige veranstaltung hier
gottseidank haben sie die proleten ausbezahlt
für geld gehen die überall hin
machen die überall hin
nur das mit dem toten kopf
muss man ihnen noch
richtigstellen

Sonntag, Oktober 22, 2006

188

spät zerfließendes siedlungswesen

mutterseifig krönt
der schaum der tage das gesalbte gesäß
erst über hohe berge träumen
und dann nicht angeseilt
ja haben sie den verstand vergoren
ich zäune mich hier zu tode
und sie ja sieh da wieder eine zeitschnecke
die sich langsam wendelnd
durch mein blatthirn frisst
alles wird gut nein alles wird blut
alles wird so – für immer?
ich verschwöre meine natur
und halte es mit den nachbarn
abends blaues irrenlicht
die fenster fest verkniffen

Samstag, Oktober 21, 2006

187

la compression deluxe

ein apfelbaum
ein apfel baum
einapfel baum
ei napf elba um
(napoleon macht sich schnell noch einen sohn)

186

wem das reisig blüht

ab geht das allgewärtig dahin
wo allenthalben allerorten und wieder wider
altes fett am gegenspiess - verpiss dich mittelalter
da ist bloß rüstung und entrostung und
seufzende hautfetzen in fensterrahmen
und flatternde seele im wund nein im wind
muss wohl am verranken liegen nein am verankern liegen
verwirrt vor ort in tiefaugenden gewässern
verrannte verbrannte vernunft und verblichene liebe
die liebe erbleicht, die liebe verfällt sich selbst
ein stumpf, ein letztes monomal
wir blenden wir blinden
wir despektierlichen
in gegensätzlicher begötzung
und verbleiben
verzeihend im verstand
(morgen ist auch noch so ein tag)

185

unvermitteltes schwabengift

wenn du schwer am seilen
und ganz schwer am rudern
und hart am randen
und nur am ziehen und halten
bist
dann steht es da
das kurvengespenst
winke
winke

Mittwoch, Oktober 18, 2006

184

eine spätere erscheinung

ja die armen hör mir auf mit diesen armen
ich steh bei tisch und ruder mit den beinen
man ist nicht mehr bei trost bei diesen preisen
und die schneisen in meinem gehirn
vom schlagzeilen natürlich und auch die gedanken
haben da gewohnt und nur durcheinander hinterlassen
für fast umsonst aber nun sind sie weg
und ich bin endlich
endlich bin ich die gedanken los
hand drauf und herz frei gestochen
da wird mir wieder wie mir damals war
als tante klara noch nach kuhstall roch
wenn sie von den pferden kam
den mund perlweiß verwinkelt

Sonntag, Oktober 15, 2006

183

bericht des kleinbürgerlichen z.

einmal all jahr
wischens dir
ungefragt den arsch
und den rest an zeit
spuckens dir
täglich ins gesicht
wählermassaasch
sagens die politischen
und dann lachens
und kümmern sich
einen dreck
ihren dreck

Freitag, Oktober 13, 2006

182

glaube nicht, dass dich jemand in die irre führt.
da bist du schon.


(haarmensch verparkat, filzkopf, bierflasch, le park)

he! he! wo sin´n deine skier? höhahahöh!

(walkmensch enghosig, schwitzkopf, stöcke, le trainingsstreck)

und du? wo ist´n deine buchhandlung?

(haarmensch stutzig, murmlig, traurig)

(walkmensch grimmlig, weiterwuchtend. traurig, irgendwie)

Mittwoch, Oktober 11, 2006

181

auf ganzes und einhalb

na jana
achja na
kaputtja wiesoda
na daja so soja
so warja wie ninja
nie ninja janina
vergessja manieja
zerhauja zerfetzja
und brennja
zu letztja geglaubja
und nieja verzagja
beweistja garnixja
bloß windja
kann sagja
kennt ganzja
den liedja
na jana
naja

180

im grund ein wiesenpfund

spät klettert mir letztgefunke
ins mani mechanistan
eine gehörn rät zur zielpflege
ein gerät zum augenmund
ein gerät zum salzscherz
ein gerät sich schmer abzubauchen
ein gerät für scharfblinzlernde
ein gerät für monogaffer
ein gerät gegen allie
ein gerät gegen verbellte
ein gerät mit sichelstorno
ein gerät mit kurblei
ein gerät mit ohne stumm
wie es nie und nie zuvor
niemand nicht
hören kommen sah
(und dann danach)

Montag, Oktober 09, 2006

179

das wesentliche holzt

und niemand habe sich
weniger als an und vor
und nach zu sehen

schon das über
oder aber ab zu sehen
wird als schwer wiegend

meuchlings
dem langen hals
in wendig verkopft

178

lern dich speckgürteln

was da was denn halb ledert da noch herz
mantelfrosch schiebt künstlerpulver in den arm
aber fructose ist bloss ein halbes geschenk
das gluckst nur so am schnabelmund
spitzfischend schlägt empörung durch die welle
da macht gevolks die runde
lasst ab lasst ab lasst endlich wasser ab
leeres rohr biegt sich im fahrradschrank
ich habe die tür verlassen aufgefunden
schadenfroh gelenkwellt mein hirn
der junge abend heult mit schafsgeleut
ein wölfriges vermächtnis
im kauerwahn sinkt die belegschaft
stumm

Sonntag, Oktober 08, 2006

177

melodram auf hundehäufchen

sieben
sieben
siebenundzwanzig
siebenundzwa
siebenundzwa
anzig
anzig
sieben
undzwa
sieben
undzwa

(soooooooo)

176

johannisthaler kürbisbrot

wir warten
wir warten
wir warten schon
so lange
wir warten
wir warten

(führende bankangestellte führen das verschwinden von autorität auf das fehlen von stehplätzen zurück: es sitzen die falschen und das andere liegt herum.)

175

ein trost für ein halbes erbarmen

große kollision und nur geheime polizisten
kleinbolzen hoffnung schreit nach profit
dada für dieda für dodo für anlegestelle
wir sind ein schleim ein schlock (ein) thorsten
kommt knallbein schamgebeugt in den erbsenwagen
lässt sich tiefstes gefühl ernten
wir und unser hang ein einziger schlitten
rotznase
rotznase
silbernase osterhase
rotznase
rotzhase
wenn die gute sonne grützt
befleckt vollkommene demut meine gedanken
ich schlenkere nasenflügelnd ein spinnenbein
gutmenschliches getränk mit höllenzahl
und siebenunddreißig war kein jahr um damit aufzubrechen

aber das licht war schön

Freitag, Oktober 06, 2006

174

und viel glücks

bistn für eine
hastn zu tun
willstn von dem
machstn fürn gesicht
da legst dich hin
kein angst
mir kommts gleich

Donnerstag, Oktober 05, 2006

173

wassern und schaden

ein klappern noch
storch den fuß die nase
storch das auge in den salat
da muss doch mehr grün ein bein vielleicht
durs durs geh mal wieder kanzlerworten
geh hören gut geh staunen still neuer hoffnungsträger
wir warfen lichtlohe bilder an die wand
nur stand da einer und raucht und was wollen sie
ihr letztes stündlein schlägt ins leere
sie sind längst geschichte
hab ich gesagt nur um ihn wegzukriegen von der wand
und da ist er auch gleich um die ecke
wo ihn der aushilfsfahrer totgefahren hat
was soll man machen was soll man nur
ist schwer mit gutem personal heutzutage

aber das licht war schön

172

ach gottchen
ach leutchen
glaubt denn jemand
ernsthaft an wiedergeburt
wo die glaubenszangen sich wieder
eng an die köpfe hirschkäfern
die heiligen blutsbrüder teilen sich zünftig die wut
verbrennen sehnsüche im doppelpack
echte männer brauchen krieg
sonst gehts nur wieder ans schafen ziegen oder eseln
die große freiheit muss die anderen in fetzen sehen
erlösung frisch in das blutende fleisch gerieben
tausend beinscherende jungfrauen warten
auf ihr unbeflecktes verhängnis

Dienstag, Oktober 03, 2006

171

mund voll kürbissen

noch flammt
mir ein rest sommer die
hungrige haut
schon schiebt sich
herbst den dicken
hintern vor mein gesicht
mahlzeit
alte rübennase

170

fartia e muertes

bitte
soll doch
jemand anderes jetzt
den brandstiftler machen
mit so wenig weisheit
wie ich in einer hand tragen kann
und so viel dummheit wie in mein ohr passt
wie oft sind wir auf den schienen gelegen
bis die nerven schrien
erstens jung, drittens irre, irre
irre parabel
auf sturzpflug durchs vaterland
die spur der steinernern erzeuger zerlegend
dieses erzgesichten
trümmermann mit bartpappe
das falsche lachen schief
im rechten
winkel

Montag, Oktober 02, 2006

169

apfel droht baum

aber balde wird sich was tun
dann ist aller tage abend
(und der nächste morgen auch)
balde ist aller tage abend
(und der nächste morgen auch)
dann ist wirklich aller tage abend
(und der nächste morgen auch)
balde ist endlich aller tage abend
(und der nächste morgen, auch)

(wieder ein licht, in ihren augen)


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