Sonntag, Juni 17, 2007

359

Exzellenz fährt Schlitten

Die mächtigen Fahnen
des mutigen
Verzichts
flattern mir
schon wieder
die Mundwinkel
wund

(Singular)
(Singular)
(Monular)
(Präsens)


Ach so -
Am Anfang
war das w
wieder etwas schneller


denkwiesen
wo der hafer
zwischen die
schraubverschlüsse
sticht
(die kippen ins gras!)

Freitag, Juni 08, 2007

358

Gurilla is in tha House

Und der Prinz? Und die Prinzessin? Ihre Gnaden haben keine Gnaden, aber das Boot, das ist über den See. Der See ist wieder voller Brote, die übrig bleiben für die Fische. Bevor sie sich vollsaugen, schwimmen sie auf dem See und sehen aus wie kleine Boote. Der See wird verfaulen, weil die Brote alle auf seinem Grund verfaulen werden. Der See wird verrotten. Ein Schauspiel. Ein Drama. Und eine Botschaft. Zu viel essen ist ungesund. Der König wird daraus ein Mahnmal machen, für die Bevölkerung. Damit Sie es sieht. Damit sie es weiß: zuviel essen ist ungesund. Zuviel Essen ist immer ganz ungesund. Lieber schlank und rank und rein für das Stahlgewitter als schwitzend und fett im Keller sitzen. Ich habe ein Problem mit den Drüsen. Sie Schwein.

Donnerstag, Juni 07, 2007

357

und Du, Du jetzt auch dazu

Eine Frau kommt durch eine andere Tür in den Raum. Die Frau hat einen langen Stab in der Hand, eine Art Zeigestab. Die Frau nimmt den Stab und schlägt damit durch die Luft durch den Raum. Sie scheint große Buchstaben zu formen, aber man weiß nicht, welche es sind, man kann nichts erkennen. Man kann nichts erkennen, aber sie schreibt mit dem Stock wie wild, wie Zorro, wie der Mann mit der Peitsche. Die Frau hört auf mit dem Buchstaben in die Luft schlagen. Die Frau nimmt den Stock in beide Hände und zerbricht ihn. Sie wirft ihn hoch in die Luft, faltet dann die Hände und senkt den Kopf. Die Stockteile fallen um sie herum zu Boden. Die Frau lacht, dann springt sie mit großen Schritten durch den Raum und singt dabei. Das Lied eines Piloten, das Lied eines Fliegers. Die Frau durchquert den Raum mit ausgebreiteten Armen, einmal, zweimal. Die Frau hält an. Sie lässt die Arme sinken, ihr Kopf fällt nach vorne. Sie steht da wie unsichtbar, sie steht da wie unscheinbar. Die Pilotin ist gelandet. Die Frau schweigt. Dann wirft sie den Kopf zurück, sieht sich um und verlässt mit energischen Schritten den Raum. Das Licht geht aus.

Sonntag, Juni 03, 2007

356

Knapp bekleidet am Set

Kommt grün, kommt gelb, kommt rot, oder weiß. Diese Farbe ist keine Farbe, so wie schwarz. Also weiß hat eine ganz andere Bedeutung, eine eigene. Also sehen Sie zu, dass Sie sich ein Beispiel nehmen an der Farbe weiß. Ich weiß nicht. Und ich nehme an, dass man mir das später erklären wird.

Der Mann nickt und geht einen Schritt zur Seite. Der Mann trinkt Wasser. Der Mann spuckt das Wasser wieder aus und nimmt ein Glas und daraus einen Schluck Wein aus einer Flasche aus dem Schrank neben der Tür. Der Schrank hat blaue Glastüren. Der Mann nimmt noch einen Schluck, dann wirft er das Glas an die Wand und greift sich die ganze Flasche, dann wirft er auch diese an die Wand. Er nimmt den Schrank und kippt ihn einfach um. Er sieht sich noch einmal im Zimmer um und verlässt den Raum durch dieTür. Da war plötzlich eine Tür, werden die anderen nachher sagen. Wie aus dem Nichts war da plötzlich eine Tür. Und da ist er dann hinausgegangen. Nein, niemand ist er aufgefallen vorher. Kann sein er war eigentlich überhaupt nicht da. Kann sein es hat ihn vorher nicht gegeben. Kann sein er ist auch plötzlich aufgetaucht. Die Tür ist doch auch plötzlich aufgetaucht. Die Tür war doch auch mit einem Mal da. Und wer ist überhaupt in diesem Raum gewesen, auf diesem Weg, in dieser Zeit?

355

Zählt nicht meine Zehen

Der Mann auf dem Sitz neben mir hat das gleiche Hemd. Er hat das gleiche Hemd an wie ich. Ob er auch die gleichen Gedanken anhat wie ich? Ob er eine Frau hat wie ich, eine die ihm immer die Hemden kauft? Ob er die gleiche Frau hat wie ich, wird einem immer die gleiche Frau zugeteilt, mit leichten Veränderungen im Design? Er hat das gleiche Hemd wie ich, sein Gesicht ist aber anders, und der Koffer, nein die Tasche, die Mappe, die ist ebenfalls anders. Sonst ist einiges gleich, so wie uniform, eine Gleichung. Ein Gleichnis. Oder bin nur ich gleich, sind nur wir beide gleich, verlorene Brüder, oder sind alle gleich oder mindestens ähnlich, die wir hier morgens an dieser Ampel in diesen Wagen und Bussen sitzen? Mindestens vergleichbare, am Hemd erkennbare? Wo wir alle ohne gleichen sein wollen, unvergleichlich wollen wir sein, Individuale, keine Multiplen Austauschwesen, jeder ein besserer, jeder auf seinem Gebiet, wenigstens auf seinem Gebiet, ja auf meinem Gebiet, da bin ich unwidersprochen der Beste, da kann mir keiner so leicht das Wasser reichen, keiner, ich bin speziell, ich bin Spezialist, Sonderspezialist! Und dann kommt dieses Hemd. Das Hemd neben mir bewegt sich nicht. Unser Bus bewegt sich nicht. Der Fahrer fährt nicht. Der Fahrer trägt auch ein Hemd. Vielleicht trägt sogar der Fahrer das gleiche Hemd. Vielleicht denken wir jetzt alle hier, oder überall, in der Stadt, auf dem Land, auf der Welt, im gleichen Moment denken wir alle das gleiche, ein kollektiver Gedanke, ein kollektives Aufbegehren, wir sind ja alle gleich, warum hat uns niemand etwas gesagt, was ist nur geschehen? Ja. Was ist eigentlich geschehen.

Dasselbe ist es übrigens nicht. Weil jeder ist sich selbst. (Der Nächste!)

Samstag, Juni 02, 2007

354

1 für 2 und 6

Immer sind es die Pflichterfüller, die ihre Pflicht erfüllen ohne Zögern, wie Straßenarbeiter, die ein Loch in der Straße erfüllen, bis das Loch voll ist und die Straße wieder wie neu, bis ihre Pflicht erschöpft ist. Dann gehen die Pflichterfüller zurück, sich neue zu holen, neue Aufgaben und neue Pflicht, und man gibt Ihnen reichlich, weil die Pflicht der Mächtigen unerschöpflich ist in ihren Lagern, weil die Pflicht aus Leichen gemacht ist, und der Weg der Mächtigen ist mit Leichen geradezu gepflastert, keine Frage.


Betragen & Betrügen 2009

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