Dienstag, Januar 10, 2006

10--3

als es klingelte, öffnete ich die tür. draußen standen die pure not und die schiere verzweiflung und sahen mich aus großen augen an. ich lud sie ein in die gute stube, gab ihnen zu essen und zu trinken und hörte, was sie zu sagen hatten. sie sprachen viel und sagten doch immer das gleiche, und während sie redeten, nahmen sie gleichzeitig ihre mitgebrachten pinsel und malkästen und fingen an, ihre umgebung in dunklen grautönen einzufärben. ich sah und hörte ihnen weiter zu und nickte ab und an ergeben, wohl wissend, dass es gegen die pure not und die schiere verzweiflung kaum etwas auszurichten gab. bald rückten die beiden nah und näher an mich heran und ich konnte fühlen, wie sie begannen mich zu überwältigen.

da klingelte es erneut. ich öffnete wieder die tür und sah mich mit einemmal dem kleinen reinen glück gegenüber. es lächelte und fragte, ob es hereinkommen könne. ohne zögern ließ ich das kleine reine glück die wohnung betreten. ich nahm seine schuhe und galoschen und führte es in die gute stube, wo die sonne warm und hell durch die geöffneten fenster schien. das zimmer war leer. am rahmen des fensters waren ein schmutziger fingerabdruck und etwas schwefelgestank hängen geblieben. sonst aber war nichts zu entdecken. die pure not und die schiere verzweiflung hatten das weite gesucht.

das kleine reine glück lächelte mich wieder an. ich lächelte zurück und war froh. auch weil das kleine reine glück mit wenig worten auskam, und mit sich selbst und einer schönen tasse tee zufrieden sein konnte. reine glücksache eben, dachte ich. klein, aber fein.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich fragte nicht, ob ich hereinkommen dürfte. ich war einfach da. und ich lächle. weil mein glück mit diesen worten auskommt.
lg lylo

Anonym hat gesagt…

finde ich schon mal ganz gut. weitermachen.


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