Samstag, Februar 17, 2007

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Man wird grosse Augen machen

Die Adressaten nehmen ihre Aufgaben heute nicht mehr so ernst. Die Adressaten kleben nicht mehr an Ihren Vorgaben. Nicht mehr, seit die Marken, die sie sich zur Zwischenablage auf den kahlen Kopf geklebt haben, seitdem die also selbstklebende Varianten sind und die kleinen Speichelleckerkinder überflüssig, die sonst in jeder Adressatendienststelle in jeder Ecke zu finden waren, wo sie bereitwillig auf Befehl oder auch nur auf Ansage eines Adressaten eilig die Zunge herausstreckten. Jetzt versuchen Sie in dieser Zeit mal IRGENDWO eine Briefmarke anzubringen. Oder versuchen Sie einen Plot auf das Tableau zu bekommen, der Ihnen beim Lesen nicht gleich im Kopf zerfließt wie warme Butter.

Meine Mutter und ihre warme Butter. Was sind wir Kinder immer um den Tisch herum gestanden und haben der Mutter zugeschaut, wie sie sich die warme Butter durch die Finger hat fließen lassen. Und manchmal hat sie ihre Hände auch über unsere Köpfe gehalten und dann ist uns die warme Mutter-Butter über zwischen die Haare gelaufen und dann weiter über unseren Kopf und die Schulter bis auf den Boden getropft. Das war ein Spaß, und der Vater hat geschimpft, weil er wusste wer wieder alles sauber wird machen müssen. Aber die Mutter hat ihm das Gesicht in ihre rechte Hand genommen und ihm dann liebevoll zwischen die Rippen getreten, dass es nur so gekracht hat, wie er da unten am Boden die Butter-Lachen aufgewischt hat. Wir Kinder sind immer gern noch ein wenig auf ihm herumgetrampelt, bevor wir zum Spielen hinaus sind, in die warme Sonne, mit der ganzen Butter im Haar, und ein wenig vom Vater sein Blut an unseren eisenbeschlagenen Stiefeln. Die Sonne war aber auch zu schön!

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