Montag, Oktober 03, 2005

dreizehntes

und der minister nahm die hand entgegen und bot seinem sachbearbeiter einen platz.

er wolle jetzt keine fragen beantworten, nicht schon wieder, nicht jetzt, er sei sachbearbeiter und kein freund der resonanz, wenn er dauernd und immerzu diese fragen hätte beantworten wollen hätte er sozialbearbeiter werden müssen, aber das sei seine sache nicht, er halte mehr von den dingen, von der ordnung der dinge und das sei schließlich und endlich auch modern, wenn auch mal wieder. man solle doch mal den kopf vom schreibtisch weg und auf die straße drehen und sich umschauen, das sogenannte menschliche sei doch überall ein rückzugsmodell, ein vermenschlichtes, wie weit habe es uns denn gebracht, dieses menschlichtum, nur schuldner und arbeitslose, faule und verdorbene, ausländische und gewalttätige, nein, dieses vermenschlichen führe nur ins jammertal, das hätten uns die sozialen eingebrockt, und die hätten auch nichts mehr herzugeben. ein paar schöne worte vielleicht, billiger tand, ein paar gesten und feuer aus stroh. da zucke er doch lieber selbst mit seinen sachbearbeiterschultern, ehrlicher sei das, weil man wisse, dass das rein sei, reine sachlichkeit, reine information anstelle dieser ohnmächtigen menschelnden hilf- und bewegungsarmut. die neue zeit, die er in seinem bereich ja nun schon länger repräsentiere, komme ohne dieses ganze gefühlsgewühle aus, das fühle er, dass das effektiver so sei und übersichtlich und damit besser, und auch reiner, wie gesagt. die dinge hätten ihren plan und das sei auch gut so, eine natürliche ordnung, das verelendete menscheln wirke da nur als störendes element. über symbole könne man reden, gut, aber in der summe, unter dem strich, und in der sache vor allem, da müsse man sich einig sein. der weg des sogenannten menschlichen sei ein irr- und scheiterweg, weil jeder darauf tanzen wolle statt diesen auszubauen und daran zu arbeiten. im prinzip sei diese welt ganz einfach strukturiert und noch einfacher zu organisieren: wer zahle, der zähle. der wert des einzelnen entspräche ganz normal und emotionsneutral dem wert für die gesellschaft, also dem nutzen, das könne man ganz einfach berechnen und darstellen, wer mehr wert bringe oder erbringe, der sei eben mehr wert, ja diese zahlenden menschen seien für ihn schon so was wie mehrwert-menschen, das sei die wahre menschlichkeit, eine, die es zu verfolgen lohne. rein sachlich gesehen sei das nunmal so, die wertschöpfungskette sei ganz unbestechlich. die zahl sei das symbol einer besseren zukunft. klar und eindeutig. und nur so sei das überleben des einzelnen gesichert, als zahl in der menge, und er finde das ganz und gar nicht widersprüchlich, sondern in ordnung. rein sachlich. unter dem strich.

und der minister nickte und schwieg.

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