Sonntag, Mai 20, 2012

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Morituri im Saltoland


Eine gute Tür macht immer klapp, nie klipp. Das ist so, weil es sich in den Jahren so eingespielt hat. Spätestens seit der der Erfindung der Tür von Ngajo Peta vor einigen hunderttausendtausend Tagen, als der keine Lust mehr auf Felle oder Fallen oder Höhlenlöcher oder Baumrinde hatte, die immer runterfielen und alles vollharzten. War wie heute damals, nur anders geschrieben! Die Türerfindung jedenfalls wäre beinahe eine tragische geworden, da es Ngajo Peta etwas an Weitblick und konsequenzorientierter Denkweise mangelte. Er hatte zwar die Tür erfunden und auch bereits eingebaut bzw. fest verankert und verrammelt, um dann allerdings festzustellen, dass eine schöne neuerfundene Tür ohne Klinke nicht besonders viel wert war. Hätte er sich bei seiner kortexbrechenden Erkenntnis im Inneren seiner Höhlung befunden (selbst gegraben mit dem getrockneten Überrest eines Riesenbiberschwanzes, der ihm eines abends in den Mangroven- und Gummibaumwäldern aus heiterem Wipfel erst auf den Kopf und dann in die Hände gefallen war - heilige Schaufel!), die Geschichte der Tür und auch die von Ngajo Peta wäre anders verlaufen. So aber kam Ngajo Peta nach monatelangem Grübeln und stumpf sinistrem Sinnieren (was ihm nebenbei bei seinen gelegentlich vorbeischauenden Stammesbrüdern den Titel eines Pseudoschamanen einbrachte, und die damit verbundene kostenlose Notverköstigung in Form von luftgetrockneten Schildkröteneingeweiden) erst auf die Klinke und nach einigen Erschütterungen und weiteren Monatsbeiträgen der Pseudoschamanenverehrer auf das Scharnier, den Rahmen und eine Vorstufe der Gummistiefelwurfmaschine. Was aber nicht weiter der Rede wert war mangels der noch nicht erfolgten Erfindung des Gummistiefels. Vom Gummi ganz zu schweigen, der zwar ringsum in den Gummibäumen der Region seine Bahnen zog, dies aber auch durch die nächste Zeit weiter unbehelligt im Schutz der tür- und fensterlosen Baumhaut seiner Hausgewächse tun konnte, sicher vor Entdeckung und Ausbeutung durch pseudoliberale Geschäftemacher. Ngajo Peta aber musste bald mitsamt seiner erfinderischen Ader begraben werden. Seine eher eintönige Ernährung und das monatelange stumpf sinistre Sinnieren hatten zwar seine biologische Halbwertszeit nahezu verdoppelt, irgendwann aber war doch mal Schluss. Seine nur kurz irritierten Standardstammesgenossen hielten kurz inne, tobten dann aber weiter johlend und saufend durch die Mangroven- und Gummibaumwälder der Gegend und rannten sich die kantigen Schädel an, ab und ein. Was irgendwann letztendlich doch zur Entdeckung des Kautschuks und seiner Verwendbarkeit als Kaugummi bzw. Fussball führte, mit all seinen schrecklichen Konsequenzen bis in unsere Tage. Das Grab von Ngajo Peta blieb noch lange ein geheimer Wallfahrtsort für die ersten Tür- und Torfetischisten der Menschheitsgeschichte. Jahr für Jahr versammelten sie sich an der unscheinbaren türlosen Erdhöhle im Inneren der Wälder, aus der es penetrant nach Schildkrötenkacke roch. Gerufen vom ewigen Wind der Wälder, und einem getrockneten Riesenbiberschwanz, der in einem der Baumwipfel angebunden unablässig seine monote Botschaft über die zum Gebet gebeugten Häupter der Gläubigen in die Welt schickte: Klapp klapp. Klapp klapp. Klapp.

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