Mittwoch, Februar 11, 2009

505

Ra und Reibe

Ein dreizehnjähriger Flugzeugverführer landet mit seiner Liebsten in Kairo und findet eine Telefonkarte. Leider ist sie bereits abgelaufen. Während seine Liebste geschrubbt, gereinigt und aufgetankt wird, setzt sich der dreizehnjährige Flugzeugverführer an eine Straße, blinzelt in die frühägyptische Sonne und starrt auf dem staubbemehlten Teer vor ihm. Die Sonne brennt. Der Teer brütet. Die Schlange auf dem Teer zuckt und rollt sich meterweise in irgendeine Richtung, sie stinkt und lärmt, in ihr wird gefuchtelt und geschrien, gelitten und geweint. Ein Mann kommt und fragt den jugendlichen Flugzeugverführer, was er hier mache. Der Planelover zuckt mit schmalen Schultern ein knappes Nichtwissen in den Schatten des Fragers, der sich wieder entfernt. Die Sonne brennt sich weiter ihren Weg durch den Streifen lichtes Element über den Köpfen und Dächern der Stadt. Der dreizehnjährige Flugzeugverführer erhebt sich wieder, ganz steif vom harten Teer, ganz betäubt vom Lärm und Gestank der sich weiter rollenden und windenden Schlange. Oben am Firmament war es leichter, schöner, besser, gemeinsam mit der Geliebten die Wolken durchstreifend und der Sonne viel näher als man es hier unten jemals sein konnte. Ob die Pharaonen, die Kinder der Sonne, auch ein Flugzeug hatten? Vielleicht hätten sie gerne eines gehabt. Der dreizehnjährige Flugzeugverführer hatte eines. Und er hatte es liebend gern.

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