Dienstag, Dezember 13, 2005

8.8.0

die märchenerzähler standen lange bereit, die sie unter ihren mäusezerfressenen umhängen von dorf zu dorf tragen hätten sollen. aber die fantasie, die wie angedacht von jetzt an überall in den frisch aufgebrochenen furchen keimen und wachsen sollte, verharrte still in ihrer aussaatstarre. die vorsicht nach dem schweren budget-schock des letzten frühjahrs war noch zu sehr in den genen verankert, als dass jetzt sofort und wild wuchernd üppiges querdenken eingesetzt hätte. vorsicht, sagte sich die fantasie bevor sie die dunkelgrünen samthandschuhe überstreifte, vorsicht ist immer noch die mutter der porzellankiste. wer einmal mit liegengebliebenem gefährt auf nachtschwarzen autobahnen gestrandet war, wusste dass nachsicht auch keine alternativen zwischen den langsam am horizont ausglühenden rücklichtern versteckt hielt. und dass die vorsicht wie immer meistens recht behalten würde. die nahverwandte weitsicht hemmte inzwischen den saftfluss der nervenzellen, und die brücken über dem dünn dahinschleifenden strom bebten vom marschtritt der endlosen zahlenkolonnen, die dumpf paraphierend über sie hinweg paradierten und sarazenierten. ein zähes blei lag über den steilen berggipfeln, ausgegossen von der bleich dämmernden wolkenfabrik, ein blei, das jeden lichtblick fraß, sobald er sich der oberfläche nähern wollte. noch nicht, tönte es aus den stumpfblauen kasematten, noch nicht. ihr habt noch nicht die reife, die man beim wachsen haben muss. wartet auf das signal. wartet.

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